EU-Verlauf: Verluste ausgeweitet – Rohstoffsektor belastet

Händler erklärten die Verluste mit der zurückgekehrten Skepsis mit Blick auf eine vorzeitige Erholung der Weltwirtschaft. «Das zuletzt verzeichnete Wachstum in Europa und Japan scheint wohl vor allem auf die Konjunkturpakete der Regierungen zurückzugehen», sagte Justin Urquhart Stewart, Geschäftsführer von Seven Investment Management. Die Frage laute nun aber, ob das Wachstum auch tatsächlich von nachhaltiger Natur sei, ergänzte der Experte. Am Nachmittag könnten US-Konjunkturdaten nochmals neue Bewegung bringen.


Der konjunktursensitive Rohstoffsektor geriet besonders stark unter Abgabedruck. Marktteilnehmer führten als Gründe die gesunkenen Metallpreise infolge einer nur schleppenden Nachfrage sowie die gefallenen Ölpreise an. ArcelorMittal waren mit minus 3,81 Prozent auf 23,835 Euro einer der schwächsten Werte im europäischen Leitindex. An Londons Börse zogen insbesondere die schwer gewichteten Minentitel den «Footsie» nach unten. Xstrata rutschten mit minus 5,29 Prozent auf 743,50 Pence an das «Footsie»-Ende. Anglo American und Rio Tinto gaben ebenfalls mehr als 5 Prozent nach. Die Rio-Tinto-Titel konnten von dem laut australischen Medienberichten anstehenden Verkauf ihrer Verpackungssparte Alcan an das australische Verpackungsunternehmen Amcor nicht profitieren.


Ölwerte wie Total und Repsol-YPF verloren teilweise über 2 Prozent, BP und Royal Dutch Shell tendierten in London ebenfalls schwach. Der Ölpreis setzte seine Talfahrt am Montag nach zuletzt schwachen Konjunkturdaten aus den USA weiter fort und fiel unter die Marke von 67 US-Dollar. «Der Ölpreis leidet nach wie vor unter den schwachen Daten zum Verbrauchervertrauen in der grössten Volkswirtschaft der Welt», sagte Rohstoffexperte Ben Westmore von der National Bank of Australia. Ein überraschender Stimmungsrückgang bei den Verbrauchern in den Vereinigten Staaten liess den US-Ölpreis seit Freitagnachmittag um mehr als vier Dollar einbrechen.


Auch Finanzwerte waren unter den grössten Verlierern. Fortis verloren über 5 Prozent. AXA und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) gaben um mehr als 3 Prozent nach.


In Zürich sackten die Papiere der Swatch Group mit minus 5,82 Prozent auf 223,20 Franken ans Ende des SMI . Die Deutsche Bank senkte nach den in der Vorwoche vorgelegten Zahlen des Uhrenherstellers ihre Anlageempfehlung auf «Hold» von bisher «Buy». Analystin Francesca Di Pasquantino sieht nach der jüngst starken Kurs-Performance von Swatch bei anderen Titeln im Sektor mehr Chancen. Novartis verloren mit 1,25 Prozent auf 47,50 Franken etwas weniger stark. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat das Medikament Extavia zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS) zugelassen. Extavia soll noch im Herbst 2009 den US-Patienten zur Verfügung stehen und bei einer wiederkehrenden Form von MS eingesetzt werden, teilte Novartis mit. Die Therapie soll zudem bei Patienten mit MS in einem frühen Stadium zum Einsatz kommen. Lediglich die Anteilsscheine des Zahnimplantateherstellers Nobel Biocare stemmten sich gegen den Trend und legten um 0,93 Prozent auf 30,50 Franken zu. Merrill Lynch hatte die Papiere auf ihre «Europe 1 List» gesetzt.


Hennes & Mauritz (H&M) gaben an der Börse in Stockholm um 1,81 Prozent auf 406,50 schwedische Kronen nach. Der schwedische Textilhersteller hat im Juli weniger Umsatz erzielt als von Analysten erwartet. Auf gleicher Fläche seien die Erlöse im vergangenen Monat um drei Prozent gesunken, teilte H&M mit. Analysten hatten mit einem Umsatzminus von einem Prozent gerechnet. Durch neu eröffnete Geschäfte konnte H&M den Gesamtumsatz im Juli um sieben Prozent steigern, aber auch dies war weniger als die meisten Experten erhofft hatten. Im Vergleich zur Konkurrenz gebe H&M weniger starke Preisabschläge, sagte ein Analyst. Dies sei zwar schlecht für die Umsätze, schone aber die Gewinn-Margen. (awp/mc/ps/16)

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