UBS: Rohner tritt zurück – Grübel übernimmt
Mit der Verpflichtung von Grübel vollzieht die UBS nach eigenen Angaben einen weiteren Schritt, um das Vertrauen wieder herzustellen und das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Grübel war von 2003 bis Frühjahr 2007 Co-CEO beziehungsweise CEO der CS. Der Bankenveteran Grübel blickt auf eine fast vierzigjährige Karriere bei der Credit Suisse zurück, wo er verschiedene Managementfunktionen sowohl auf Gruppenstufe als auch im Investment Banking und im Private Banking innehatte.
Kurer: «Richtige Balance finden» – Eigener Rücktritt ausgeschlossen
«Er hat […] die Fähigkeit, zwischen dem Fokus auf Risikobewusstsein und Kundenvertrauen sowie dem Ziel einer erfolgreichen Zukunftspositionierung die richtige Balance zu finden», lobt VR-Präsident Peter Kurer seinen neuen Konzernlenker. Der neue CEO Oswald Grübel sei im Januar kontaktiert worden. Dies sei erfolgt, nachdem Marcel Rohner ihm Anfangs Januar seinen Rücktritts-Wunsch formuliert habe. Die UBS und Oswald Grübel hätten mehrere gute Gespräche gehabt und Grübel habe sich mit der Zeit von der neuen Aufgabe faszinieren lassen, so Kurer weiter. Einen eigenen Abgang schloss Kurer aus: «Ich gehe jetzt nicht, ich trete nicht zurück», erklärte er gegenüber dem Schweizer Fernsehen SF. Er glaube, es wäre auch nicht gut, einen solchen Doppel-Rücktritt zu provozieren. Dies würde die Organisation instabil machen, so Kurer weiter.
Grübel: «Finanzplatz braucht mehr als eine Grossbank»
«Ich bin überzeugt, dass es auf dem Schweizer Finanzplatz mehr als eine globale Grossbank braucht», betont Grübel in seinem Statement. «In diesen ausserordentlichen Zeiten ein Unternehmen wie UBS mit ihrer einzigartigen Kundenbasis im Wealth Management, Investment Banking und Asset Management zu führen, ist für mich eine faszinierende Herausforderung. Zugleich habe ich davor den nötigen Respekt.» Sein Ziel sei es, dass die Bank so schnell wie möglich wieder schwarze Zahlen schreibe. Ob die UBS 2009 in allen Sparten – also auch der in den letzten beiden Jahren enorm verlustbringenden Investmentbank – Gewinn abwerfen wird, wagte Grübel angesichts der schwierigen Verhältnissen an den Finanzmärkte nicht vorauszusagen. Das bisherige Management der UBS hatte für 2009 in Aussicht gestellt, dass die Bank wieder profitabel sein werde; 2008 schloss das Institut mit einen Konzernverlust von 19,7 Mrd CHF ab.
KOSTENEINSPARUNGEN ANGEKÜNDIGT
Die Bank werde um «erhebliche Kosteneinsparungen» nicht herumkommen, teilte Grübel am Donnerstagmorgen in einem e-Mail an die rund 25’000 UBS-Mitarbeiter in der Schweiz mit. Zudem sei es für die Bank unabdingbar, auf der ganzen Welt «die geltenden Gesetze einzuhalten», schrieb er weiter. Zur UBS-Steueraffäre in den USA äusserte sich Grübel im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA nicht direkt. Für eine Mitarbeit in der Task Force zum Finanzplatz Schweiz und zum Bankgeheimnis sei er bisher nicht angefragt worden.
ANPASSUNGEN IM INVESTMENT BANKING ERWARTET
Grübel steht nach seinen Worten als UBS-Chef aber weiter für den Finanzplatz Schweiz ein. Auch wenn er von der Konkurrentin CS komme, werde er sich mit ganzer Kraft für die UBS einsetzen. Er forderte die UBS-Mitarbeiter auf, bei der Bank zu bleiben. Die UBS werde offen, aufrichtig und «ohne Beschönigungen» kommunizieren. Zurückhaltend äusserte sich Grübel zur Zukunft der Investmentbank. «Der Markt zwingt allen Banken Veränderungen auf», sagte er. In seinem Schreiben an die UBS-Mitarbeiter sagte Grübel auch, die nach wie vor profitablen Bereiche Vermögensverwaltung und Asset Management müssten ihre Profitabilität steigern.
Experten begrüssen Entscheid
Die Wahl von Oswald Grübel zum neuen CEO wird von den Experten in ihren ersten Kommentaren einheitlich positiv gesehen. Der Entscheid des Verwaltungsrates, Oswald J. Grübel zum neuen Konzernchef zu ernennen, sei zu begrüssen, schreibt beispielsweise die ZKB. Die umfassende Erfahrung von Grübel im Bankgeschäft und bei der Leitung eines Finanzdienstleistungsunternehmens auch in Zeiten der Umgestaltung werden für die UBS in diesem anspruchsvollen Umfeld von unschätzbarem Wert sein, gibt sich die Bank Vontobel optimistisch.
Vontobel: «Umgestaltung wird beschleunigt»
Die Wahl des ehemaligen CS-Chefs sei äusserst positiv, nicht nur für die UBS, sondern auch für das Finanzzentrum Schweiz, so Vontobel weiter. «Wir sind überzeugt, dass die Entscheidung für einen Managementwechsel hin zu Oswald Grübel die aktuelle Umgestaltung der UBS beschleunigen wird, und dies ist höchst vorteilhaft», folgert Analystin Teresa Nielsen.
«Der Richtige um unpopuläre Entgscheidungen durchzubringen»
Mit dem Wechsel an der Spitze dürfte sich das Vertrauen in die UBS-Führung verbessern, erwartet eine Schweizer Privatbank. Als Führungsperson sei Grübel der Richtige, um unpopuläre Entscheidungen durchzubringen. Und solche brauche es nun, um das Vertrauen aller Anspruchsgruppen wieder zu gewinnen.
Kein leichtes Erbe
Als Externer sei Grübel unbelastet und weise eine hohe Glaubwürdigkeit auf, die UBS wieder auf Kurs zu bringe, zeigt sich die ZKB zuversichtlich. Grübel trete allerdings kein leichtes Erbe an, warnen Analysten vor allzu hohen Erwartungen gewarnt.
Finanzdepartement sieht «positives Signal»
Das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) wertet den Wechsel an der Spitze der UBS als «positives Signal». Die Neubesetzung sei ein Beitrag zur Stabilisierung der Grossbank und werde helfen Vertrauen zurückzugewinnen. Ob das Finanzdepartement Druck auf Marcel Rohner ausgeübt hatte, konnte EFD-Sprecher Roland Meier am Donnerstag auf Anfrage nicht bestätigen.
Allfälliger Kurer-Rücktritt «Sache der Generalversammlung»
Auf die Frage, ob auch der Verwaltungsratspräsident der UBS, Peter Kurer, zurücktreten solle, sagte Meier, das sei Sache der Generalversammlung, dies zu bestimmen. Den neuen Chef der UBS, Oswald Grübel, bezeichnete das EFD als sehr erfahren und glaubwürdig. Seine Fähigkeiten habe er als Chef der Credit Suisse unter Beweis gestellt.
Credit Suisse wünscht Grübel viel Erfolg
Die Credit Suisse wünscht ihrem ehemaligen Chef Oswald Grübel für seine neue Aufgabe als UBS-Konzernleiter alles Gute und viel Erfolg. «Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, wie wichtig zwei wettbewerbsfähige, global tätige Banken für den Schweizer Finanzplatz sind. Es freut uns deshalb, dass Oswald Grübel diese Position übernimmt», sagte Credit-Suisse-Sprecher Marc Dosch am Donnerstag. Grübel war nach seiner Pension bei der CS im Mai 2007 noch ein Jahr lang als Berater für die Grossbank tätig gewesen. Diese Aufgabe ging im Frühjahr 2008 zu Ende. Mittlerweile habe Grübel kein Büro mehr bei der Credit Suisse, sagte Dosch.
Parteien hoffen auf Grübel – Kulturwechsel gefordert
Der Wechsel an der Spitze der UBS ist von den politischen Parteien positiv aufgenommen worden. Sie glauben, dass die Bank mit dem erfahrenen Oswald Grübel Vertrauen zurückgewinnen kann. SP und SVP fordern vom neuen Chef aber einen Kulturwechsel. Grübel müsse die UBS so umbauen, dass sie kein volkswirtschaftliches Risiko mehr darstelle, sagte SVP-Präsident Toni Brunner. Die SVP schlage die Schaffung einer Holding mit selbstständigen Ländergesellschaften vor. Wenn Grübel den Umbau nicht von sich aus schaffe, werde die Politik eingreifen, sagte Brunner.
SP will Bewegung beim Bankgeheimnis
Die SP will neben dem Umbau auch Bewegung beim Bankgeheimnis. Frühere Äusserungen liessen immerhin darauf schliessen, dass Grübel sich einen Finanzplatz ohne Steuerfluchtgelder vorstellen könne, sagte SP-Präsident Christian Levrat. Empört zeigte er sich über den Jahreslohn von drei Millionen Franken, den Grübel bekommen soll. Die FDP hingegen will weiterhin keine Einmischung der Politik in die Geschäftsstrategie der UBS. «Eine Neuausrichtung ist notwendig – aber die UBS muss diese festlegen, nicht die Politik», sagte FDP-Präsident Fulvio Pelli auf Anfrage. Grübel bezeichnete er als «gute Wahl». Die CVP lobte die Wahl Grübels als starkes Zeichen an Kunden und Finanzmarkt. Für die SP war der Wechsel «richtig und überfällig». Der abgetretene Marcel Rohner sei nur noch von der Krise getrieben gewesen, sagte Levrat. Zudem sei nicht auszuschliessen, dass Rohner ins Visier der US-Justiz gerate. (awp/mc/ps/03)