Infranor: Rote Zahlen – Geschäftsleitung ausgewechselt
Der Reinverlust von 9,7 Mio CHF berücksichtigt Währungsverluste von 1,5 Mio CHF und Kosten für Restrukturierungsmassnahmen von 4,3 Mio CHF. Vor einem Jahr hatte Infranor noch 2,8 Mio CHF Gewinn gemacht. Der Umsatz ging im Geschäftsjahr 2008/09 (per 30. April) um 29% auf 54,2 Mio CHF zurück, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Damit verfehlte Infranor die eigenen, bereits pessimistischen Prognosen. Trotz bereits im November 2008 eingeleiteter Massnahmen für Kostenreduktion resultierte auch operativ ein Verlust. Er betrug in Lokalwährungen 3,9 Mio CHF, nach einem Gewinn von 2,8 Mio CHF im Vorjahr.
Noch nicht ausgestanden
Und das Schlimmste ist noch nicht überstanden: Die Konjunkturkrise werde sich im angelaufenen Geschäftsjahr «vollumfänglich» auswirken, so Infranor weiter. Das Unternehmen rechnet mit einem weiteren Umsatzrückgang auf rund 40 Mio CHF, erwartet aber schwarze Zahlen. Um dies zu erreichen, tritt Infranor noch stärker auf die Kostenbremse. So wird die US-Tochter Automotion an ElectroCraft verkauft und die Unternehmensstruktur stark gestrafft. Die Zahl der Gruppengesellschaften wird von 21 auf 13 reduziert, und die Schweizer Aktivitäten werden in Yverdon konzentriert. Die Standorte Zürich und Coppet VD werden aufgegeben.
Weiterer Stellenabbau
Diese Massnahmen haben einen weiteren Stellenabbau zur Folge. Nach dem im Februar angekündigten Abbau von 60 Stellen sollen nun weitere 70 wegfallen. Der weltweite Personalbestand wird so von rund 300 auf 170 praktisch halbiert. Zudem wurde in den meisten Gesellschaften Kurzarbeit eingeführt.
Hauptaktionär stellt Präsidenten
Gehen muss auch die bisherige Infranor-Führung: Der Präsident und Delegierte des Verwaltungsrats Martin Bölsterli tritt zurück. Er wird durch Nicolas Eichenberger ersetzt, dem Verwaltungsratspräsidenten des Hauptaktionärs Perrot Duval und bisherigen Infranor-Vizepräsidenten.
«Angesichts der Konjunkturkrise wollte unser Hauptaktionär mehr Einfluss nehmen», erklärte der jetzige VR-Präsident Martin Bölsterli im Gespräch mit AWP die Gründe für die Rochade. Für Perrot Duval stehe nämlich zu viel auf dem Spiel, als dass der Aktionär an der Seitenlinie verharren könnte. «Infranor macht bei Perrot Duval ungefähr 95% des Portfolios aus – wir sind bei weitem die wichtigste Beteiligung, die sie haben.» A usserdem hätten finanzielle Gründe zum Entscheid beigetragen. «Da Infranor nun viel kleiner ist – mit einem Umsatz von 40 statt mehr als 75 Mio CHF und einem Personalbestand von 170 statt 300 Personen – mussten wir die Geschäftsleitung anpassen,» sägte Bölsterli. So seien auch die beiden CEO-Positionen zu einer Stelle zusammengeführt worden.
van Griethuysen neuer CEO
Neuer CEO der Gruppe wird Jean-Pierre van Griethuysen, bisheriger CEO der Cybelec Division. Er übernimmt somit auch die CEO-Funktion der Infranor Division des ebenfalls ausscheidenden Rainer Isenrich. Nach Vollzug der laufenden Restrukturierungen per Ende September 2009 wird auch CFO Pius Bernet gehen.
Definitive Zahlen und detaillierte Informationen zum Geschäftsjahr 2008/09 werden an der Bilanzpräsentation vom 18. August vorgestellt.
Aktien von Infranor und Perrot Duval auf Sinkflug
Die Aktien von Infranor und vor allem diejenigen des Hauptaktionärs Perrot Duval standen im bisherigen Verlauf unter Druck. Die Beteiligungsgesellschaft hält gemäss Aktienführer knapp 78% an Infranor. Bis um 12.10 Uhr verlieren Perrot Duval Inhaberaktien in einem leicht positivem Gesamtmarkt 17,6% auf 1’318 CHF und der Partizipationsschein 13,9% auf 55 CHF. Die Infranor-Titel sanken derweil um 5,1% auf 24 CHF. Bei beiden Aktien war das Handelsvolumen allerdings sehr gering. (awp/mc/pg/06)