EU-Verlauf: Etwas fester – Starke Finanzwerte von Barclays angeführt
«Der Markt schwankt zwischen Furcht und Gier», sagte Andrew Turnbull von ODL Securities. Die Verlockung sei zwar gross, einen Boden auszurufen. Es bestehe jedoch weiter die Gefahr, dass sich «grüne Triebe schnell als Unkraut herausstellen». Der Erfolg der scharfen Erholungsbewegung hänge entscheidend von den kommenden Indikatoren ab. Alleine an diesem Nachmittag stehen nicht weniger als fünf wichtige Datensätze zur Veröffentlichung an, darunter die wohl besonders fokussierten Verbraucherpreise für April, der Empire-State-Manufacturing-Index mit den Aussichten des Verarbeitenden Gewerbes, sowie die von der Uni Michigan ermittelte Verbraucherstimmung.
Finanzwerte und hier insbesondere Bankentitel bestimmten gemeinsam mit Rohstofftiteln die positive Marktentwicklung, eher defensiv eingestufte Aktien von Telekomunternehmen und Pharmakonzernen litten indes mehrheitlich unter Angaben.
Unter den Bankentiteln richtete sich das Anlegerinteresse insbesondere auf die Papiere von Barclays, die an der Londoner Börse um 8,89 Prozent auf 275,50 Pence ansprangen. Die britische Grossbank könnte sich Berichten zufolge von ihrer ganzen Vermögensverwaltungssparte und nicht nur von der Handelsplattform iShares trennen. Dies könnte der Bank, die bisher ohne staatliche Hilfen durch die Finanzkrise ging, rund 12 Milliarden Dollar in die leeren Kassen spülen, berichteten «Wall Street Journal» und die «Financial Times» am Freitag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Im Fahrwasser gewannen auch Royal Bank of Scotland (RBS) 5,32 Prozent auf 41,63 Pence.
Der EuroSTOXX wurde angeführt von Papieren von Deutsche Bank, Intesa SanPaolo und ING Groep. Intesa-Papiere gewannen 4,98 Prozent auf 2,425 Euro, ING legten um 4,16 Prozent auf 7,24 Euro zu. In Zürich fielen Julius Bär mit einem Aufschlag von 3,98 Prozent auf 40,80 Franken besonders auf.
Minenwerte waren ebenfalls sehr gefragt: Vedanta gewannen 7,51 Prozent auf 1.346 Pence und Antofagasta zogen um 5,08 Prozent auf 579,50 Pence an. Rio Tinto legten um 3,70 Prozent auf 2.690 Pence zu. Der Konzern hält nach wie vor an dem Schulterschluss mit dem chinesischen Konkurrenten Chinalco fest. Rio Tinto will weiterhin die strategische Partnerschaft. Der Konzern reagiert damit auf Spekulationen, wonach der Deal mit den Chinesen von Aktionären oder auch der Regierung torpediert werden könnte.
Vivendi stiegen als Nachzügler der Berichtssaison vom Vorabend um 1,48 Prozent auf 19,23 Euro zu. Der französische Medien- und Telekomkonzern konnte im ersten Quartal Gewinn und Umsatz steigern. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) sei um 15 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro geklettert, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Der bereinigte Überschuss belief sich auf 649 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 23,7 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Stagnierende Umsätze meldete dagegen Thales . Die schwache Wirtschaftslage habe vor allem die Raumfahrtsparte belastet, hiess es. Die Papiere verloren 0,80 Prozent auf 31,64 Euro.
Roche-Aktien folgten mit minus 1,16 Prozent auf 145,30 Franken dem Branchentrend und konnten nicht von Erfolgsmeldungen für die Antikrebsmittel Avastin und Tarceva profitieren. Daten der Phase-III-Studie RIBBON-1 hätten gezeigt, dass die Therapie von fortgeschrittenem Brustkrebs mit einer Kombination von Avastin und herkömmlichen Chemotherapien die progressionsfreie Überlebenszeit gegenüber einer Behandlung mit einer Chemotherapie allein verlängert habe, teilt der Pharmakonzern mit. Auch Tarceva habe in einer bestimmten Patientengruppe das Fortschreiten der Lungenkrebserkrankung erfolgreicher aufgehalten als ein Placebo. (awp/mc/ps/19)