Schlappe für Credit Suisse vor US-Konkursrichter
Bei der Gewährung eines Kredits in der Höhe von 375 Mio USD an den Luxus-Ferienklub Yellowstone im US-Bundesstaat Montana habe die Credit Suisse nie geprüfte Finanzunterlagen der Kreditnehmers verlangt, urteilte US-Konkursrichter Ralph Kirscher in seinem Entscheid. Stattdessen habe die CS nur Vorausschätzungen vertraut.
Verschuldung versechsfacht
Obwohl der Yellowstone Club des Geschäftsmanns Tim Blixseth in der Vergangenheit mit maximal 60 Mio USD in der Kreide gestanden habe, habe die Credit Suisse Blixseth vorgeschlagen, die Verschuldung um mehr als das Sechsfache zu erhöhen. Die Grossbank habe den grössten Teil des Kredits an Investoren weiterverkauft und dabei von fetten Gebühren profitiert.
«Die nackte Gier» – «räuberische Ausleihungspraktiken»
«Die nackte Gier in diesem Fall vereint mit der kompletten Vernachlässigung der Kreditnehmer (…) schockiert das Gewissen des Gerichts», schrieb Kirscher. Während die neue Kreditpraxis der Credit Suisse enorme Gebühren gebracht habe, seien wegen der hohen Schulden auch andere Feriensiedlungen in mehreren US-Bundesstaaten in den Ruin getrieben worden. Die Grossbank habe ihre Taschen auf dem Rücken ungesicherter Gläubiger gefüllt. Die Ausleihungspraktiken der CS seien räuberisch gewesen, befand der Richter.
209 Mio. Dollar für private Zwecke
So habe die CS Blixseth erlaubt, 209 Mio USD aus dem Kredit an den Yellowstone Club für private Zwecke von ihm und seiner Frau Edra zu verwenden. Zudem hätten 142 Mio USD des Kredits für Investitionen in Tochtergesellschaften fliessen dürfen, die nichts mit dem Yellowstone Club zu tun gehabt hätten. Das Geld sei auch dann nicht mehr an Yellowstone zurückgezahlt worden, als der Klub in Geldnot geraten sei. Dies hat zusammen mit dem erbitterten Scheidungskampf von Edra und Tim Blixseth die Pleite des Klubs beschleunigt. Yellowstone meldete im vergangenen November den Konkurs an.
Forderungen als nachrangig beurteilt
Das Urteil des Richters bedeutet, dass die Forderungen der Credit Suisse von 232 Mio USD erst nach der Ausbezahlung anderer Gläubiger berücksichtigt werden. Ein Sprecher der Grossbank bezeichnete auf Anfrage den Entscheid des Konkursrichters als enttäuschend. Man werde alle Optionen prüfen.
Der Klub geriet wegen seiner prominenten Mitglieder in die Schlagzeilen. Laut US-Medien sollen sich darunter Microsoft-Gründer Bill Gates oder der frühere Tour-de-France-Gewinner Gred Lemond befinden. (awp/mc/pg/24)