Schweizer Bankenplattformen zählen zu den besten in Europa

Einige der spannendsten Entwicklungen in der Wealth-Management-Technologie sind in den letzten zwei Jahren in Europa auszumachen, glaubt das auf die Bewertung von IT-Applikationen für die internationale Finanzindustrie fokussierte Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Celent. Kürzlich haben die Analysten deshalb die zehn wichtigsten Technologie-Anbieter für die Zusammenführung von massgeschneiderten Dienstleistungen für vermögende Privatkunden (Wealth Management) ausgewählt und im «Ranking the European Vendors of Wealth Management Technology 2009» deren jeweilige Tools bewertet. Die dafür im letzten Oktober durchgeführte Befragung nahm die Wealth-Management-Lösungen nach dem Standard-Ansatz des Celent-Frameworks «ABCD Vendor View» unter die Lupe. Für das nun vorliegende Ranking wurde so die relative Position der Anbieter in den Kategorien Technologie, Breite der Funktionalität, Kunden-Basis und Tiefe der Dienstleistungen ermittelt (siehe Grafik).
 
Funktionsvergleiche in zwei Kategorien
Dazu liefert der sogenannte Celent Report ausführliche Funktionsvergleiche in zwei Kategorien: Lösungen mit einem Front-Office-Fokus und die durchgängige Front-to-Back-Office-Abdeckung. Im letzteren Bereich nahm Celent neben den drei Schweizer Lösungsanbietern Avaloq Evolution AG, SAGE SA, Temenos Group AG auch die Applikationen von Oracle und SunGard unter die Lupe. Bei den Front-Office-Lösungen sind die Applikationen von Finantix, Odyssey Financial Technologies, Distribution Technology, Thomson Reuters, TechRules auf den Prüfstand gekommen.
 
Kunden- und Anwenderbasis
Interessant sind die Resultate bei der Front-to-Back-Office-Abdeckung, die von drei Schweizer Anbietern dominiert werden. Haben doch insbesondere Avaloq mit ihrem Avaloq Banking System (2.7) und SAGE mit der Prospero-Software (1.43) zu überzeugen gewusst. Temenos mit der T24-Software (R8) hat ihren Hauptsitz zwar in Genf, arbeitet aber weitgehend im Ausland und ist kaum im Schweizer Markt präsent. Sie steht jedoch mit 600 institutionellen Kunden europaweit auf Platz eins; die Zürcher Avaloq mit breitester Basis in der Schweiz belegt mit 30 (inzwischen bereits 35) institutionellen Kunden Rang sechs und die Lausanner SAGE SA mit fünf Instituten noch Platz zehn. Allerdings liegt Avaloq mit 27’000 ? seit Januar 2009 sind es bereits 35’000 – Beraterarbeitsplätzen auf Rang drei in Europa und damit weit vor SAGE (Rang acht mit 1000 Beraterarbeitsplätzen) und Temenos (Rang neun ? mit 450 Beraterarbeitsplätzen, wobei Celent nur die T24-Software im Wealth-Management bewertet hat).
 
Technologie und Funktionalität
Avaloq trumpft insbesondere mit seinen umfassenden Funktionalitäten für die Vermögensverwaltung, einschliesslich CRM, Portfolio Management, Erfassung von Handelsaufträgen, Buchhaltung und Berichtswesen. Sie überzeugte durch die Vollständigkeit der Abdeckung, die sich insbesondere durch die Echtzeiterfassung und -buchung auf allen Ebenen auszeichnet. Beim Berater-Support erhielten Avaloq wie SAGE ausgezeichnete Noten während Temenos auf den hinteren Rängen rangiert.
 
Bei den Back-Office-Anwendungen stand das aufs Retail- und Privatbanking fokussierte Avaloq Banking System gemeinsam mit der T24-Software, der viel breiter aufgestellten Temenos, und mit den Ambit-Angeboten der amerikanischen SunGard auf dem ersten Platz. Insgesamt lag zum Zeitpunkt der Befragung im Rahmen der «Breite der Funktionalität» aber SunGard vor SAGE und Avaloq. Bei SAGE, die ausschliesslich Privatbanken adressiert, bemängelte Celent jedoch, dass die Kunden-Basis in den letzten Jahren kaum mehr ausgebaut wurde, für die Anwender Schulungen noch immer unumgänglich seien (kein intuitives Interface) und die Front-Office-Anwendungen nicht so umfassend sind wie die der Konkurrenz.
 
Nachteilig für Avaloq wirkte sich dagegen die im letzten Jahr noch relativ geringe Verbreitung aus (vertreten in der Schweiz, in Luxemburg und Singapur). ? Aktuell ist das Avaloq Banking System aber schon in 12 Ländern implementiert und ab Mitte Jahr wird Avaloq auch in Deutschland vertreten sein, was der Celent Report noch nicht berücksichtigt. Kritisiert wurde zudem das Fehlen des Supports fürs «Financial Planning» (ist in der Entwicklung) und die über ein Drittsystem abzuwickelnde Dokumentenspeicherung. Bei Temenos wurde bemängelt, dass alle Module die Kernapplikation des T24-Systems voraussetzen, die Unterstützung des «Financial Planning» fehlt und keine Möglichkeit zur Dokumentenspeicherung integriert ist.
 
Fazit
Am stärksten konnte sich von den Schweizer Anbietern Avaloq im Celent Report profilieren, zumal der Einbezug der letzten vier Monate einzelne Resultate von Avaloq noch verbessert hätten. Insgesamt die Nase vorn haben in der Front-to-Back-Office-Abdeckung aber noch die Applikationen von der auch hierzulande tätigen SunGard. Zu beachten bleibt bei dieser Bewertung allerdings, dass Celent keine als die beste Lösung in allen Kategorien ausweist, sondern nur die unterschiedlichen Anwendungen für die verschiedenen Funktionen detailiert dargestellt hat. (inside-IT/mc)

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