Jos De Vuyst, CEO Kardex

Von Christa Spoerle


Moneycab: Herr De Vuyst, Lager- und Fördertechnik gelten als Spätzykliker, spüren Sie die Krise erst jetzt?


Jos De Vuyst: Absolut, nach den Rekordjahren 2007/08 spüren wir das kältere Wirtschaftsklima in beiden Divisionen seit dem ersten Quartal immer stärker. Es macht allerdings den Anschein, als könnten wir uns auf tiefem Niveau stabilisieren, doch unsere Visibilität ist eingeschränkt, die Volatilität hoch. Wir haben vor, anlässlich der Publikation des Halbjahresergebnisses im August einen Ausblick für 2009 zu liefern. 


Wird es denn möglich sein, die Verschuldung 2009 weiter zu reduzieren?


Ja, wenn sich die aktuelle wirtschaftliche Lage nicht weiter verschlechtert, wird unsere Nettoverschuldung 2009 unter die Marke von 25 Mio EUR aus 2008 sinken, denn wir können weiterhin einen positiven free Cash-Flow nach Investitionen ausweisen. Unsere Cash-Position beträgt derzeit rund 30 Mio EUR.


Wie entwickelten sich die Bestellungen im Bereich Lager- und Bereitstellungssysteme (KRM)  und Bereich Hochregallager (Stow)  im zweiten Quartal? 


Beide Divisionen sind vom Nachfragerückgang betroffen. Da es sich allerdings oftmals um die gleichen Kunden handelt, überrascht das nicht. Die Aufträge entwickeln sich allerdings recht volatil. Dennoch scheint sich im zweiten Quartal für beide Bereiche eine gewisse Stabilisierung auf tiefem Niveau abzuzeichnen.


«Wenn sich die aktuelle wirtschaftliche Lage nicht weiter verschlechtert, wird unsere Nettoverschuldung 2009 unter die Marke von 25 Mio EUR aus 2008 sinken, denn wir können weiterhin einen positiven free Cash-Flow nach Investitionen ausweisen.»
Jos De Vuyst, CEO Kardex


Profitieren Sie von tieferen Stahlpreisen?


Die Stahlpreise haben sich nach einem dramatischen Verfall um 45% seit Oktober 2008 im zweiten Quartal etwas stabilisiert. Die Visibilität ist allerdings erschwert. Im Stow Bereich sind die Auswirkungen auf Umsatz und Profitabilität beträchtlich; sie gehen mehr oder weniger einher mit den Stahlpreisschwankungen. Von den tieferen Stahlpreisen können wir bei Stow nicht profitieren, denn wir müssen im heutigen Marktumfeld Preissenkungen sofort an unsere Kunden weitergeben. Diese scheinen die durch den Stahlpreis verursachten Preisschwankungen allerdings zu akzeptieren.


Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Regionen?


Eigentlich muss man sagen, dass alle Regionen betroffen sind. In Westeuropa sind es insbesondere Spanien und Grossbritannien sowie Deutschland. In Osteuropa haben wir in Polen, Tschechien und Russland zu kämpfen und auch in China ist die Lage nicht mehr so rosig. Hier gestaltet sich die Entwicklung allerdings sehr volatil, so dass bei Anzeichen einer Erholung hier mit einem raschen Nachfrageanstieg gerechnet werden kann. Positiv entwickeln sich für uns im Moment die Märkte in den USA, der Schweiz und in den Niederlanden.


2008 haben Sie Ihr mittelfristiges Margenziel von 10%  EBIT nur knapp verfehlt, wird das 2009 deutlicher?


Ja, wir werden 2009 weiter davon entfernt sein. Der EBIT wird in Prozent und nominal deutlich tiefer ausfallen. Aber dass wir 2008 das Ziel, das wir uns für 2011/12 gesetzt haben,  nur knapp verfehlten, zeigt, wie gut wir gearbeitet haben. Wir haben uns in den vergangenen beiden Jahren fit getrimmt, damit wir gut durch die rauhe See segeln und  schnell wieder zur alten Profitabilität zurückfinden.


Haben Sie denn noch Sparmassnahmen  im Köcher?


Die Fixkosten in beiden Divisionen beobachten wir genau. Doch wir sparen nicht im Bereich des Humankapitals. Wir wollen kein Know-how verlieren, sondern bereit sein, vom kommenden Aufschwung zu profitieren. Ich persönlich rechne nicht mit einem raschen Aufschwung, sondern eher mit einer L-Krise mit länger dauernder Stabilisierung.  Trotzdem mussten wir in unseren Werken in Belgien und Deutschland ab. 1. April teilweise Kurzarbeit einführen.


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Werden Sie 2009 weniger investieren als 2008?


Eine gewisse Reduktion der Investitionen lässt sich nicht vermeiden. Aber an den strategischen Investitionen gibt es keine Abstriche. Die Entwicklung neuer Produkte geht weiter, der Produktionsstandort in China wird ausgebaut und die Umstellung auf SAP in beiden Bereichen fortgesetzt. Zudem wird das US-Werk mit neuen Maschinen ausgestattet.


Könnten Sie nach der Übernahme der norwegischen Element Storage Systems doch noch weitere Akquisitionen vorstellen, in welchem Umfang?


Durchaus. Allerdings nur gezielte, kleinere strategische Investitionenzur Arrondierung von Märkten. Viele Projekte haben wir zur Zeit nicht in der Pipeline. Wir können uns weitere Akquisitionen leisten, denn wir verfügen über eine starke Bilanz, eine hohe Cash-Position und sind damit ziemlich unabhängig von den Banken. Element Storage zu übernehmen war eine Notwendigkeit, nachdem dieses Unternehmen grösser geworden war als unsere eigene Vertriebsgesellschaft. Damit haben wir unsere Marktposition in Skandinavien ausgebaut.


«Der EBIT wird 2009 in Prozent und nominal deutlich tiefer ausfallen. Wir haben uns in den vergangenen beiden Jahren aber fit getrimmt, damit wir gut durch die rauhe See segeln und  schnell wieder zur alten Profitabilität zurückfinden.»
Jos De Vuyst, CEO Kardex


Könnten Sie sich denn vorstellen, selbst übernommen zu werden?


Wir wollen nicht übernommen werden. Dafür gibt es auch keine Anzeichen . Wir wollen unsere klare neue Strategie selbst weiterführen und lieber selbst Übernahmen vornehmen.


Nach der Übernahme der amerikanischen Kardex können Sie dort wieder unter eigenem Namen auftreten, macht sich das bemerkbar?


Absolut. Das war eine kleine Übernahme, aber strategisch sehr wertvoll. Jetzt können wir auf der ganzen Welt mit dem gleichen Namen auftreten. Die amerikanische Gesellschaft  ist vorwiegend im Office Bereich tätig  und kann von gewissen staatlichen Investitionsprogrammen profitieren. Sie leidet deshalb nicht so stark unter der Krise. Und wir bauen das Werk in Pennsylvania  noch in diesem Jahr so aus, dass dort schrittweise in den nächsten Jahren alle unsere Kardex-Produkte für den amerikanischen Markt produziert werden können.


Sie konnten nach zweijährigem Unterbruch wieder eine Ausschüttung ausrichten, was können die Aktionäre nun erwarten?


Mit der Nennwertrückzahlung von 2,50 CHF für das Geschäftsjahr 2008 wollte Kardex ein deutliches Zeichen setzen, dass der Turnaround geschafft ist und unsere Situation stark genug ist, die Aktionäre an der positiven Ertragsentwicklung partizipieren zu lassen. Welche Pläne der Verwaltungsrat im laufenden Geschäftsjahr vorsieht, weiss ich nicht. Aber ich denke, dass sich unsere Ausschüttungspolitik nach dem Gewinn richten wird.


 



Zur Person:
Jos De Vuyst, Jahrgang 1963, ist belgischer Staatsbürger. Er leitet seit anfangs 2006 die Kardex-Gruppe als CEO. Nach dem Studium zum Dipl.-Ing. Elektrotechnik Universität Gent und einer Ausbildung zum  MBA Vlerick Management School war er bei Stow International tätig, seit 2003 als General Manager von Stow International nv.


Zum Unternehmen:
Die Kardex Remstar International Gruppe ist ein führender Anbieter von Produkten und Dienstleistungen in den Logistikbereichen Dynamische Lager- und Bereitstellungssysteme und Statische Regallagersysteme. Die Gruppe besteht aus den Geschäftsbereichen KRM und Stow. Diese unterhalten Niederlassungen und Fabrikationsbetriebe in Europa, Amerika und Asien. Kardex erzielte 2008 mit 2028 Mitarbeitende einen Nettoumsatz von 460 Mio EUR. 

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