Verzögerung bei Porsche-Übernahme durch VW

Dies verlautete aus Unternehmenskreisen. Zugleich wird die Auseinandersetzung um das Projekt immer schärfer. Nach den Ankündigungen massiver Proteste bis hin zu Streiks durch Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück gab es am Montag Streit um die steuerliche Behandlung des Geschäfts.


Nachhaltige Steuereinnahmen für den Staat «gesichert»
Ein Sprecher von Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) wies Darstellungen energisch zurück, wonach VW Steuerzahlungen beim Kauf von Porsche zu vermeiden suche. «Beim jetzt angestrebten Verschmelzungsprozess wird es nur eine Lösung im Einklang mit der Rechtslage geben, die zudem dem Staat nachhaltig Steuereinnahmen sichert», erklärte er am Montag in Hannover. Schliesslich habe Porsche VW übernehmen wollen, und nicht umgekehrt. «Es ist unbegreiflich, warum einige, die das gesamte Vermögen der Familien Porsche und Piëch aufs Spiel gesetzt haben, jetzt auch noch deren Rettung torpedieren.»


«Durchsichtiger Versuch»
Die «Süddeutsche Zeitung» hatte unter Berufung auf Porsche- Aufsichtsratskreise berichtet, bei der geplanten Übernahme des Sportwagengeschäfts durch VW fielen bis zu drei Milliarden Euro Steuern an, die das Geschäft noch zum Scheitern bringen könnten. Deshalb werde nach Wegen gesucht, die Zahlungen an den Fiskus zu vermeiden. Auch ein VW-Sprecher hatte dies zurückgewiesen: «Das ist ein durchsichtiger Versuch, eine gute unternehmerische Lösung zu torpedieren.»


VW-Aktie im Sinkflug
Mitten in dem Übernahme-Poker ging die Aktie von Volkswagen am Montag auf Talfahrt. Das Papier sank zeitweise um acht Prozent und lag am Spätnachmittag um sechs Prozent im Minus bei 235 Euro. Händler verwiesen auf ein Bündel von Belastungsfaktoren. So werde die Transaktion offenbar teurer als gedacht. Ausserdem könnte sich die Entscheidung noch bis Ende Juli hinziehen. Ein Händler sagte: «Das ist eine Enttäuschung.»


Übernahme in zwei Etappen geplant 
Der VW-Aufsichtsrat will an diesem Donnerstag eine Grundsatzvereinbarung beschliessen. Danach soll VW die Porsche AG in zwei Schritten komplett übernehmen und in den Wolfsburger Konzern eingliedern. Porsche soll als zehnte Marke eigenständig weitergeführt werden. Mit dem Erlös soll die Porsche SE ihre Schulden weitgehend tilgen können. Porsche hatte sich mit der geplanten Übernahme von VW verhoben und sitzt auf rund zehn Milliarden Schulden. An dem vereinten VW-Porsche-Konzern sollen die Familien Porsche und Piëch zu über 50 Prozent beteiligt sein, das Land mit 20 und das Emirat Katar mit bis zu 19,9 Prozent.


Berlin setzt auf «konstruktive Lösung»
Die Entscheidung bei Porsche soll jetzt voraussichtlich erst in einer erneuten Aufsichtsratssitzung eine Woche später fallen. Wulff forderte jedoch, bis Donnerstag endgültige Klarheit über die Zukunft von VW und Porsche zu schaffen. Beide Seiten müssten «den Knoten durchschlagen», sagte er der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Montag). Der Sprecher der Bundesregierung, Ulrich Wilhelm, wollte die derzeitige Situation bei VW und Porsche am Montag in Berlin nicht bewerten. Die Bundesregierung setze jedoch auf eine «konstruktive Lösung», die den Interessen des Standorts Deutschland und auch seiner Beschäftigten gerecht werde.


Protestaktionen ein «stumpfes Schwert»
Die von Hück angekündigten Protestaktionen der Belegschaft gegen eine Übernahme durch VW sind aus Sicht eines Arbeitsrechtlers ein «stumpfes Schwert». «Das ist eine Drohung, die zwar VW treffen soll, aber letztlich Porsche schadet», sagte der Tübinger Arbeitsrechtler Prof. Hermann Reichold am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa mit Blick auf Produktionsausfälle. Wenn sich die Arbeitnehmerschaft gegen die Übernahme stelle, sei das kein Grund zur Sorge für VW- Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. «Denn kein Arbeitnehmer wird deshalb seine Kündigung einreichen, zumal in diesen schlechten Zeiten.» Überdies sei ein Streik illegal. (awp/mc/ps/02)

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