CH-Schluss: Schwächer – Versicherer und Banken im Ausverkauf

Am frühen Nachmittag drehte der Markt aber wieder ins Minus, was auch auf die Abgaben in den USA zurückzuführen war. Die Zinsentscheide der Bank of England und der europäischen Zentralbank (EZB) waren beide innerhalb der Erwartungen ausgefallen. Beide senkten die Leitzinsen um 50 Basispunkte auf 0,5% respektive auf 1,5%. Damit liegt der Leitzins der EZB erstmals in der Geschichte unter 2,0%. Seit Oktober 2008 hat die Notenbank den Leitzins nunmehr um 275 Basispunkte gesenkt. Unter Händlern fanden aber vor allem die darauf folgenden Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet Beachtung. Dieser schloss weitere Zinsschritte nicht aus und zeichnete eine düstere Lage der Wirtschaft.


Der Swiss Market Index (SMI) büsste bis zum Schluss 73,49 Punkte oder 1,65% auf 4’390,18 Zähler ein. Der 30 Titel umfassende und um die Gewichtung der SMI-Schwergewichte gekappte Swiss Leader Index verlor 2,82% auf 618,84 Punkte und der Swiss Performance Index (SPI) 1,34% auf 3’699,93 Zähler.


Belastet wurde der hiesige Markt vor allem durch die deutlichen Abgaben in den Finanzwerten, allen voran den Versicherern. Händler sprachen von einem regelrechten, europaweiten Verkaufsrausch. Im Berufshandel wurden einerseits die negativen Vorgaben aus Übersee und andererseits die Leitzinssenkungen in Europa für die vorwiegend aus dem Ausland dominierten Abgaben verantwortlich gemacht. Gerüchtehalber seien insbesondere angelsächsische Anlegerkreise dabei, ihre Engagements im europäischen Versicherungssektor zu reduzieren, hiess es am Markt.


Mit einem Minus von 11,9% auf 142 CHF verzeichneten dabei ZFS die grössten Abgaben. Aber auch Swiss Re (-5,8% auf 13,15 CHF), Bâloise (-4,9% auf 59,75 CHF) und Swiss Life (-4,4% auf 52,45 CHF) lagen im Angebot. Unter starken Verkaufsdruck kamen auch die Bankenaktien. UBS büssten 6,9% auf 9,52 CHF, Credit Suisse 5,6% auf 25,08 CHF und Julius Bär 3,7% auf 22,84 CHF ein.  Unter diversen Kurszielsenkungen litten die Valoren von Holcim (-9,2% auf 34,20 CHF). Analysten verwiesen dabei auf die schwierige Marktsituation und die eingeschränkte Visibilität.


Dass der Schweizer Leitindex nicht noch deutlicher im Minus schloss, war den beiden Indexschwergewichten Novartis (+1,3% auf 40,78 CHF) und Roche (+3,2% auf 131,50 CHF) zu verdanken. Anleger würden derzeit in defensive Werte umschichten, nachdem die jüngsten Verluste im Sektor absolut übertrieben gewesen seien, so ein Marktteilnehmer. Die Situation von Roche bleibe aber schwierig, meinte ein anderer Händler. Die ganze Problematik um die angestrebte Übernahme von Genentech laste auf dem Genussschein. Einen positiven Treiber sah er hingegen in den beiden Anleihen, die Roche am Vortag platziert hatte.


Vom verbesserten Sentiment im Pharmasektor profitierten auch die Aktien von Actelion (+0,9% auf 50,60 CHF). An der Spitze von SMI/SLI notierten aber die Valoren von OC Oerlikon (+7,1% auf 27,60 CHF). Diese profitierten weiterhin von der Ankündigung vom Vortag, wonach die Kreditbedingungen der Banken erfüllt seien. Gekauft wurden daneben nur noch Ciba (+1,3% auf 48,14 CHF).


In der zweiten Reihe publizierten heute Goldbach Media (-0,6%) und Acino (-9,3%) sowie BB Biotech (-2,9%) und BB Medtech (unv.) die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr. Acino konnte die Erwartungen der Analysten nicht erfüllen. Darüber hinaus werteten Marktbeobachter den Ausblick als zu defensiv. Goldbach hatte zwar die Erwartungen erfüllt, Analysten meinten aber, Medientitel seien zur Zeit ohnehin zu meiden. (awp/mc/ps/32)

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