Saab beantragt Insolvenz und sucht Rettung ohne GM
Beobachter nannten dabei auch ein Zusammengehen des vergleichsweise kleinen schwedischen Herstellers mit Opel als Möglichkeit. Der als Insolvenzverwalter eingesetzte Anwalt Guy Lofalk bestätigte den rund 4.100 Beschäftigten in Trollhättan, dass Saab die Autoproduktion vorerst unverändert fortsetzt. Man werde auch bei der Automesse in Genf in gut zwei Wochen «kraftvoll und dynamisch die zukunftsträchtigen Saab-Modelle vorstellen», kündigte der bisherige Konzernchef Jan Åke Jonsson an. Saab ist einer der kleinsten Autohersteller in Europa und hat sich seit 1947 einen Namen mit hochwertigen und als besonders sicher geltenden Autos gemacht.
GM selbst akut bedroht
GM, selbst akut vom Aus bedroht, sicherte in Detroit Finanzierungshilfen für die Fortsetzung der Produktion in einer mindestens dreimonatigen Rekonstruktionsperiode an. Für ein dauerhaftes Überleben als entscheidend bezeichnete Jonsson, dass Schwedens Regierung in Stockholm staatliche Garantien für Kredite der Europäischen Investitionsbank (EIB) an «ein neues Unternehmen Saab Automobile» bereitstelle. Bisher hatten Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt und Wirtschaftsministerin Maud Olofsson dies kategorisch abgelehnt und auf die Verantwortung von GM verwiesen.
Veraltete Modelle
Jonsson hatte den Niedergang des Unternehmens unter anderem mit «veralteten Modellen» begründet. Es hiess im offiziellen Insolvenzantrag dazu: «Die Verluste des Unternehmens sind entstanden als Folge gesunkener Nachfrage, eines veralteten Produktangebotes mit nicht konkurrenzfähigem Modellzyklus, eines schmalen Produktsortiments sowie einer viel zu umfassenden Produktionskapazität mit entsprechenden Kosten.»
Absatz eingebrochen
Der Autobauer hatte GM seit dem Einstieg im Jahr 1990 in fast allen Jahren Verluste eingebracht. Im vergangenen Jahr setzte Saab 94.000 Wagen ab – nach 125.000 im Vorjahr. Der Absatz des schwedischen Herstellers von Autos für gehobene Ansprüche und gut gefüllte Geldbörsen war im Gefolge der Finanzkrise massiv eingebrochen. Als wichtiges Etappenziel bei dem Insolvenzantrag galten Schulden-Stundungen und -Nachlässe durch Lieferanten. Das vergangene Jahr brachte ein Minus von drei Milliarden Kronen (272 Mio Euro).
Zusammenschluss von Saab und Opel «unvermeidbar»
Ein Zusammenschluss mit Saab würde Opel nach Meinung deutscher Experten wenig nutzen. Dennoch könnte eine enge Zusammenarbeit «unvermeidbar sein», sagte Wolfgang Meinig von der Forschungsstelle Automobilwirtschaft (FAW) der Universität Bamberg der Deutschen Presse-Agentur dpa in Frankfurt. Grund seien gemeinsame Plattformen, auf denen die Autos der beiden europäischen Töchter des US- Autokonzerns General Motors (GM) basierten. «Das kann man nicht ohne weiteres über Bord werfen.»
Saab für Opel allerdings zu klein
Von der Grösse her ist Saab nach Einschätzung der Experten jedoch uninteressant für Opel. Sollten die Rüsselsheimer ganz oder teilweise Eigenständigkeit von der Mutter erlangen, sei der Autobauer auf grössere Partner angewiesen. Christoph Stürmer vom Wirtschaftsforschungsinstitut Global Insight Deutschland GmbH in Frankfurt sagte: «Selbst im Verbund mit GME wäre Opel ein relativ kleiner Spieler.» Zu GM Europe (GME) gehören neben Opel auch Saab sowie die englische Marke Vauxhall.
Teilherauslösung von Opel als Option
Das Management von Opel und GM hatte am Mittwoch erstmals eine teilweise Herauslösung Opels von der angeschlagenen US-Mutter ins Spiel gebracht und erklärt, gegebenenfalls mit Dritten über «Partnerschaften und Beteiligungen» zu verhandeln. GME-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sagte am Freitag dem dpa- Audiodienst: «Es ist sehr offensichtlich, dass wir eigentlich nur eine Zukunftsperspektive haben durch eine Teilherauslösung aus dem General-Motors-Konzern.»
Regierung lehnt Hilfe für Saab weiter ab
Schwedens Regierung will auch nach dem Insolvenzantrag des Autobauers Saab keine staatlichen Hilfen zur Rettung des Unternehmens bereitstellen. Wirtschaftsministerin Maud Olofsson begründete ihre ablehnende Haltung in Stockholm damit, dass der vorgelegte Umstrukturierungsplan «viel zu optimistisch» sei. (awp/mc/ps/11)