Ittingen: Die Kartause als Gutsherrensitz
Gleichzeitig mit der Neueröffnung der Sammlung wird eine Ausstellung über die Zeit nach der Auflösung des Klosters eröffnet. Unter dem Titel «Die Kartause als Gutsherrensitz. Ittingen im Besitz der Familie Fehr (1867 ? 1977) wird das Augenmerk erstmals auf die bedeutenden Veränderungen geworfen, dem das Kloster in privatem Besitz unterworfen war. Noch nie gezeigte Ausstellungsobjekte lassen erleben, wie die Familie Fehr die historischen Gebäude als Kulisse nutzte für eine grossbürgerliche Selbstdarstellung.
Das Ittinger Museum bildet gleichsam den inhaltlichen Kern der Kartause Ittingen. Es umfasst die historischen Räume der sogenannten «Inneren Klausur». Hier lebten die Mönche und die Laienbrüder. Als spezialisiertes Themenmuseum ist es dem Kartäuserorden und der Geschichte der Kartause Ittingen gewidmet. Zu besichtigen sind neben der Kirche der noch immer original ausgestattete Essraum, dann der Kapitelsaal, die beiden Sakristeien, zwei der Mönchsklausen sowie eine ganze Reihe weiterer Bereiche. Die authentisch erhaltenen Räume lassen die Lebensweise der Mönche nachvollziehen, wie wenn diese die Kartause eben erst gestern und nicht schon vor über hundertsechzig Jahren verlassen hätten. Das Ittinger Museum wurde 1983 eröffnet. Das damals eingerichtete Vermittlungskonzept wurde bis anhin nie umfassend erneuert. Das grosse Umbauvorhaben der Stiftung Kartause Ittingen für Gastwirtschaft und Wohnheim wurde von der Museumsleitung zum Anlass genommen, die etwas angejahrte Präsentation umfassend zu überdenken und eine Neugestaltung des Museums in Angriff zu nehmen. |
Das Alte digital verquickt
In einem ersten Schritt wurde ein neues Konzept für das Museum erarbeitet. Dieses sieht vor, die authentische Architekturhülle möglichst ungestört als Zeugnis vergangenen Lebens erleben zu lassen. Dabei musste beachtet werden, dass jeder Eingriff zu einer Störung der originalen Substanz werden kann. Es musste also ein Gleichgewicht von Angebot und Eingriff gefunden werden.
Der Museumsbereich wurde radikal befreit. Die Vermittlung von Geschichte und Geschichten geschieht hauptsächlich über das Zeigen von originalen Objekten aus Ittingen. Es werden freistehende «Lesepültchen» aufgestellt. Wer darüber hinaus mehr wissen will, kann vertiefende Texte im Audioguide abrufen.
An einzelnen Orten im Museum werden konzentriert ausgewählte Themen in Wissenszentren vorgestellt. In der ehemaligen Kellerei wird so ein Modell der Klosteranlage über einen Touchscreen erschlossen, was Informationen über die Funktion der einzelnen Gebäude des Klosters vermittelt. Gleich daneben läuft auf einem Bildschirm eine Animation, die die baulichen Veränderungen vom mittelalterlichen Wohnturm über das Kloster zur Zeit der Mönche bis zu den aktuellsten Bauvorhaben nacherleben lässt. Historische Bilder der Kartause ergänzen diese Vermittlungsinstrumente mit einer weiteren Informationsebene, so dass sich für Besucherinnen und Besucher ein umfassendes Angebot ergibt.
Historische Höhepunkte
Zu den Höhepunkten der Neueinrichtung gehört, dass herausragende Ausstattungsstücke als Leihgaben in die Kartause zurückkehren. So wird das berühmte Ittinger Vortragekreuz in der Sakristei zu sehen sein. Dieses Kleinod gehört zu den bedeutendsten Objekten kirchlicher Kunst in der Schweiz. Es dokumentiert die Bedeutung des Kartäuserklosters und versinnbildlich als Kultobjekt die Glaubensvorstellungen der Mönche. Nicht weniger attraktiv ist die Präsentation eines Originalbandes des Urbars von Josephus Wech aus dem 18. Jahrhundert. Solche handschriftlichen Dokumente sind kaum je öffentlich zu sehen. Besondere Attraktivität gewinnt dieses Ausstellungsobjekt dadurch, dass neben dem Original das Buch auf einem Bildschirm durchgeblättert werden kann. Gleichzeitig werden Teile des Manuskripts vorgelesen, was spannende Details aus dem Wirtschaftleben des Klosters erschliesst.
Das Thema des Ittinger Museums hat sich mit der Neueinrichtung nicht grundsätzlich verändert. Diese aber werden neu aber mit modernsten Mitteln erschlossen, so dass ein Besuch in Ittingen Vergangenheit lebendig erleben lässt.
Zur Neueröffnung und zur Ausstellung erscheint eine 48-seitige Publikation, die einen vertieften Einblick in das Leben in der Kartause und das Schicksal der Gebäude bietet. (ki/mc/th)