Bankensoftware: Wer ist nun Marktführer?
Das erst vor wenigen Tagen veröffentlichte «Handout Swiss Banking» des Zürcher Outsourcing-Beraters Active Sourcing ist ergänzt worden. Wie das Unternehmen schreibt, hat die Medienmitteilung von Ende März «zu verschiedenen Rückmeldungen und Anregungen geführt». Unter anderem wurde Active Sourcing von verschiedener Seite her angesprochen, ob es möglich sei, die Auswertung der Bankenlösungen gewichtet nach Anzahl Mitarbeiter als Gegenüberstellung zur Auswertung nach Anzahl Banken zu liefern.
Avaloq führend nach Anzahl Mitarbeiter
Nun ist Active Sourcing diesem Wunsch nachgekommen. Die neue Betrachtungsweise ergibt einige Verschiebungen. Unter anderem sei neu der Zürcher Bankensoftware-Anbieter Avaloq und nicht Finnova Gesamtmarktführer, heisst es in der aktuellen Mitteilung. Avaloq ist nach Anzahl Mitarbeiter (User bei den Kunden) mit 42 Prozent marktführend, während Finnova «nur» noch den zweiten Rang belegt (18%). Olympic belegt mit 10 Prozent Rang 3, so Active Sourcing.
Bei kleineren Banken (weniger als 500 Mitarbeitende) hingegen liege Finnova mit 40 Prozent Marktanteil immer noch klar an der Spitze. Avaloq (20%) und Olympic (13%) belegen die Plätze 2 und 3. Die Bankenlösungen Apsys und SAP kommen auf Anteile von 5 bzw. 4 Prozent. Mit 40 Prozent Marktanteil setzt sich Avaloq bei Banken mit mehr als 500 Mitarbeitenden klar von den Konkurrenten ab. Mit erheblichem Abstand folgt Finnova auf dem zweiten (15%), Olympic auf dem dritten (10%) Rang.
Markt im Umbruch
Es ist löblich, dass Active Sourcing den Markt nun auch nach Anzahl Mitarbeiter aufschlüsselt. Allerdings hat die Marktübersicht immer noch einen Makel. Active Sourcing spricht von einem «aktuellen Überblick». Das stimmt so natürlich nicht, da zum Beispiel die 50 RBA-Banken Finnova zugeschrieben werden, obwohl die Migration von der jetzigen Bankensoftware IBIS des Herstellers RTC auf Finnova erst Ende 2012 erfolgen wird. Active Sourcing bildet den Markt also nach bekannt gegebenen Entscheiden und nicht nach dem aktuellen Stand ab.
Nachvollziehbar ist hingegen, dass Active Sourcing bei der Darstellung nach Anzahl Mitarbeiter die Eigenentwicklungen und Mischlösungen, wie sie bei Grossbanken vorzufinden sind (und wo SAP eine grosse Rolle spielt), nicht berücksichtigt. Angesichts ihrer Grösse würden diese sehr stark ins Gewicht fallen. Je nach Betrachtungsweise könnten also Finnova, Avaloq, RTC oder die Eigenentwicklungen der Grossbanken marktführend sein. Die ganze Diskussion zeigt, dass es angesichts des sich im Umbruch befindlichen Banken-IT-Marktes nicht einfach ist, die Situation genau zu erfassen. (Inside-IT/mc)