ZEW-Konjunktur-Erwartungen hellen sich im Mai stärker als erwartet auf

Von dpa-AFX befragte Volkswirte hatten nur mit einer Aufhellung auf plus 20,6 Punkte gerechnet. Mit diesem Wert liegen sie über ihrem historischen Mittelwert von 26,2 Punkten. Im April war der Indikator mit 13,0 Punkten erstmals seit Juli 2007 wieder in den positiven Bereich gedreht. Die Bewertung der aktuellen Lage hat sich im Mai hingegen erneut leicht verschlechtert. Der entsprechende Indikator sinkt um 1,2 Punkte auf minus 92,8 Punkte.


Das Schlimmste überstanden
«Was die reine Konjunkturentwicklung angeht, mehren sich zwar die Anzeichen, dass das Schlimmste nun überstanden ist», sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. «Bei der Entwicklung am Arbeitsmarkt steht uns aber das Schlimmste wohl noch bevor.» Vor allem die vorsichtigen Anzeichen einer Erholung der Realwirtschaft dürften die optimistischere Stimmung unterstützt haben, schreibt das ZEW. So sei der freie Fall der Industrieproduktion gestoppt worden und die Exporte und Auftragseingänge hätten wieder zugelegt.


Langsame Erholung im zweiten Halbjahr
Die ZEW-Konjunkturerwartungen signalisieren nach Einschätzung der DekaBank eine langsame Erholung der Konjunktur im zweiten Halbjahr. Die deutlich gestiegenen ZEW-Erwartungen im Mai hätten das Bild von anderen Frühindikatoren bestätigt, sagte Andreas Scheuerle, DekaBank-Volkswirt. «Noch haben wir die Rezession aber nicht hinter uns.» Darauf deute auch die immer noch sehr schwache Lagebeurteilung hin. Laut Commerzbank darf nicht vergessen werden, dass es sich hier um eine Umfrage unter Analysten handele und diese eben davon ausgingen, dass sich die katastrophalen Schrumpfungsraten des ersten Quartals nicht wiederholen werden. «Allerdings war der ZEW in der Vergangenheit als Indikator für untere Wendepunkte nicht schlechter als zum Beispiel die ifo-Geschäftserwartungen.»


Kein Anlass zur Euphorie
Trotz eines überraschend deutlichen Anstiegs des ZEW-Index besteht nach Ansicht der Postbank weiterhin kein Anlass zu Euphorie. «Die konjunkturelle Erholung dürfte eher zäh verlaufen und von Rückschlägen begleitet werden», heisst es in einer Studie. Zudem erfolge die erwartete Belebung von einem sehr niedrigen Niveau. Daher werde es lange dauern, bis der im Winterhalbjahr durchlittene massive Absturz vollständig verarbeitet sein wird. Bei dem in der kommenden Woche anstehenden ifo-Geschäftsklimaindex erwartet Scheuerle einen deutlichen Anstieg der Erwartungskomponente. Auch die Helaba sieht einen Anstieg bei der ifo-Erwartungskomponente: «Insgesamt liefert die ZEW-Umfrage eine freundliche Indikation für den ifo-Geschäftsklimaindex, der in der kommenden Woche veröffentlicht wird.» Die ZEW-Lagebeurteilung sei allerdings nochmals «katastrophal schwach» ausgefallen.


Der DAX wurde durch die Daten gestützt. Der Euro wurde nur kurzzeitig gestützt und notiert zuletzt wie vor den Daten bei 1,3628 US-Dollar. Der für den Anleihemarkt richtungsweisende Euro-Bund-Future geriet nach den Daten weiter unter Druck. Zuletzt wurde er mit 120,66 Punkten notiert, das sind 0,68 Prozent weniger als zum Handelsschluss am Vortag. (awp/mc/pg/18)

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