Deutsche Bank schafft Milliardengewinn dank Investmentbanking
Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet, dennoch gab der Kurs vorbörslich leicht nach. Denn trotz des starken Starts äusserte sich Vorstandschef Josef Ackermann am Dienstag bei der Zahlenvorlage vorsichtig zum weiteren Jahresverlauf: «Was die weiteren Aussichten angeht, müssen wir mit anhaltenden Schwierigkeiten in unserem Geschäft rechnen», schrieb er in einem Brief an die Aktionäre. Der Schweizer hatte am Vorabend überraschend angekündigt, drei Jahre länger an der Spitze der Bank zu bleiben als geplant.
Starkes Währungsgeschäft – Boom an Anleihemärkten
Vor Steuern landete der Gewinn zwischen Januar und März bei 1,82 Milliarden Euro nach minus 254 Millionen Euro im Vorjahr. Dabei profitierte die Bank vor allem von einem starken Währungsgeschäft und dem Boom an den Anleihemärkten. Das Investmentbanking, das zuletzt für tiefrote Zahlen gesorgt hatte, erzielte vor Steuern einen Gewinn von 1,54 Milliarden Euro. Die so genannten «stabilen Geschäftsfelder» – neben dem Geschäft mit Privat- und Firmenkunden auch die Vermögensverwaltung – musste im schwachen Kreditumfeld allerdings deutlich Federn lassen und blieben zusammengenommen nur knapp in den schwarzen Zahlen. Bei der Vermögensverwaltung fiel sogar ein Verlust an.
Kreditumfeld wird schwächer
A ckermann befürchtet hier eine weitere Abschwächung. «Die kurzfristigen Perspektiven für die Weltwirtschaft sind aktuell sehr schlecht», schrieb er. Damit dürfte sich seiner Ansicht nach auch das Kreditumfeld nochmals verschlechtern. «Davon werden wahrscheinlich alle unsere Kunden betroffen sein.» Bereits bei der Vorlage der Bilanz 2008 hatte sich der Deutsche-Bank-Chef besorgt über die globale Kreditwirtschaft geäussert. Viele Experten befürchten durch die Abschwächung der Wirtschaft massive Kreditausfälle und sehen hier die nächste Delle für die Bankenbranche. Die Deutsche Bank reagierte mit einer kräftigen Erhöhung der Risikovorsorge: Insgesamt legte das Institut für faule Kredite 526 nach 114 Millionen Euro zurück und damit deutlich mehr als von Analysten erwartet.
Hoffnung auf Aktienmärkte
Doch Ackermann sieht auch Hoffnungsschimmer: Es gebe seit Kurzem erste Anzeichen für eine Erholung auf den Aktien- und anderen Finanzmärkten, betonte er. Im Vergleich zu den extrem turbulenten Monaten gegen Ende des Jahres 2008 seien die Schwankungen im ersten Quartal geringer ausgefallen. «In einigen Bereichen kehrte die Liquidität zurück.» Entsprechend sieht er sein eigenes Haus auf gutem Kurs: «Alle Massnahmen spiegeln unsere feste Überzeugung wider, dass die Deutsche Bank nicht nur in der aktuellen Krise bestehen, sondern mittelfristig stärker als zuvor daraus hervorgehen wird.» Entsprechend verzichtete das Institut auf einen Personalabbau und hielt die Zahl der Mitarbeiter stabil bei knapp über 80.000; in Deutschland waren mit gut 28.000 sogar mehr Menschen beschäftigt.
Ackermann bleibt an Bord
Am Vorabend hatte Ackermann seinen Vertrag überraschend bis 2013 verlängert – er will das Institut in diesen turbulenten Zeiten damit drei Jahre länger leiten als bisher geplant. Eigentlich hatte Ackermann im kommenden Jahr zur Hauptversammlung «definitiv» aufhören wollen, seit Monaten schon wurde gerätselt, wer Nachfolger werden könnte. Die Erträge der Deutschen Bank verbesserten sich im ersten Quartal nun auf 7,2 nach 4,6 Milliarden Euro. Das starke Abschneiden des Investmentbankings spiegelt sich dabei im Handelsergebnis wider, dass nach einem Minus von 1,58 Milliarden Euro im Vorjahr nun mit 2,3 Milliarden Euro im Plus lag. Auch im Zinsgeschäft konnte die Bank sich gegenüber dem Vorjahr verbessern, während der Provisionsüberschuss leicht zurückging. (awp/mc/pg/07)