CH-Eröffnung: Schwacher Start – Georg Fischer unter Druck
Konjunktursorgen und Befürchtungen, dass die gestiegenen Anleihen-Renditen bei Unternehmen zu überhöhten Finanzierungskosten führen könnten, belasteten den US-Handel. Die Entwicklung der weltweiten Konjunktur dürfte weiterhin das bestimmende Thema an der Börse bleiben. Umso mehr, da die Agenda mit Unternehmensnachrichten ziemlich ausgedünnt ist. Im Verlaufe des Morgens werden eine Reihe von Stimmungsindikatoren für die Wirtschaft des Euroraums erwartet. Am Nachmittag folgen weitere Daten aus den USA.
Das Blue Chips Barometer SMI verliert bis um 09.40 Uhr 1,03% oder 55,98 Stellen auf 5’363,44 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt derweil um 1,11% auf 816,71 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,09% auf 4’622,59 Zähler.
Bei den Bluechips leiden vor allem Zykliker und Finanztitel unter Gewinnmitnahmen. Dort ist es zuletzt zu grösseren Kursavancen gekommen und der wieder stärker werdende Konjunktur-Pessimismus drückt nun auf die Stimmung. So geben etwa Logitech um 3,1% auf 15,24 CHF, OC Oerlikon um 3,3% auf 64,05 CHF oder Holcim um 2,6% auf 56,40 CHF stark nach.
Die Aktien von Swatch (-1,2% auf 175,60 CHF) und Richemont (-0,5% auf 23,38 CHF) reagieren auf den erneut starken Rückgang der Schweizer Uhrenexporte im April mit durchschnittlichen Abgaben. Die Uhrenexporte sind im April real um 26% zurückgegangen, in den ersten vier Monaten beläuft sich das Minus auf 24,3%. Allerdings hatte Richemont bereits Mitte Mai anlässlich der Gesamtjahrespublikation 2008/09 darauf hingewiesen, dass die eigenen Umsätze im April um 19% (-26% in LW) gesunken seien.
Von den Kursbereinigungen bleiben auch die Finanztitel nicht verschont. Allen voran verlieren Swiss Life 2,7% auf 89,45 CHF, Julius Bär 2,3% auf 44,26 CHF, CS 2,1% auf 46,62 CHF und Swiss Re 2,4% auf 36,06 CHF deutlich an Wert. Gestern hatte der Rückversicherer Swiss Re zwei Anleihen im Gesamtbetrag von einer Milliarde Franken begeben. Zudem meldete die indische Zeitung «Economic Times», dass Swiss Re mit dem indischen Religare-Konzern ein Gemeinschaftsunternehmen im Bereich Krankenversicherung plant.
Nicht ganz so stark aber dennoch deutlich geben die defensiven Schwergewichte Nestlé (-1,5% auf 39,12 CHF) und Novartis (-0,9% auf 43,48 CHF) nach. Roche (+0,1% auf 144,10 CHF) können dagegen ein wenig dazugewinnen.
In der Pharmabranche dürfte übers Pfingstwochenende die morgen Freitag beginnende ASCO-Onkologiekonferenz das Interesse der Anleger auf sich ziehen. Roche wird dort unter anderem über eine Phase-II-Studie zu Trastuzumab-DM1 berichten. Der Produktkandidat habe bei 25% der Probandinnen mit fortgeschrittenem HER2-positivem Brustkrebs eine «bemerkenswerte Verkleinerung» der Tumore gezeigt, gab Roche bereits heute bekannt.
Novartis will am ASCO-Kongress neue Studiendaten zu mehr als 15 Wirkstoffkandidaten präsentieren, wie der Pharmakonzern im Vorfeld ankündigt. Die vorab präsentierten Studiendaten zu Sandostatin, Afinitor und Glivec klingen verheissungsvoll und könnten der Aktie neue Impulse verleihen, so ein Händler. Ausserdem gab Novartis bekannt, dass das Angebot an die Publikums-Aktionäre der indischen Tochter Novartis India auf 450 von zuvor 351 Rupien je Aktie erhöht wurde.
Auf der Gewinnerseite legen Actelion um 2,5% auf 55,40 CHF zu. Die Titel wurden von den Analysten des Instituts Jefferies neu zum Kauf empfohlen. Fester notieren etwa auch Syngenta (+1,2% auf 261,00 CHF), nachdem der Kurs am Mittwoch aufgrund schlechter Branchennachrichten um beinahe 4,5% eingebrochen war.
Am breiten Markt verlieren Georg Fischer 4,2%. Über ein Sparprogramm sollen die Gesamtkosten um 350 Mio CHF gesenkt werden. Ziel sei es, im Jahr 2010 ein positives operatives Ergebnis und einen positiven Freien Cashflow zu erzielen und spätestens im Jahr 2012 eine EBIT-Marge von 8% zu erreichen. Dabei werden weitere 1’300 Stellen oder 16% der Belegschaft abgebaut.
Die Aktien von Castle Private Equity steigen nach den gestern vorgelegten Erstquartalszahlen um 4,0%. (awp/mc/ps/13)