Steigende Risikovorsorge belastet emiratische Banken


von Gérard Al-Fil
Der Golfstaat VAE ist mit einer Wirtschaftsleistung von 146 Mrd. Dollar nach Saudiarabien nicht nur die zweitstärkste Volkswirtschaft unter den arabischen Ölstaaten, sondern auch die liberalste. Von den 52 ansässigen Banken sind 28 ausländische Institute. Im Dubaier Onshore-Zentrum DIFC, in dem ein international kompatibles Finanzregelwerk gilt, kommen noch einmal 243 Banken und Versicherer hinzu.


Risikovorsorge drückt auf Erträge
Bei 16 lokalen Banken, die bislang Quartalsergbnisse veröffentlicht haben, fiel der Nettogewinn im Zeitraum März bis Juni 2009 im Schnitt um ein Viertel. Beim grössten Geldhaus Emirates NBD fiel der Quartalsgewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast die Hälfte auf 852 Millionen Dirham (232,34 Mio. Dollar). Weil die Zahl säumiger Schuldner im Kreditgeschäft zunimmt, sehen sich die Banken gezwungen, immer mehr Geld in die Risikovorsorge zu stecken. Diese summiert sich per Ende Juni auf 5,18 Mrd. Dirham (1,41 Mrd. Dollar). Das sind gut 34 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.


Dies war Grund für die Rating-Agentur Standard and Poor?s, den Ausblick bei Emirates NBD und anderen Finanzunternehmen am 8. Juni auf ?negativ? herunter zu stufen. «Die Herabstufungen durch S&P waren überfällig», meint Victor Lohle, Senior Credit Analyst bei Standard Chartered Bank in Dubai. Die Wirtschaftskrise, die insbesondere die Immobilienpreise um 50 Prozent purzeln liess, setzt der Finanzbranche zu. Eine steigende Zahl an Kreditausfällen sind die Folge. Zu Bankenpleiten wie in Bahrain kam es in den Golf-Emiraten aber bislang nicht und die Mehrheit der Geldhäuser erzielt wieder Nettogewinne.


Bankenpleiten in Bahrain wirken sich aus
Die Unsicherheit auf dem Finanzsektor am Persischen Golf hat aufgrund der in Illiquidität geratenen saudiarabischen Banken TIBC und Awal im Golfstaat Bahrain zugenommen. Beide Institute haben sich angeblich bei 80 regionalen und internationale Banken angeblich über 15 Mrd. Dollar geliehen. Besonders betroffen war Abu Dhabi Commercial Bank (ADCB), die Nummer drei in den VAE, die mit Krediten von 500 Mio. Dollar bei beiden Banken engagiert war.


Abschied vom Gratis-Konto
Unterdessen schwappt auf die Kunden eine neue Gebührenwelle zu. Damit wollen die Banken in den VAE ihre Ertragssituation weiter zu verbessern. So wird es die im Land üblichen kostenfreien Spar- und Girokonten bald nur noch ab einer bestimmeten Mindesteinlage geben. Bei ADCB sollen zudem künftig nurmehr drei Schecks im Monat pro Kunde kostenfrei bearbeitet werden. Der Papierscheck ist in den VAE bis heute ein gängiges Zahlungsmittel, selbst bei Millionenbeträgen. Mit neuen Schaltergebühren wolle man zudem die Kunden zur Benutzung von Bancomaten, SMS- und Internet-Banking umerziehen, sagt Arup Mukhopadhyay, Leiter des Bereichs Consumer Banking bei ADCB.

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