EU-Ausblick: Freundlich – Börse in London geschlossen

Der Future auf den EuroSTOXX 50 gewann seit Börsenschluss in Europa am Donnerstag 0,86 Prozent, nachdem er am Ende der Vorwoche mit einem Plus von 1,75 Prozent aus dem Handel gegangen war. Auch die Vorgaben aus Übersee sind positiv, die wichtigsten US-Börsenindizes hatten am Freitag freundlich geschlossen. Der Future auf den Leitindex Dow Jones legte seit dem Xetra-Schluss leicht zu.


Neben dem Geschehen auf den Kurstafeln werden die Börsianer auch das Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel verfolgen: Vor dem Hintergrund der schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten beraten diese über die dramatisch verschlechterte Haushaltslage vieler Mitgliedstaaten. Die Euro-Finanzchefs wollen bei ihrer Abendsitzung auch über das Frühjahrs- Konjunkturgutachten der EU-Kommission sprechen, das heute vorgelegt werden soll.


Für Gesprächsstoff dürften auch die Bankenwerte sorgen. Laut Medienberichten will die US-Notenbank die Ergebnisse ihres «Stress-Tests» für die 19 grössten US-Banken erst an diesem Donnerstag vorlegen. Dabei plane die Federal Reserve, die einzelnen Institute vorab am Dienstag über die Ergebnisse zu informieren. Die Ergebnisse der Belastungsprüfung, bei der die Fed mit Hilfe von Rechenmodellen schätzt, welche Verluste Banken verkraften können, sollten ursprünglich an diesem Montag vorgelegt werden. «Das dürfte die Erholung des Sektors, die Ende vergangener Woche einzusetzen schien, erst einmal unterbrechen», sagte ein Händler.


Die «Financial Times» berichtet unterdessen, dass die beiden US-Banken Citigroup und Bank of America derzeit fieberhaft nach Wegen suchen, um ihr Kapital um mehr als zehn Milliarden Dollar zu erhöhen. Der Stress-Test stelle nach Meinung der Banken ihre finanzielle Situation aber als zu pessimistisch dar, hiess es in der «FT». Interessant nicht nur für die Investoren sondern auch die Kunden der Schweizer UBS: Die Bank – die an diesem Dienstag ihre Quartalszahlen vorlegen will – nahm Stellung zu einer gegen sie gerichteten Klage in Miami. Sie fordert, dass die US-Behörden ihre Klage auf Herausgabe von UBS-Kundendaten zurückziehen. Die Schweizer Regierung leistet der UBS Schützenhilfe. Im Zivilverfahren gegen die UBS vor dem US-Bundesbezirksgericht verlangen das US-Justizdepartement und die amerikanische Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS) die Herausgabe von Informationen zu 52.000 UBS-Kontoinhabern. Diese werden der Steuerhinterziehung verdächtigt.


Die Pharma-Investoren werden ihren Blick ebenfalls auf die Schweiz richten, der dort ansässige Pharmakonzern Novartis erhielt von der US-Gesundheitsbehörde Federal Drug Administration (FDA) die Marktzulassung für das Medikament Exforge HCT gegen Bluthochdruck. Das Mittel sei die bisher einzige Kombination der drei am meisten verschriebenen Medikamente gegen Bluthochdruck in einer Pille, teilt der Konzern mit. Der Basler Konzern Roche aktivierte unterdessen den Notvorrat an Tamiflu, um der so genannten Schweinegrippe (Influenza A H1N1) zu begegnen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe darum gebeten, teilte Roche mit.


Die Zukunft der Autobranche dürfte Kurse und Börsianer ebenfalls bewegen: Fiat will offenbar ein erstes Übernahmekonzept für Opel vorlegen. Der «Süddeutschen Zeitung» zufolge will der italienische Autobauer den Erhalt aller deutschen Werke zusichern, allerdings nicht in der bisherigen Grösse. Opel-Betriebsrat und IG Metall machen derweil weiter Front gegen den Einstieg der Italiener. Sie halten ein Zusammengehen mit dem Autozulieferer Magna für sinnvoller. (awp/mc/ps/08)

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