OC Oerlikon im Würgegriff der Krise

Das Schweizer Traditionsunternehmen steht daher mit beiden Füssen auf der Kostenbremse, um 2010 wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Die Analysten zeigen sich enttäuscht und die Anleger geben mehrheitlich Verkaufsaufträge. Der Quartalsbericht von OC Oerlikon liest sich wenig erbaulich: Auftragseingang -46%, Verkäufe -42%, Bestellungsbestand -24%, 700 Menschen weniger arbeiten im Konzern und mit 6’000 Mitarbeitern befindet sich fast jeder Dritte der gesamten Belegschaft in Kurzarbeit.


Alle Segmente von Krise erfasst
Selbst die Kerngeschäfte Coating, Vacuum, und Solar, die 2008 noch weitgehend widerstandsfähig waren, spürten die Auswirkungen der Krise. Dem Segment Coating, welches zuletzt unter den Problemen der Automobilindustrie litt, mache nun die rückläufige Maschinenbauindustrie zu schaffen. Vacuum lieferte weniger Vakuumpumpen für die Pharma- und Maschinenbaubranche. Verzögerte Auslieferungen belasteten Solar. «Die rückläufigen Märkte, die im letzten Quartal 2008 erstmals weitreichend spürbar wurden, haben sich zum Jahresbeginn weiter abgeschwächt», sagte CEO Uwe Krüger.


Positive Entwicklung in China
In dem von der Wirtschaftsflaute am deutlichsten in Mitleidenschaft gezogenen Segment Textile macht der Konzernchef unterdessen einen Silberstreifen am Horizont aus. Die Book-to-bill-Ratio zeige, der Boden der Rezession sei erreicht. «Im Vergleich zum vierten Quartal haben wir beim Auftragseingang um 19% zugelegt.» Als positiv hob er die Entwicklung in China hervor. «Das Konjunkturprogramm der chinesischen Regierung scheint zu greifen.»


Talsohle im Textilmaschinenbau erreicht
Mit einer neuen Strategie soll der Textilmaschinenbau wieder flott gemacht werden. Oerlikon entfernt sich vom bisherigen Anspruch eines Komplettanbieters und schafft die Segmentstruktur ab. «Ein Verband an Schnellbooten» soll flexibler auf die Marktbedingungen reagieren können, erläuterte Krüger. Gegenwärtig würden noch alle Varianten geprüft, um sich eventuell auch von Teilen des Textilmaschinenbaus zu trennen. «Wir schliessen keine Option, auch keinen Management-Buy-out aus», so der Konzernchef. «Zunächst muss jedoch jedes Schnellboot selbst richtig Fahrt aufnehmen.»


Vorsichtiger Optimismus bezüglich Solarsparte
Bewegung macht der CEO auch bei Solar aus. «Ich bin vorsichtig optimistisch.» Gegenwärtig stehe Oerlikon in Verhandlungen für grössere Aufträge. «Diese könnten ein Volumen im dreistelligen Millionen-Bereich in Franken haben», erklärt der Konzernchef. Im laufenden Geschäftsjahr dürfte der Spartenumsatz das Vorjahresniveau erreichen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008 wurde ein Umsatz von 628 Mio und 2007 von 304 Mio CHF erzielt.


Lösungssuche mit Banken
Oerlikon steht nicht nur mit beiden Füsse auf der Kostenbremse, sondern muss auch noch die Bedingungen eines syndizierten Bankkredits erfüllen. Die Gespräche mit den Banken gingen voran, so Krüger. Ich bin zuversichtlich, mit den Banken zu einer sehr vernünftigen Lösung zu kommen.» Zunächst müsse man noch etwas Geduld haben, «aber es läuft, wie wir uns das vorgestellt haben».


Verkauf von nicht betriebsnotwendigen Immobilien
Oerlikon arbeitet zudem an der Optimierung des Cash-flows, der Verringerung des Umlaufvermögens und der mittelfristigen Stärkung der Bilanz. Neben der Reduktion der Investitionen unter das Abschreibungsniveau wird der Verkauf von nicht betriebsnotwendigen Immobilien angestrebt. Zusammen mit bereits definierten Massnahmen zur Absenkung des Umlaufvermögens sei insgesamt ein Verbesserungspotenzial von mehr als 300 Mio CHF identifiziert worden.


Keine detaillierte Prognose
Eine detaillierte Umsatz- oder Gewinnprognose will das Unternehmen für 2009 nicht abgeben. Krüger zeigt sich allerdings zuversichtlich, im kommenden Jahr wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Die Aktien von Oerlikon rauschten nach Vorlage der Daten zunächst in die Tiefe, können jedoch bis zum späten Vormittag einen Grossteil der Abschläge wieder gut machen und verlieren rund 4% bei einem knapp behaupteten Gesamtmarkt. (awp/mc/ps/05)

Schreibe einen Kommentar