Studie: Berg- und Talfahrt im Schweizer M&A-Markt 2008
Dem vielversprechenden Beginn im ersten Quartal folgte bis zum Herbst ein starker Einbruch. Die globale Finanzkrise liess viele Deals stagnieren oder platzen. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zeigte sich der Schweizer Transaktionsmarkt jedoch recht stabil. Für den Jahresrückblick analysierten die Redaktoren der M&A REVIEW die Daten der M&A DATABASE, die sämtliche Transaktionen seit 1985 im deutschsprachigen Raum erfasst.
Zahl der Transaktionen gegen Jahresende eingebrochen
150 Transaktionen verzeichneten die Redaktoren der M&A REVIEW im ersten Quartal 2008, bevor der Schweizer Markt zur Talfahrt ansetzte. Für das dritte Quartal wurden nur noch 97 abgeschlossene Deals registriert, ein Minus von über 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahres-zeitraum. Bis Ende 2008 blieb die Transaktionsanzahl auf niedrigem Niveau. Mit insgesamt 108 Transaktionen im vierten Quartal kamen im Jahr 2008 rund 28 Prozent weniger Deals zustande als in der Vorjahresperiode. Auch ein Vergleich der Gesamtanzahl der Schweizer M&A-Transaktionen in 2008 mit den Vorjahren fällt nicht positiver aus. So konnten zuletzt 482 Deals abgeschlossen werden, was einer um 54 Deals geringeren Anzahl als im Vorjahr entspricht. Der Gesamtjahreswert ist damit erstmals seit 2002 wieder unter 500 Transaktionen mit Schweizer Beteiligung gefallen.
Wenige Kaufobjekte zu guten Konditionen
Für den Rückgang der Transaktionstätigkeit in der Schweiz machen die M&A REVIEW-Redaktoren Markus Menz und Hendrik Clüver mehrere Faktoren verantwortlich: «Die Unternehmer sind verunsichert über die jeweilige Entwicklung in der Branche. Das lässt sie vor Akquisitionen zurückschrecken.» Verlässliche Prognosen zum eigenen Geschäftsverlauf seien in den kommenden Monaten nahezu unmöglich, so die Einschätzung der Autoren. Daneben sei es schwierig, Fremdkapital für Akquisitionsfinanzierungen zu erhalten. Viele Finanzinvestoren, etwa Private Equity-Fonds, finden auch jetzt nur noch selten potenzielle Kaufobjekte mit attraktiven Konditionen.
Positiver Einfluss von Cross-Border Transaktionen
Wie die Einigung des Basler Pharmakonzerns Roche mit seiner US-Tochter Genentech zeigt, treten Schweizer Unternehmen vermehrt als Käufer ausländischer Unternehmen auf: Im Jahr 2008 wurden 154 solcher Transaktionen registriert. Im Jahr 2007 betrug die Zahl der von Schweizer Käufern akquirierten ausländischen Unternehmen nur 127. Insgesamt waren fast zwei Drittel der erfassten 482 Transaktionen grenzüberschreitende Deals. Die hohe Anzahl der Transaktionen mit internationaler Beteiligung könnte durchaus positiven Einfluss auf die Entwicklung des Schweizer M&A-Marktes 2009 haben.
CH-Unmternehmen im internationalen Vergleich vorne
Im internationalen Vergleich stehen die Schweizer Unternehmen laut dem Bericht der M&A REVIEW gut da. Wie eine frühere Ausgabe der M&A REVIEW zeigt, weist der Schweizer M&A-Markt im Vergleich zu Österreich eine grössere Stabilität auf. Dort hat sich der in den beiden Vorjahren bereits zu beobachtende Abwärtstrend 2008 noch deutlich verstärkt. Während die Anzahl der österreichischen Unternehmenstransaktionen von 2006 auf 2007 nur leicht von 429 auf 416 gesunken war, wurden für das Jahr 2008 nur noch 299 Transaktionen in der M&A DATABASE registriert. Als Hauptgründe für die Schwächung nennen die M&A REVIEW-Redaktoren die Finanzmarktkrise und den dadurch bedingten Liquiditätsengpass auf den Kapitalmärkten.
Deutschland: Alles möglich
Auf dem deutschen M&A-Markt fiel der Abschwung hingegen ebenfalls nur moderat aus. Bei rund 1190 Transaktionen im Jahr 2008 mit Beteiligung eines deutschen Unternehmens beträgt der Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum knapp sechs Prozent (Vorjahr: 1266 Transaktionen). «Absagen, Neuverhandlungen bei bereits abgeschlossen geglaubten Transaktionen und aufsehenerregende Notverkäufe könnten hier noch bevorstehen», erläutert M&A REVIEW-Chefredakteur Sven Kunisch. (hsg/mc/ps)