Museum Rietberg: Wenn Masken tanzen ? Bronzekunst aus Südindien

In Tulunadu, einer ländlichen Küstenregion Südindiens, die vom Bundesstaat Karnataka bis nach Keralas reicht, verehren Menschen seit Jahrhunderten so genannte Butas, lokale Götter, Geister und Helden.


Sie gehören zur hinduistischen Volksreligion, die sich durch ihre Götter und Praktiken vom brahmanischen Hinduismus unterscheidet. Besonders spektakulär sind die grossen Buta-Masken in Tiergestalt wie die Maske des Büffeldämons Maisandaye, des Tigers Pillichamundi oder des Ebers Panjurli. Sie sind alle kaum älter als hundert Jahre. Die Ausstellung zeigt auch ein komplettes «Kostüm» eines Tänzers: Den grandiosen Rückenputz, einen Aufbau von mehren Metern Höhe, die Symbole der Götter wie Glocke und Schwert sowie den Kopf- und Armschmuck. Zahlreiche eindrückliche Feldfotos sowie ein Dokumentarfilm dokumentieren Herstellung und Verwendung der Masken und vermitteln einen authentischen Eindruck dieser rituellen Theatertradition, die so noch heute in Südindien lebendig ist.


Der kulturelle Kontext



Rituelles Theater in Südindien Die gezeigten Masken werden zu bestimmten Festen von professionellen Tänzern getragen, die die Götter verkörpern: Zunächst begeben sie sich in einen Zustand der Trance. Dann ergreifen die Götter Besitz von ihnen. Als Gott nehmen sie dann Opfer und Wünsche an, lösen Konflikte, sprechen Recht, heilen Kranke und festigen die Machtverhältnisse im Dorf.



Die Masken werden auf zweierlei Weise von den Darstellern getragen: Entweder verdecken sie das Gesicht das Darstellers vollständig oder die Maske ist an einem speziellen Kopfschmuck befestigt, der den Körper des Tänzers nicht berührt. Masken werden am Altar oder in einer speziell für diesen Zweck hergestellten Schaukel geweiht und verehrt, bevor sie für die rituelle Darstellung, in der sie einen festgelegten Platz haben, angelegt werden.


Hinter den Maskentänzen verbergen sich faszinierende Mythen, die in Liedern von Männern und Frauen während des Festes gesungen werden. Auswendig gelernt, werden sie mündlich von einer an die nächste Generation weitergegeben. Sie beschreiben die Geburt des Gottes, die Hindernisse, die der Gottheit begegneten. Sie handeln von Helden, von ihrem Mut und ihrem Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit, bei dem sie oft in tödliche Gefahr geraten. Da die Maskentänzer aus den weniger privilegierten Gesellschaftsschichten kommen, verleihen ihre Lieder auch dem Schmerz der Unterdrückten oder gar ihrem Protest gegen die herrschenden Kasten Ausdruck. (mr/mc/th)



Galerie



 
Jumadi oder Jarandaye
Indien, Karnataka, Tulu, 20. Jh.
Messing
Museum Rietberg Zürich, Geschenk Heidi und Hans Kaufmann
Foto: Rainer Wolfsberger


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Büffel Maisandaye
Indien, Karnataka, Tulu, 20. Jh.
Bronze
Museum Rietberg Zürich, Geschenk Heidi und Hans Kaufmann
Foto: Rainer Wolfsberger

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Brustpanzer des Sarala Jumadi
Indien, Karnataka, Tulu, 20. Jh.
Bronze
Museum Rietberg Zürich, Geschenk Heidi und Hans Kaufmann
Foto: Rainer Wolfsberger

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Fig. 4 Eber Panjurli
Indien, Karnataka, Tulu, 20. Jh.
Messing
Museum Rietberg Zürich, Geschenk Heidi und Hans Kaufmann
Foto: Rainer Wolfsberger

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Tiger Pilichaundi
Indien, Karnataka, Tulu, 20. Jh.
Bronze
Museum Rietberg Zürich, Geschenk Heidi und Hans Kaufmann
Foto: Rainer Wolfsberger

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