AIG mit Rekordverlust und Kapitalnot

Damit soll AIG künstlich am Leben erhalten bleiben. Davon ist die HSBC zwar noch weit entfernt. Aber die bisher vergleichsweise gut davon gekommene britische Bank braucht nach einem Gewinneinbruch jetzt 12,5 Milliarden Pfund (rund 14 Mrd Euro) von ihren Aktionären – eine ebenfalls bisher nie gesehene Dimension.


Weitere Kursrutsche an internationalen Börsen
Am Aktienmarkt sorgten die neuen Hiobsbotschaften aus der Finanzbranche für einen weiteren Kursrutsch. Nach Einschätzung von Experten befinden sich die Märkte weiter fest im Griff der Finanz- und Konjunkturkrise. Der Dow Jones rutschte erstmals seit 1997 unter die Marke von 7.000 Punkte und gab zuletzt rund zwei Prozent auf 6.915 Punkte ab. Hierzulande fiel der DAX bis kurz vor Handelsende um weitere 2,3 Prozent auf 3.755 Zähler – seit Jahresbeginn verlor der deutsche Leitindex damit rund 1.050 Punkte oder 22 Prozent. «Das ist ein rabenschwarzer Start in die Börsenwoche», sagte Aktienhändler Christian Falkner von alpha Wertpapierhandel. Peter Cardillo von Avalon Partner sagte: «AIG erinnert die Anleger nachdrücklich daran, dass die Probleme bei weitem nicht gelöst sind.»


Staat muss schon wieder zupacken
Mit dem Jahresverlust von 99,3 Milliarden Dollar übertraf AIG den Verlust von Time Warner aus dem Jahr 2002. Der Medienkonzern hatte damals vor allem wegen der Abschreibungen auf den Onlinedienst America Online (AOL) einen Verlust von 98,7 Milliarden Dollar verbucht. AIG hatte sich vor allem mit Versicherungen auf hochspekulative Papiere verzockt und gehört neben der Citigroup zu den grössten Verlierern der Finanzkrise. Der einst weltgrösste Versicherer wird seit Herbst vom amerikanischen Staat am Leben erhalten – jetzt mussten die US-Regierung noch einmal 30 Milliarden Dollar draufsatteln und stützt den Konzern jetzt schon mit rund 180 Milliarden Dollar an Kapitalhilfen und Kreditlinien.


Zweite Konzernrettung innerhalb weniger Tage
Die US-Regierung befürchtet, dass ein Zusammenbruch von AIG neue massive Turbulenzen auf den weltweiten Finanzmärkten auslösen könnte und springt dem Versicherer daher immer weiter zur Seite. Mit den jüngsten Rettungsmassnahmen für die Citigroup und die AIG musste die US-Regierung innerhalb weniger Tage zwei Finanzkonzerne, die noch vor zwei Jahren zu den Vorzeigeunternehmen Amerikas gehörten, vor dem Aus retten. Der seit September vergangenen Jahres amtierende AIG-Chef Edward Liddy sagte in einem Fernsehinterview, dass das Unternehmen überleben und alles dafür tun werde, die Staatskredite zurückzuzahlen. Gleichzeitig räumte er allerdings ein, dass der Konzern in einer schlechteren Verfassung sei als von ihm angenommen.


HSBC-Aktie bricht nach Kapitalerhöhung ein
Die inzwischen seit mehr als eineinhalb Jahren anhaltende Finanzkrise hat zudem jetzt auch die britische Grossbank HSBC voll erwischt. Die grösste Bank des Königreichs braucht nach einem Gewinneinbruch frisches Kapital in Höhe von 12,5 Milliarden Pfund. Anders als viele Konkurrenten kommt die HSBC aber ohne staatliche Hilfe zurecht. Rund fünf Milliarden neue Anteile sollen zu je 254 Pence an die bisherigen Aktionäre verkauft werden. Sollte dies gelingen, wäre dies die bisher grösste privat getragene Kapitalerhöhung in der Geschichte Grossbritanniens. Am Aktienmarkt wurden die Nachrichten mit einem zweistelligen Abschlag quittiert. Mit einem Minus von weniger als 50 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten gehört die Aktie aber noch zu den besten Werten im Finanzsektor.


HSBC: Kein Ausblick für 2009
Für das laufende Jahr wagt die HSBC wie die Konkurrenz keinen Ausblick, spricht aber von einem besser als erwartet ausgefallenen Start – vor allem im Geschäft mit Grosskunden und im Investmentbanking. HSBC-Chef Michael Geoghegan nannte dabei aber keine konkreten Zahlen. Ähnlich hatten sich bereits andere Grossbanken wie Barclays oder die Deutsche Bank geäussert. 2008 litt die HSBC vor allem in den USA unter der Finanzkrise und schrieb dort tiefrote Zahlen. Das dicke Minus in den Staaten konnte die Bank jedoch mit Gewinnen in anderen Regionen auffangen und schrieb unter dem Strich noch schwarze Zahlen. Konzernweit sank der Gewinn um 70 Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar. Als Konsequenz des zweistelligen Milliardenverlusts in den Staaten will sich die Bank fast komplett aus dem Geschäft mit Privatkunden in Nordamerika zurückziehen. (awp/mc/ps/09)

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