Oracle schlägt überraschend bei Sun zu
Je Aktie bietet Oracle den Angaben vom Montag zufolge 9,50 Dollar und damit 42 Prozent mehr als das Papier am Freitag gekostet hatte.
Oracle schielt auf Java
«Der Kauf von Sun wird die IT-Industrie verändern», sagte Oracle-Chef Larry Ellison. Der bereits in der Vergangenheit durch spektakuläre Übernahmen aufgefallene Konzernlenker will Sun allerdings nicht in erster Linie wegen dessen legendären Hochleistungsrechnern schlucken, sondern wegen der Programmier-Plattform Java. Java sei die wichtigste Software, die Oracle jemals übernommen habe, hiess es. Die Programmiersprache findet Anwendung in Handys genauso wie in Heim- oder Grossrechnern.
Seitenhieb auf SAP
Oracle hatte sich durch Zukäufe so bekannter Software-Häuser wie PeopleSoft oder Siebel in den vergangenen Jahren auf den zweiten Platz der Branche vorgeschoben. Erzrivale ist die deutsche SAP . Oracle werde künftig das einzige Unternehmen sein, das seinen Firmenkunden ein komplettes System von der Hard- bis zur Software liefern könne, frohlockte Ellison.
Oracle neu unter Top Vier bei Hochleistungsrechnern
Bei den Hochleistungsrechnern, wie sie in Firmen oder fürs Internet eingesetzt werden, katapultiert sich Oracle durch die Übernahme aus dem Stand unter die Top vier hinter IBM, Hewlett-Packard und Dell. Sun Microsystems ist für seine spezielle Solaris-Architektur bekannt im Gegensatz zu den zumeist auf Microsoft Windows basierenden Konkurrenzprodukten. «Oracle und Sun sind Industriepioniere gewesen und enge Partner seit mehr als 20 Jahren», sagte Sun-Chairman Scott McNealy.
Gespräche mit IBM geplatzt
Bislang hatte es so ausgesehen, als ob IBM zuschlagen würde. Sun selbst hatte den Rivalen als Retter in der Not angesprochen. Die Gewinne mit den Firmenrechnern waren in den vergangenen Jahren stetig geschrumpft, weil sich die Technik der grossen Computer immer mehr der von Heimrechnern annäherte. Anfang April jedoch platzten die Gespräche, angeblich wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen. Zwischenzeitlich wurden Dell und der gerade in den Computermarkt eingestiegene Netzwerkausrüster Cisco Systems als Kaufinteressenten genannt.
Übernahme sofort positiv ergebniswirksam
Oracle-Chef Ellison rechnet damit, dass die Übernahme bereits im ersten Jahr den Gewinn steigern wird. Sein Unternehmen ist der weltweit grösste Anbieter von Datenbank-Software. Die Anleger nahmen ihm das Kaufansinnen aber übel: Vorbörslich rutschten die Papiere um 4,77 Prozent auf 18,15 ab. Auch Sun-Aktien gaben vor Eröffnung des Handels um 1,49 Prozent auf 6,59 Euro nach. Bis zum Sommer will Ellison das Geschäft trotz der Skepsis der Börsianer in trockenen Tüchern haben. (awp/mc/ps/22)