Aussenhandel Schweiz: Lichtblicke in düsterem Umfeld

Im Gegensatz zu den düsteren kurzfristigen Aussichten seien die mittelfristigen Perspektiven des Schweizer Aussenhandels deutlich günstiger, wie die CS am Dienstag in einer Mitteilung schreibt. Demnach ist die Schweiz in Bezug auf ihre Handelspartner im Vergleich zu ähnlich grossen Ländern gut diversifiziert. Eine weitere Stärke der hiesigen Exportwirtschaft ist die herausragende Qualität und Innovationsführerschaft bei vielen Produkten. Die Schweiz verfügt insbesondere bei den Branchen Uhren, Pharma, Medizinaltechnik sowie Mess- und Kontrollinstrumente über klare Wettbewerbsvorteile. Diese Branchen werden vom nächsten Aufschwung als erste profitieren.


Erstmaliges Exportbarometer 
Die Ökonomen der Credit Suisse lancieren in ihrer Studie zum Schweizer Aussenhandel ein Exportbarometer. Als vorlaufender Indikator fühlt es der Schweizer Wirtschaft in einem entscheidenden Bereich den Puls und gibt somit wichtige Anhaltspunkte für die zukünftige Entwicklung der Schweizer Konjunktur. Das Exportbarometer misst die Veränderungen des Industrieklimas in den 28 wichtigsten Exportdestinationen und verdichtet diese Informationen zu einer Exportprognose für die nächsten sechs Monate. Es nutzt dabei den Umstand, dass die Produktion der exportorientierten Branchen kausal mit der Konjunktur in den Abnehmerländern zusammenhängt. Wie eine Analyse der Exportelastizitäten zeigt, hat die Auslandkonjunktur einen bedeutend stärkeren Einfluss auf das Volumen der Schweizer Ausfuhren als der Aussenwert des Schweizer Frankens.


Kurzfristig äusserst düsterer Ausblick
Der aktuell äusserst pessimistische Ausblick für das Jahr 2009 ist auf die Rezession bei den wichtigsten Handelspartnern zurückzuführen. Aufgrund ihrer engen internationalen Verflechtung wird die Schweiz von der globalen Krise hart getroffen. Während der konjunkturelle Aufschwung die Exportnachfrage begünstigte, wirken nun entgegengesetzte Kräfte. Gemäss den Ökonomen der Credit Suisse wird das Schweizer Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr deutlich schrumpfen. Im Gegensatz zu früheren Rezessionen wurde die derzeitige von aussen importiert und stellt nicht das Resultat von Ungleichgewichten und Strukturproblemen im Inland dar. Insbesondere die Schweizer Exportwirtschaft ist strukturell günstig positioniert und verfügt damit mittelfristig über gute Chancen.


Schweiz diversifizierter als vergleichbare Handelsnationen
Die Schweizer Ausfuhren in die bis anhin rasant wachsenden Schwellenländer steigen seit 1990 überdurchschnittlich stark an. So erhöhte sich beispielsweise der Anteil der BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China) an den gesamten Schweizer Warenexporten von 5.2% auf 9.4%. Grösste Abnehmerin bleibt die Europäische Union mit einem Anteil von drei Fünfteln an allen Schweizer Exporten. Trotz dieser weiterhin hohen Konzentration auf Europa weist die Schweiz im OECD-Vergleich eine relativ hohe Diversifikation nach Abnehmerländern auf und ist in dieser Hinsicht besser positioniert als ähnlich grosse Handelsnationen wie Österreich oder Irland.


Stark exportorientierte Schweizer Industrieunternehmen
Die Schweizer Industrieunternehmen sind stark exportorientiert. Bei den kleinen Unternehmen (10 bis 49 Mitarbeitende) exportiert knapp 30% Güter und Dienstleistungen ins Ausland. Von den mittelgrossen Unternehmen (50 bis 249 Mitarbeitende) ist sogar über die Hälfte exportorientiert. Die Grossunternehmen (250 und mehr Mitarbeitende) beteiligen sich zu rund zwei Dritteln und damit am stärksten an der Exportwirschaft. Insgesamt wird mehr als jeder dritte Arbeitsplatz in der Schweizer Industrie von einem Exportunternehmen zur Verfügung gestellt. «Die Credit Suisse unterstützt exportorientierte Firmenkunden mit spezifischen Produkten und Dienstleistungen. Als global tätige Bank stellen wir international ausgerichteten Unternehmen unser grenzüberschreitendes Know-how und Netzwerk zur Verfügung. Mit Studien wie der vorliegenden wollen wir auf wichtige Trends im Schweizer Aussenhandel aufmerksam machen», erläutert Hans Baumgartner, Leiter KMU-Geschäft Schweiz der Credit Suisse.


Exportschwergewichte wachsen überdurchschnittlich stark
Zwei Drittel der Exportprodukte der Schweiz stammen aus den Bereichen chemisch-pharmazeutische Industrie, Maschinenbau und Präzisionsinstrumente (inklusive Uhren). Mit Ausnahme des Maschinenbaus sind diese Exportschwergewichte seit 1990 überdurchschnittlich stark gewachsen. Die Nahrungsmittelindustrie wies in dieser Zeit ebenfalls hohe Wachstumsraten auf.


Kantone mit unterschiedlichen Risikoprofilen
Basel-Stadt, Zürich, Genf, Bern und Waadt sind für den schweizerischen Aussenhandel die bedeutendsten Kantone. Während Zürich eine sowohl nach Branchen als auch nach Ländern ausgewogene Exportstruktur aufweist, ist Basel-Stadt in Bezug auf die Branchen wenig diversifiziert. 94% der Exporte stammen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie, was den Kanton gegenüber spezifischen Branchenrisiken verwundbar macht. Die Kantone Aargau, Waadt, Genf, Neuenburg und Obwalden weisen ebenfalls konzentrierte Exportportfolios nach Branchen auf. Rund 40% ihrer Exporte sind von einer einzelnen Branche abhängig. Einseitige Abhängigkeiten nach Ländern bestehen in der Aussenhandelsstruktur der Kantone Uri, Appenzell-Innerrhoden, Nidwalden, Solothurn und Schaffhausen.


Qualität als strategischer Erfolgsfaktor im internationalen Wettbewerb
Der sogenannte Export Unit Value (Exportwert pro Kilogramm) ist ein approximatives Mass für die Qualität von Exportprodukten. Im internationalen Vergleich verfügt das Hochlohnland Schweiz über einen äusserst hohen Unit Value und damit über einen strategischen Erfolgsfaktor. Hauptverantwortlich dafür sind die Uhrenindustrie, die Mess- und Kontrollinstrumente, die Pharmaindustrie und der Bereich Elektronik.


Gute Positionierung des Schweizer Aussenhandels
Der Schweizer Aussenhandel ist insgesamt gut positioniert: Beinahe 50% der Schweizer Exportprodukte stammen aus Branchen, in denen die Schweiz dank einem Qualitätsvorsprung klare komparative Vorteile gegenüber den wichtigsten Handelspartnern aufweist. Wissens- und Forschungsintensität sowie die Konzentration auf innovative, hochtechnologische Produkte sind die Stärken unserer Exportwirtschaft. Die Schweizer Exporteure stehen folglich auch im konjunkturellen Wellental besser da als Nationen, die über den Preis konkurrenzieren. Auf Qualität und Innovation können die Abnehmer nicht ohne weiteres verzichten, was eine Abwanderung zu kostengünstigeren Wettbewerbern erschwert.


Hoher inländischer Wertschöpfungsanteil
Zur guten Stellung der Schweizer Exportwirtschaft trägt nicht zuletzt der im internationalen Vergleich weiterhin hohe inländische Wertschöpfungsanteil an der Gesamtproduktion bei. Während andere Handelsnationen wie Deutschland Teile der Produktionskette vermehrt ins Ausland auslagerten (so genannter Basareffekt), ist es für Schweizer Unternehmern aufgrund niedriger Steuern und dem flexibleren Arbeitsmarkt eher möglich, ihre Produktion im Inland zu belassen. (cs/mc/ps)

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