Deutschland: ifo-Geschäftsklima hellt sich erneut auf
Damit dürfte sich die deutsche Wirtschaft zusehends von der schwersten Rezession der Nachkriegszeit erholen, die in den Wintermonaten ihren Höhepunkt erreicht hatte.
Optimistische Markterwartungen klar übertroffen
Nach Angaben des Münchner ifo Instituts vom Mittwoch hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im August zum fünften Mal in Folge aufgehellt. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg von 87,4 Punkten im Vormonat auf 90,5 Punkte. Damit wurden bereits zuversichtliche Markterwartungen klar übertroffen. Sowohl die Beurteilung der aktuellen Lage als auch die Erwartungshaltung hellte sich abermals auf. Zudem hellte sich die Stimmung in allen betrachteten Sektoren auf. Das ifo-Geschäftsklima gilt als wichtigstes Stimmungsbarometer für die deutsche Wirtschaft und basiert auf einer Umfrage bei rund 7.000 Unternehmen.
Wirtschaft erholt sich
«Die Wirtschaft in Deutschland erholt sich langsam von ihrem Fall», kommentierte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn die jüngsten Ergebnisse. Analysten hoben insbesondere die Einschätzung der aktuellen Lage seitens der Unternehmen hervor, die sich zum zweiten Mal in Folge verbesserte. Dies zeige, dass es sich bei den seit Monaten zu beobachtenden Zuwächsen der Erwartungskomponente um keine «Erwartungsblase» gehandelt habe, sagte DekaBank-Experte Andreas Scheurle.
«Hervorragende» Umfrageergebnissen
Aber auch der nunmehr achte Anstieg der Erwartungshaltung wurde positiv kommentiert. «Der Erwartungsindex nähert sich zusehends seinem langjährigen Durchschnitt, und dies ist ein gutes Zeichen», sagte Scheuerle und sprach von «hervorragenden» Umfrageergebnissen. Auch die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) gab sich zuversichtlich für die weitere konjunkturelle Entwicklung.
«Widersinnige» Reaktion der Märkte
Etwas zurückhaltender gab sich die Citigroup, die von einer nur moderaten Erholung der Konjunktur ausgeht. So sei zwar der Erwartungsindex kräftig gestiegen, die Lagebeurteilung habe sich aber nur moderat erholt, sagte Jürgen Michels, Europa-Chefvolkswirt der Citigroup. Dies spreche für ein immer noch hohes Mass an Unsicherheit in der Wirtschaft. Während andere Bankvolkswirte für das dritte Quartal ein Wachstum von rund ein Prozent erwarten, rechnet Michels mit einem Plus von höchstens 0,4 Prozent. Die Reaktion an den Finanzmärkten war überraschend und passte nicht ins Bild. Sowohl der Euro als auch der Dax reagierten mit Kursverlusten, während die deutschen Staatsanleihen als deutlich zulegten. «Die Reaktion der Finanzmärkte war widersinnig», kommentierte die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) die Marktreaktion.
Einfuhrpreise mit stärkstem Rückgang seit 1987
In Deutschland sind die Einfuhrpreise im Juli im Jahresvergleich so stark gesunken wie seit Februar 1987 nicht mehr. Im Vergleich zum Vorjahr seien die um 12,6 Prozent gefallen, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch in Wiesbaden mit. Im Juni waren die Einfuhrpreise noch um 11,3 Prozent gefallen.
Auch Ausfuhrpreise rückläufig
Grund für den scharfen Rückgang sind laut Bundesamt abermals geringere Preise für importierte Energieträger (minus 42,9 Prozent). Im Vergleich zum Vormonat fielen die Einfuhrpreise um 0,9 Prozent. Dies war von Volkswirten erwartet worden. Im Vormonat waren sie noch um 0,4 Prozent gestiegen. Dies war der erste Anstieg im Monatsvergleich seit Juli 2008 gewesen. Die Ausfuhrpreise sanken im Juli im Jahresvergleich um 3,6 Prozent, nach einem Rückgang von 2,9 Prozent im Vormonat. Im Vergleich zum Vormonat fielen die Ausfuhrpreise im Juli um 0,2 Prozent. (awp/mc/ps/05)