Mirjana Blume, CEO Edisun Power Europe AG

von Radovan Milanovic


Frau Blume, gleich zu Jahresbeginn vermeldete die Edisun Power Europe AG erfreuliche Neuigkeiten: In Spanien unterzeichnete das Unternehmen einen Rahmenvertrag für dachintegrierte Solarstromanlagen mit einer Leistung von insgesamt 800 kW. Im Februar wurde mit dem Bau einer weiteren 700-kW-Anlage in Alicante begonnen, in Frankreich werden zurzeit vier Anlagen mit einer gesamten Leistung von 1046 kW installiert. In der Schweiz erstellt Edisun Power im Moment drei Anlagen mit insgesamt 245 kW Leistung für die ewz Solarstrombörse. Wird Edisun Power im gleichen Rhythmus mit ähnlichen Gesellschafts-Nachrichten weiterfahren?


Wir sind zum Teil am Bau oder in der Planungsendphase dieser Solarstromanlagen, die insgesamt über eine Leistung von 2791 kW verfügen werden. Dies entspricht fast einem Drittel der Anlageleistung, die wir Ende 2008 ans Stromnetz angeschlossen hatten. Damit sind wir auf Kurs, um unser Ziel zu erreichen, die installierte Leistung der Anlagen von Edisun Power dieses Jahr zu verdoppeln. Dies ist ein sehr ambitioniertes Ziel. Dank unseren etablierten Strukturen und unserem bestens qualifizierten Team sind wir jedoch zuversichtlich, dass wir es erreichen können.


Was macht den Erfolg von Edisun Power aus?


Die Stärken von Edisun Power liegen im kleinen, flexiblen und innovativen Team; in unserer über 10-jährigen Erfahrung als Solarstromanlagebauer und ?betreiber sowie in unserer langjährigen treuen Aktionärsbasis.


Was sind Ihre Prognosen bezüglich des EBIT- und des Gewinnwachstums für 2009, verglichen mit 2008? 


Wir werden die Zahlen 2008 Anfang April publizieren; weshalb ich noch keine Indikation zum Zuwachs für 2009 geben kann.


Wie sehen Ihre Auftragslage und die Bestellungseingänge aus?


Dank unserer gut gefüllten Projektpipeline und unseren Wachstumsambitionen sieht die Auftragslage für 2009 sehr gut aus. Doch zur Erklärung: Wir haben keine Auftraggeber im klassischen Sinne, sondern finanzieren, realisieren und betreiben als unabhängiger Solarstromproduzent in denjenigen Ländern Photovoltaikanlagen, in denen wir sie wirtschaftlich betreiben können. Den Solarstrom verkaufen wir an Elektrizitätswerke.


Sie bieten Ihren Kunden die Finanzierung der Aufträge an. Vermitteln Sie solche Finanzierungswünsche an Banken weiter oder bieten Sie den Kunden auch Finanzierungen über eigene Mittel an? 


Wie bereits erwähnt, finanzieren wir als unabhängiger Stromproduzent die Photovoltaik-Anlagen selber, die wir bauen und betreiben. Edisun Power finanziert sich über die Börse – Börsengang im vergangenen September – und fremdkapitalseitig über die Ausgabe von Obligationen oder Bankdarlehen für Projektfinanzierungen.


«Die Stärken von Edisun Power liegen im kleinen, flexiblen und innovativen Team; in unserer über 10-jährigen Erfahrung als Solarstromanlagebauer und ?betreiber sowie in unserer langjährigen treuen Aktionärsbasis.»


Wie sichern Sie sich gegen potentielle Debitorenverluste ab? Durch die Exportrisikogarantie des Bundes?


Da wir den generierten Strom an die lokalen Elektrizitätswerke verkaufen, sind unsere Schuldner die Staaten, denn der Verkauf des Solarstroms basiert auf gesetzlich garantierten Verträgen mit Laufzeiten zwischen 20 und 25 Jahren. Einen besseren Schuldner kann man sich gerade in der heutigen Zeit nicht wünschen.


In Ihrer Pressemitteilung vom 4. Dezember 2008 veröffentlichen Sie eine Prognose der Bank Sarasin über die Photovoltaikindustrie für 2009. Diese geht von einer Wachstumsrate von 17% und einer Beschleunigung des Marktes 2010 aus und davon, dass von 2007 bis 2012 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 48% erreicht wird. Bis 2020 prognostiziert die Bank einen Anstieg des globalen Marktvolumens auf 125 GW neu installierte Solarstromanlagen. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum zwischen 2012 und 2020 von 28%. Gehen Sie von ähnlichen Wachstumszahlen aus? Oder haben Sie Ihre Prognosen in der Zwischenzeit nach unten revidiert?


Wir planen, unsere installierte Leistung dieses Jahr zu verdoppeln und danach jährlich in der Grössenordnung von 7 bis 9 Megawatt neue Anlagen zuzubauen. Unsere Wachstumsziele übersteigen also das durchschnittliche Marktwachstum von 48%.


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In Deutschland hat das Parlament beschlossen, die Solarstromvergütung im EEG 2009 (Erneuerbare Energie Gesetz 2009) schneller abzusenken als in den Jahren zuvor. Zwar nicht um 30%, wie Vertreter der deutschen Stromwirtschaft fordern, sondern «nur» um 8 bis 9% jährlich. Für Dachanlagen über 1000 kW wird die Vergütung in einem ersten grossen Schritt sogar um 25% gesenkt. Sehen Sie Auswirkungen der Senkung solcher Vergütungen auf Ihre Auftragseingänge?


Wir realisieren unsere Projekte ausschliesslich in Ländern, in denen Edisun Power ihre Anlagen nach wirtschaftlichen Kriterien betreiben kann. Momentan sind dies hauptsächlich Frankreich und Spanien. Dennoch ist und bleibt der deutsche Markt interessant, denn seit Anfang Jahr stellen wir eine markante Reduktion der Installationskosten, vor allem bei den Modulen, aber auch in der gesamten Kette fest. Somit könnte auch Deutschland trotz der Reduktion der staatlichen Förderungsmassnahmen wieder zu einem interessanten Markt für Edisun Power werden.


Inwiefern profitieren Sie von den staatlichen Förderungsmassnahmen im Bereich Photovoltaik?


Die staatlichen Förderungsmassnahmen helfen, die Technologie Photovoltaik weiter zu entwickeln. Wir können unsere Projekte ohne Förderungsmassnahmen heute noch nicht konkurrenzfähig bauen. Das Ziel ist es jedoch, durch die weitere Entwicklung der Technologie und der damit verbundenen Kostensenkung in den nächsten Jahren unabhängig von Förderung zu werden. Im Süden Europas, wo die Stromkosten bedeutend höher sind als in der Schweiz, könnte Solarstrom schon sehr bald gleich teuer sein wie herkömmlicher Strom, auch ohne Förderung. Experten gehen davon aus, dass diese so genannte Netzparität als erstes auf Sardinien erreicht wird.


Die Rezession in Ihrem Absatzgebiet, der Schweiz, Deutschland, Spanien und Frankreich hat dazu geführt, dass die Preise für Photovoltaikanlagen ins Rutschen gekommen sind. Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung? Passen Sie die Preise nach unten an, um Marktanteile zu verteidigen oder gar auszuweiten?


Verwechseln Sie uns nicht mit einem Modulproduzenten. Als Anlagenbauerin, die Module einkauft, und Betreiberin von Solarstromanlagen profitiert die Edisun Power Gruppe von diesen Preissenkungen, da wir am Ende der Wertschöpfungskette angesiedelt sind und somit günstiger Photovoltaik-Anlagen bauen können.


Die Finanzkrise hat einen Selektionsprozess verschiedenster Branchen in Gang gesetzt. Da die Gesellschaften der Photovoltaik-Industrie in der Regel relativ klein sind, bieten sich auch in Ihrem Betätigungsfeld engere Kooperationen und Zusammenschlüsse an, wie Sie es selbst mit der Einkaufskooperation Yellow Hat mit drei anderen Unternehmen der Solarindustrie vordemonstriert haben. Sehen Sie die Zukunft von Edisun Power Europe AG eher als Teil eines grossen Marktplayers oder als Einzelkämpfer?


Kooperationen, wie wir sie bisher mit Yellow Hat, aber auch mit Partnern in lokalen Märkten eingegangen sind, werden für uns auch in Zukunft ein wichtiges Element sein, um weiter erfolgreich wachsen zu können.


«Der Börsengang war trotz der etwas schwierigen globalwirtschaftlichen Situation ein grosser Erfolg für Edisun Power Europe. Wir haben zweieinhalb unserer drei gesteckten Ziele erreicht.»


Im Herbst 2008, mitten in der Ausweitung der Finanz- und Kreditkrise, haben Sie das Public Offering in die Tat umgesetzt, obwohl viele andere Kandidaten die Kotierung verschoben haben. Sind Sie im Nachhinein glücklich, diesen Schritt trotz des negativen Umfeldes getan zu haben? Was würden Sie in der gleichen Lage anders tun?


Der Börsengang war trotz der etwas schwierigen globalwirtschaftlichen Situation ein grosser Erfolg für Edisun Power Europe. Wir haben zweieinhalb unserer drei gesteckten Ziele erreicht: Es wurden nachhaltige Strukturen innerhalb des Unternehmens geschaffen, wir wurden am Hauptsegment der Schweizer Börse kotiert und haben genügend Geld aufgenommen, um zumindest die wichtigsten Projekte für 2009 finanzieren zu können. Anstatt wie erhofft mit dem Erlös aus dem Börsengang genügend finanzielle Mittel bis Mitte 2010 zu erhalten, werden wir früher zurück auf den Kapitalmarkt gehen, um Fremdkapital aufzunehmen.


Im vergangenen September wurden Ihre Aktien anlässlich des Public Offerings an der Zürcher Börse kotiert. Dabei lösten Sie weniger als erwartet, nämlich CHF 105.00 pro Aktie bei einem erwarteten Emissionspreis von CHF 105.00 bis CHF 125.00. Inzwischen notieren Ihre Aktien bei CHF 88.00. Im Vergleich zu den Indizes konnten sich Ihre Aktien trotz eines normalerweise eintretenden Newcomer-Malus sehr gut halten. Worauf führen Sie dies zurück und finden Sie Ihre Aktien fair bewertet?nbsp;


Das Businessmodell von Edisun Power Europe ist eher langfristig ausgelegt. Das Unternehmen gewinnt mit dem weiteren Zubau und den damit generierten Erträgen an Wert, weshalb eine Anlage in Edisun Power Europe sich ebenfalls erst über die Zeit rechnet. Unsere Aktionäre sind sich dessen bewusst und haben mit ihrer Anlage eine Investition in die Zukunft getätigt. Unser Aktienpreis widerspiegelt in keiner Weise das Potenzial unseres Unternehmens.


Haben sich nach der Emission feste Aktionärsgruppen gebildet? Wie gross ist der Anteil des Kapitals, welches sich in festen Händen befindet?&


Unser Hauptaktionär New Energies Invest AG besitzt per Ende 2008 18.44% an unserem Unternehmen. Die restlichen Aktien befinden sich im Streubesitz.


Frau Blume, besten Dank für das Interview.





Die Interviewpartnerin:
Als Betriebsökonomin FH erlangte Mirjana Blume den Titel Executive MBA HSG. 1997 bis 1999 arbeitete sie als Tax Consultant bei Pricewaterhouse Coopers AG, Zürich. Von 1999 bis 2000 amtete Frau Blume als regionale Buchhalterin und Controllerin bei Swissôtel Management Europe AG, Zürich. Bei MediCentrix AG, Zürich und MediService AG, Zuchwil/SO, wo Frau Blume von 2000 bis 2006 arbeitete, wurde sie zum CEO, zur Leiterin Beschaffung und IT und zum Mitglied der Geschäftsleitung ernannt. Von 2006 bis 2008 arbeitete sie als Head Finance  sowie als stv. Leiterin Onkologie bei Novartis Pharma Schweiz AG in Bern. Schliesslich wechselte sie Anfang 2008 als CEO zu Edisun Power Europe AG, Zürich 


Das Unternehmen:
Als führender Schweizer Solarcontractor entwickelt, finanziert und betreibt die Edisun Power Europe AG Solarstromanlagen in der Schweiz und in verschiedenen europäischen Ländern. Seit 1997 auf diesem Gebiet tätig, gehört die Edisun Power Gruppe zu den erfolgreichen Unternehmen der Schweizer Solarenergiebranche. Seit September 2008 ist das Unternehmen an der Schweizer Börse SIX kotiert. Edisun Power konnte in den vergangenen Jahren kontinuierlich wachsen und verfügt heute bei der Realisierung sowohl nationaler als auch internationaler Projekte über breite Erfahrung. Ende 2008 besass die Edisun Power Gruppe über 50 Solarstromanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von gegen 6.0 Megawatt.

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