EU-Verlauf: Mehrheitlich schwächer – Aegon nach Zahlen sehr gefragt

Börsianer vermissten einen klaren Trend, nachdem die Pessimisten zuletzt wieder etwas Auftrieb erhalten hätten. Nach schwachen Branchenvorgaben aus den USA gerieten Banken- und Finanztitel zu Handelsbeginn besonders unter Druck. Nach einer deutlichen Erholung gehörte der Sektor zuletzt allerdings zu den Favoriten. Bei Öl- und Gaswerten hielten dagegen Börsianern zufolge Verkäufer das Zepter in der Hand. Neue Impulse auf Konjunkturseite dürfte am Nachmittag der US-Index der Erzeugerpreise für April sowie die wöchentlichen Arbeitslosenzahlen bieten.


Mit Abstand grösste Gewinner im EuroSTOXX waren aber Papiere von Aegon mit einem Zuwachs von 9,30 Prozent auf 4,19 Euro. Der wegen Abschreibungen auf Wertpapiere angefallene Verlust des niederländischen Finanzkonzerns fiel im ersten Quartal geringer aus als befürchtet. Im vierten Quartal hatte der Konzern noch einen Verlust von knapp 1,2 Milliarden Euro verbucht. Zudem fiel der Wert des Neugeschäfts mit 201 Millionen Euro besser als von Analysten erwartet aus. «Die Zahlen sind in Ordnung», sagte ein Analyst. Insbesondere der Embedded Value sei ermutigend.


Fortis stiegen um 2,46 Prozent auf 2,12 Euro. Die belgische Versicherungsgruppe schrieb nach der Zerschlagung infolge der Finanzkrise im ersten Quartal wieder schwarze Zahlen. Ein Analyst sprach von einem «ermutigenden Bericht».


Auch Credit Agricole legten nach zwischenzeitlichem Rutsch auf 9,69 Euro zuletzt um 0,24 Prozent auf 10,235 Euro zu. Der Gewinn der französischen Grossbank ist im ersten Quartal stärker gesunken als erwartet. Der Überschuss ging um 77 Prozent auf 202 Millionen Euro zurück – Experten hatten mit einem deutlich höheren Gewinn gerechnet. Die Erträge der Investmentbanking-Sparte Calyon hätten im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern «nur im Rahmen der Erwartungen» gelegen, sagte ein Analyst. Einzig das Geschäft mit Anleihen sei bei Calyon solide gewesen, andere Bereiche liefen dem Wettbewerb hinterher. Aktien von Natixis sackten indes um 9,94 Prozent auf 1,486 Euro ab. Die Investmentbank der französischen Sparkassen verzeichnete im ersten Quartal einen Milliardenverlust. SocGen-Analystin Sabrina Blanc reagierte mit einer Abstufung von «Hold» auf «Sell» und schraubte das Kursziel von 1,80 auf 1,10 Euro zurück.


Noch grössere Kursausschläge gab es an der belgischen Börse. Hier brachen KBC nach zwischenzeitlicher Aussetzung vom Handel um 26,49 Prozent auf 14,04 Euro ein. Der belgische Finanzkonzern braucht nach einem Milliardenverlust erneut Hilfe vom Staat. Der Staat sichere zum Teil die Risiken aus hoch riskanten Anlagen in Höhe von 20 Milliarden Euro ab, teilte das Unternehmen mit. Falls der Verlust aus diesen Anlagen die Marke von 3,2 Milliarden Euro übersteigen wird, werde der Staat 90 Prozent davon tragen. KBC müsse dafür eine Prämie von 1,2 Milliarden Euro zahlen. UCB sprangen dagegen nach US-Zulassung des Medikaments Cimzia zur Behandlung rheumatoider Arthritis bei Erwachsenen um 19,50 Prozent auf 23,16 Euro an.


In London richteten sich die Blicke insbesondere auf Zahlen der BT Group – die Aktien verloren 1,91 Prozent auf 92,62 Pence. Im Schlussquartal des bis Ende März laufenden Geschäftsjahres war der Telekomkonzern tief in die roten Zahlen gerutscht. BT streicht im kommenden Geschäftsjahr bis zu 15.000 Jobs. Das entspricht zehn Prozent der Arbeitsplätze. Aktien von Thomas Cook sanken um 2,54 Prozent auf 240,00 Pence. Der Reiseveranstalter bleibt dagegen nach einem Umsatzplus und einem tieferen Rutsch in die Verlustzone im ersten Geschäftshalbjahr optimistisch. «Wir sind zuversichtlich, unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen», sagte Thomas-Cook-Chef Manny Fontenla-Novoa.


Fiat-Aktien gewannen in Mailand 1,38 Prozent auf 7,36 Euro. Unter den grossen Autoherstellern konnte im April auf dem europäischen Markt dem Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) zufolge einzig der italienische Konzern mit einem Absatzplus glänzen. Der Autobauer steigerte den Verkauf mit den Marken Fiat, Lancia und Alfa Romeo um 4,7 Prozent auf 121.671 Stück und erhöhte damit seinen Marktanteil kräftig von 8,1 auf 9,7 Prozent. Bei einem Spitzengespräch der Bundesregierung soll an diesem Donnerstag zudem über die Zukunft des angeschlagenen Autobauers Opel beraten werden. Fiat gilt als einer der aussichtsreichsten Partner für ein Zusammengehen mit Opel. (awp/mc/ps/18)

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