Top-Gehälter: Travail.Suisse geisselt Manager
Noch immer klaffe bei den Löhnen eine grosse Lücke zwischen unteren Chargen und dem Management. «Statt der unsichtbaren Hand des Marktes regiert das unsichtbare Händeschütteln». Daran habe auch die Wirtschaftskrise nichts geändert, sagte Flügel. Er verwies dabei auf die durchgeführte Untersuchung der Gehälter des Top-Managements von 27 grossen Schweizer Unternehmungen.
Löhne leicht rückläufig
Demnach sind die Gehälter der Konzernleitung durchschnittlich um 4% gesunken. Auch die Differenz zwischen Tiefstlohn und mittlerem Lohn der Konzernleitung innerhalb einer Firma war um 6% geringer. Bei 16 Firmen schloss sich die so genannte Lohnschere 2008 gegenüber 2007; bei 11 Firmen öffnete sie sich. Der grösste Unterschied zwischen hohen und tiefen Löhnen besteht bei der Grossbank Credit Suisse: Konzernleitungsmitglieder verdienen dort 195 Mal mehr als Mitarbeitende der untersten Chargen. Am wenigsten ausgeprägt ist die Lohnschere beim bundeseigenen Rüstungsbetrieb Ruag mit einem Verhältnis von 1:12.
Abgeschottete Welt der Manager
Travail.Suisse genügt der leichte Rückgang der Lohndifferenz nicht – gerade angesichts der sinkenden Firmengewinne und -umsätze. Der Grund für den Rückgang der Spitzensaläre liege lediglich im verminderten Wert der ausgeschütteten Aktien und Optionen, sagte Flügel. Laufe es an der Börse wieder besser, werde sich die Lohnschere augenblicklich wieder öffnen, gab sich Flügel überzeugt. Grundlegend habe sich nichts an der abgeschotteten Welt der Manager verändert.
«Selbstregulierung der Wirtschaft gescheitert»
Für Travail.Suisse ist klar, dass die Selbstregulierung der Wirtschaft gescheitert ist. Der Verband fordert darum strengere Regelungen, um das «Lohnkartell» zu knacken. In Anlehnung an die «Abzocker-Initiative» von Thomas Minder sollen die Aktionäre über die Löhne der Geschäftsleitung bestimmen können. Auch seien Boni zu begrenzen sowie Abgangs- und Antrittsentschädigungen zu verbieten.
Regelungsdichte nicht zu gross werden lassen
Travail.Suisse will gleichzeitig nicht, dass die Regelungsdichte zu gross wird. Den besseren Weg, mit überrissenen Managergehältern Schluss zu machen, sieht der Verband in der Vertretung der Arbeitnehmenden in den Verwaltungsräten. «Die Beteiligung von Leuten, die 80’000, 100’000 oder vielleicht 150’000 Franken verdienen, würde sicherlich die Diskussion über die Saläre im Verwaltungsrat verändern», sagte Flügel. Gleichzeitig würde dafür gesorgt, dass die Löhne der übrigen Mitarbeitenden nicht vergessen geht. (awp/mc/ps/21)