Edipresse im ersten Halbjahr mit Verlust
Edipresse hat die Zahlen zum Halbjahr erstmals nach fortgeführten und nicht fortgeführten Bereichen aufgeteilt ausgewiesen. Nach dem Umbau werden das internationale Geschäft in Osteuropa (Polen, Ukraine, Russland, Rumänien), Spanien und Asien sowie einige Produkte im Luxussegment und das Wirtschaftsmagazin «Bilan» der «neuen» Edipresse-Gruppe angehören.
Die verbleibenden Schweizer Produkte – unter anderem die Tageszeitung «Le Temps – werden in die Presse publications SR SA (PPSR) eingebracht und schrittweise an Tamedia übertragen. Anfang 2010 übernimmt Tamedia 49,9% an PPSR, Anfang 2011 soll die Beteiligung auf 51,1% aufgestockt werden und bis 2013 will Tamedia PPSR ganz übernehmen. Die Transaktion muss noch von der Wettbewerbskommission (Weko) gutgeheissen werden.
Rückläufige Werbeeinnahmen
Im weitergeführten Geschäft ging der Umsatz von Edipresse im ersten Semester auf 91,3 (VJ 173,7) Mio CHF zurück. Umsatzeinbussen von rund 36 Mio seien auf rückläufige Werbeeinnahmen, 21 Mio auf die ungünstige Entwicklung osteuropäischer Währungen und etwa 25 Mio auf den Verkauf der portugiesischen Einheit im ersten Halbjahr 2008 zurückzuführen, hiess es. Auf vergleichbarer Basis und in Lokalwährungen habe der Umsatzrückgang 20% betragen.
Unter dem Druck der rückläufigen Werbeeinnahmen litt auch das «verkaufte Schweizer Geschäft». Hier sank der Umsatz um 18% auf 173,6 (211,6) Mio CHF. Rechnet man die beiden Bereiche zusammen (pro forma-Basis), erwirtschafteten sie einen Umsatz von 264,9 (385,3) Mio CHF.
Verlust im Halbjahr
Mit Blick auf die schwierigen Marktverhältnisse habe Edipresse drastische Massnahmen zur Kostenreduktion eingeleitet. Auf pro forma-Basis wurden die Kosten um 96,7 Mio CHF gesenkt. Trotzdem ist der operative Gewinn auf Stufe EBITDA auf 11,7 (35,4) Mio CHF zurückgegangen.
In den nicht fortgeführten Geschäften liess der EBITDA auf 22,5 (36,2) Mio CHF nach. Im weitergeführten Geschäft resultierte gar ein operativer Verlust von 10,4 (Gewinn 19,3) Mio CHF. Allerdings hatte der Verkauf der Portugal-Aktivitäten den Vorjahres-EBITDA mit 20,1 Mio CHF begünstigt, schreibt Edipresse. Unter dem Strich beläuft sich der Verlust der Gruppe auf 3,2 (Gewinn 24,1) Mio CHF, davon sind 2,9 Mio den Aktionären zurechenbar.
Fokus weiterhin auf Kostenkontrolle
Sowohl für das zweite Halbjahr 2009 als auch für 2010 sei es praktisch unmöglich, verlässliche Prognosen abzugeben, so die Mitteilung. Edipresse werde den Fokus weiterhin auf Qualität und innovative Angebote setzen und die eingeleiteten, «aggressiven» Kostensenkungsmassnahmen weiterverfolgen. Damit erhofft sich Edipresse 2010 eine Rückkehr in die Gewinnzone.
Die Magazine müssten ab dem kommenden Jahr wieder eine positive operative Marge erwirtschaften, setzt sich Edipresse zum Ziel. Denn die vorgenommenen Kostenanpassungen und die vielerorts gesteigerten Marktanteile würden sich im Falle einer konjunkturellen Erholung «sehr positiv» auf das Geschäft von Edipresse auswirken.
Ausschau nach Übernahmeobjekten
Auch werde – insbesondere in Osteuropa und Asien – laufend nach Übernahmeobjekten zur Ergänzung des bestehenden Portefeuilles Ausschau gehalten und die Entwicklung der Internet-Aktivitäten weiter vorangetrieben, schreibt Edipresse im Geschäftsbericht. Ein weiteres Standbein stelle die Bewirtschaftung des Immobilienbestandes dar.
Hinter den Erwartungen zurück
Die Aktien von Edipresse wurden bis am frühen Dienstagnachmittag noch nicht gehandelt. Gemäss Michael Foeth von der Bank Vontobel hat die Gruppe mit dem vorgelegten Verlust die Erwartungen verfehlt. Foeth rechnete mit einem Gewinn von 6,5 Mio CHF. (awp/mc/pg/10)