Arbeitslosenquote steigt im August auf 3,8%
Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Anstieg um 74,8%, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) mitteilte. Dass Junge besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind, liege auch darin begründet, das sie häufig zeitlich befristet angestellt seien oder temporär arbeiten würden, sagte Serge Gaillard, Leiter der Direktion für Arbeit im SECO, auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Angestiegen ist aber auch die Zahl der Schul- und Lehrabgänger.
Altersgruppe um 20 am stärksten betroffen – Unternehmer bemühen sich
Die Zunahme sei aber nicht so stark und zeige, dass sich die Unternehmer bemühten, Lehrlinge zu behalten. Gaillard betont, dass die Ausbildungssituation in der Schweiz gut sei. «Richtig trifft es jene, die neu auf dem Arbeitsmarkt sind», sagte Gaillard, also die Altersgruppe um 20. Doch auch wenn Junge stark betroffen seien, blieben sie doch oft nicht lange ohne Stelle.
60,4 % mehr Arbeitslose als vor Jahresfrist
Über alle Altergruppen hinweg waren im August 150’831 Menschen ohne Stelle, 5467 mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr liegt die Zahl der Arbeitslosen um 60,4% höher. Die Arbeitslosenquote nahm von 3,7% auf 3,8% zu.
Unternehmen glauben an die Zukunft
Dagegen lief in vielen Unternehmen offenkundig die Kurzarbeit aus: Im Juni – aktuellere Zahlen liegen dem SECO nicht vor – waren 58’749 Personen in Kurzarbeit, 1,9% weniger als im Vormonat. Die Zahl der ausgefallenen Arbeitsstunden ging um 0,6% zurück. Diese «Stagnation auf hohem Niveau» zeige, dass die Unternehmen an die Zukunft glaubten, sagte Gaillard.
Ansteigen der Arbeitslosenquote auf über 5 % erwartet
Mit einer Quote von 3,8% und rund 150’000 Arbeitslosen rechnet das SECO unverändert auch für das Gesamtjahr. Der Konjunkturrückgang wirke sich mit rund sechs Monaten Verzögerung auf den Arbeitsmarkt aus. Gaillard rechnet in den nächsten sechs bis neun Monaten mit einem weitere Rückgang der Beschäftigung. Damit dürfte im nächsten Jahr die Zahl der Arbeitslosen auf über 200’000 und die Quote über 5% steigen.
Manpower Arbeitsmarktbarometer
Gaillards Erwartungen werden auch durch das Manpower Arbeitsmarktbarometer gestützt, das für das vierte Quartal den tiefsten Stand seit der Einführung 2005 erreicht hat. Gerade noch 7% von 928 befragten Arbeitgebern rechnen mit einer Zunahme ihres Personalbestands, wie die Zeitarbeitsfirma Manpower am Dienstag mitteilte. Von einem Rückgang gehen 10% aus, 81% erwarten keine Veränderung. Die Netto-Arbeitsmarktprognose, also die Differenz zwischen Arbeitgebern, die im Vergleich zum Vorquartal eine Beschäftigten-Zunahme erwarten und Arbeitgebern, die mit einer Abnahme rechnen, sank auf -3%. Für das dritte Quartal hatte das Barometer mit -1 erstmals einen negativen Wert angezeigt.
Die Beschäftigungsaussichten gehen im Quartalsvergleich um 5 und im Jahresvergleich um 8 Prozentpunkte zurück. Das wiederspiegle die Zurückhaltung der Arbeitgeber angesichts einer Krise, die heute im Grossteil aller Wirtschaftssektoren spürbar sei, schreibt Manpower in der Mitteilung.
Schlusslicht Espace Mittelland
Von den sieben untersuchten Regionen weist nur die Zentralschweiz positive Beschäftigungsaussichten für das vierte Quartal 2009 auf. Mit einer Netto-Arbeitsmarktprognose von +11% verzeichnet die Region auch den grössten Anstieg im Jahresvergleich (11 Prozentpunkte). Schlusslicht ist in diesem Quartal das Espace Mittelland mit -16%. Genau wie die Genferseeregion (-9%), die Ostschweiz (-8%) und das Tessin (-1%) verzeichnet das Espace Mittelland sein tiefstes Ergebnis seit Einführung der Umfrage in der Schweiz. Im Quartalsvergleich weist die Nordwestschweiz den grössten Zuwachs (14 Prozentpunkte) und das Espace Mittelland den grössten Rückgang (20 Prozentpunkte) auf.
Banken zuversichtlich
Die Arbeitgeber im Bank- und Versicherungswesen, Immobilien und Dienstleistungssektor (+8%) zeigen sich am zuversichtlichsten, gefolgt von den Arbeitgebern der Sektoren Service public und Sozialwesen (+4%) und Verkehr und Nachrichtenwesen (+2%). Der tiefste Wert wurde im Gastgewerbe (-20%) gemessen. Es handelt sich um die niedrigste Netto-Arbeitsmarktprognose für diesen Sektor seit Einführung der Studie in der Schweiz. Das gleiche gilt für die Sektoren Bergbau und Rohstoffgewinnung (-10%), Energie- und Wasserversorgung (-5%), Land- und Forstwirtschaft (-4%) und verarbeitende Industrie (-2%). ( awp/mc/pg/10)