CH-Schluss: Negativ – Bankenwerte unter Druck

Am frühen Morgen hatten Medienberichte, wonach sich die US-Regierung möglicherweise mit 25 bis 40% an der Citigroup beteiligen wolle, den Sektor noch gestützt. Dies wäre immer noch besser als die bislang schwelende Unsicherheit, hiess es dazu in Marktkreisen. Nach positiv aufgenommenen Konjunkturdaten zum Chicago Fed National Activity Index Januar eröffnete die Wall Street im Plus, rutschte dann jedoch ab.


Dies belastete auch die Indizes hierzulande. Im Tagesverlauf setzte sich die derzeit grosse Verunsicherung um die Zukunft des Bankgeheimnisses und damit um den Finanzplatz Schweiz durch. Dabei konnten die Avancen bei Roche und Novartis die Einbussen bei den Finanzwerten nicht wettmachen.


Bis um 17.30 Uhr verlor der SMI 54,09 Punkte bzw. 1,11% auf 4’797,12 Punkte und markierte Intraday bei 4’788,44 ein neues Mehrjahrestief. Zuletzt hatte das Bluechips-Barometer im Juni 2003 so tief geschlossen. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab um 1,68% auf 669,87 Punkte ab und der breite SPI 1,14% auf 3’983,60 Einheiten.


Die grössten Abgaben verzeichneten UBS (-9,1% auf 10,0 CHF) am Tabellenende im SMI/SLI und markierten mit dem Schlusskurs ein neues Allzeittief. Angesichts anhaltenden Drucks auf die Branche könnte der Fall unter diese Marke nur vertagt worden sein, sagte ein Marktteilnehmer. Auch CS (-5,2% auf 26,04 CHF) und Julius Bär (-5,6% auf 29,54 CHF) standen unter Druck.


Konjunktursensitive Werte wie Logitech (-4,9% auf 9,50 CHF), Holcim (-3,0% auf 39,88 CHF) und Adecco (-2,3% auf 36,72 CHF) verloren ebenfalls stark. Auch OC Oerlikon (-2,0% auf 27 CHF) tendierten unterdurchschnittlich. In der Wochenendpresse wurde über einen Abgang von CEO Uwe Krüger spekuliert.


Swatch (-0,2% auf 131,50 CHF) mussten die Tagesgewinne wieder abgeben. VR-Präsident Nicolas Hayek hatte sich in einem Interview in der Westschweizer Tagespresse zuversichtlich für die Uhrenindustrie gezeigt und gemutmasst, dass das Schlimmste wohl schon vorüber sei. Deutlicher verloren Richemont (-2,4% auf 16,10 CHF).


Nestlé (-1,3% auf 38,66 CHF) litten unter Kurszielrückstufungen durch die Citigroup, RBS, Cheuvreux und Société Générale nach der Ergebnispublikation vom vergangenen Donnerstag. Allerdings lauteten die Einstufungen weiterhin «Buy» bzw. «Selected List». Die ebenfalls grosskapitalisierten Novartis (+0,7% auf 47,92 CHF) und Roche (+1,3% auf 143,30 CHF) standen besser da und bremsten die Abschläge im Leitindex SMI.


Swisscom (+1,1% auf 354,25 CHF) gingen auch fester aus dem Handel. Vor dem Zahlenausweis zum Geschäftsjahr 2008 in der kommenden Woche rechnen Analysten mit einer Dividende von 23 CHF, die Deutsche Bank nannte den Telekomkonzern in einer aktuellen Einschätzung einen der sichersten Branchenvertreter in Europa. Das Institut senkte das Kursziel, bestätigte jedoch das «Buy»-Rating.


Bei den Assekuranzen verloren Swiss Re (-8,0% auf 14,16 CHF) massiv und markierten ein neues Allzeittief (Intraday 14,05 CHF). Auch ZFS (-2,8% auf 157,50 CHF) gaben nach. Bâloise legten dagegen 3,6% auf 66,40 CHF zu.


Swiss Life (+6,1% auf 52 CHF) schlossen an der Spitze der 30 Bluechips, nachdem das Papier bereits am Freitag im Anschluss an die überraschenden vermeldeten Eckdaten für das vergangene Jahr ein Rally gestartet hatte. Die Angaben zu der Kapitalisierung drängten die Sorgen um eine Kapitalerhöhung fürs erste in den Hintergrund. Am Berichtstag verhalf unter anderem die Hochstufung auf «Neutral» von «Sell» durch die UBS den Valoren zu weiteren Avancen.


Im breiten Markt brachen VP Bank nach der Publikation eines Jahresverlustes von rund 80 Mio CHF um 16,5% ein. Unter der schlechten Stimmung im Sektor litten auch andere Titel, darunter EFG International (-8,2%), LLB (-6,6%) sowie Banque Privée Rothschild (-5,5%).


Coltene rückten 0,6% vor, nachdem das im Dentalbereich tätige Unternehmen erste Angaben zum Geschäftsjahr 2008 vorlegte. Von den Unternehmen, die für (morgen) Dienstag Geschäftszahlen angekündigt haben, verloren Georg Fischer mit -6,3% am deutlichsten, Basilea (+2,8%) gewannen am stärksten. (awp/mc/ps/32)

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