Eisige Bise für Schweizer Aussenhandel
Die Ausfuhren nach der EU gingen dabei deutlich zurück. Die Handelsbilanz schloss mit einem Überschuss von 2 Mrd. Fr. , wie die Eidgenössische Zollverwaltung (EVZ) am Donnerstag mitteilte. Demnach sanken die Exporte nominal um 10,6 % auf 14 600 Mio. Fr. (real: – 11,5 %). Arbeitstagbereinigt halbierte sich der Rückgang (- 5,7 bzw. – 6,7 %).
Fünfter Monat in Folge mit Negativsaldo
Damit entwickelten sich die Ausfuhren im fünften aufeinander folgenden Monat negativ, so dass der Abwärtstrend sichtbar anhielt. Saisonbereinigt (Vormonatsvergleich) lagen die Veränderungsraten deutlich im Plus – vorwiegend bedingt durch die schwachen Ergebnisse im Dezember 2008. Die Exportgüter verteuerten sich um 1,1 %. Unter Ausschluss der Preisentwicklung in der Pharmasparte stagnierten die Preise (- 0,4 %; real: – 10,3 %).
Importe um 17,4 Prozent eingebrochen
Die Importe brachen nominal um 17,4 % auf 12 569 Mio. Fr. (real: – 11,9 %) ein. Bei gleicher Anzahl Arbeitstage betrug die Abnahme immer noch 12,8 bzw. 7,1 %, womit sich der negative Trend der Vormonate noch verstärkte. Auch saisonbereinigt resultierte nominal erneut ein Minus. Die Preise der importierten Güter reduzierten sich um hohe 6,2 %. Auch bei Ausklammerung der Pharmapreisentwicklung ergab sich mit 6,4 % ein nahezu identischer Abschlag. Die Handelsbilanz verzeichnete einen um vier Fünftel gestiegenen Überschuss von 2031 Mio. Fr. Rund die Hälfte des Saldos stammte dabei vom Aktivum mit Asien.
Beinahe alle Exportbranchen im Minus
Abgesehen vom moderaten Absatzplus bei der Chemischen Industrie und den stagnierenden Lieferungen von Präzisionsinstrumenten verzeichneten alle Exportbranchen ein Minus. Besonders wuchtig war der Rückgang bei der Metall- und der Textilindustrie. Bei der Metallindustrie schwand der Auslandumsatz von Eisen und Stahl sowie A-luminium – teilweise preisbedingt – um je über 40 %. Die Exporte der Kunststoffindustrie, der Papier- und Grafischen Industrie, der Uhrenindustrie sowie der Ma-schinen- und Elektronikindustrie sanken mit einem Minus von 21 bis 23 % ebenfalls massiv. Bei Letztgenannter ging der Verkaufsrückgang bei den Textil- und den Handwerkzeugmaschinen in den freien Fall über (- 64 bzw. – 53 %).
Chemische Infdustrie leicht im Plus
Um drei Zehntel bzw. einen Viertel schrumpften die Ausfuhren von Metallbearbeitungsmaschinen bzw. elektrischen und elektronischen Artikeln. Immerhin wiesen die Segmente Stromerzeugung und Elektromotoren sowie Kraftmaschinen eine Zunahme auf. Die Lieferungen der Bekleidungsindustrie nahmen um einen Achtel ab, derweil jene der bis anhin wachstumsverwöhnten Nahrungs- und Genussmittelindustrie um 8 % sanken. Hier standen dem Verkaufsrückgang bei den Getränken und Schokolade hohe Mehrausfuhren von Tabakfabrikaten und Kaffee gegenüber. Das Plus bei der Chemischen Industrie basierte einzig auf den um vier Fünftel gestiegenen Exporten von immunologischen Produkten (+ 593 Mio. Fr.) sowie Medikamenten (+ 7,1 %).
Deutlich schwindende Nachfrage aus der EU
Auch geografisch überwogen die Minuszeichen: dabei fiel der Exportrückgang im europäischen Raum (EU: – 12,3 %) etwas höher aus als jener in Nordamerika und Asien. Ein klares Plus resultierte hingegen in Ozeanien und Afrika. Bei den Ländern brach der Versand nach Singapur um fast 40 % ein, jener nach Taiwan und Mexiko um rund drei Zehntel. Die Ausfuhren nach der Türkei, Russland, Hongkong und Indien fielen um einen Viertel, jene nach Schweden, Saudi-Arabien und Ungarn um je einen Fünftel. Zwischen 13 und 16 % verringerten sich zudem die Exporte nach Dänemark, Österreich, Spanien, Deutschland, Italien, in das Vereinigte Königreich, China und in die USA.
Hohe Mehrexporte von Pharmazeutika
Während die Lieferungen in die Vereinigten Arabischen Emirate stagnierten, stiegen jene nach Rumänien um mehr als die Hälfte und nach Brasilien, Japan, Australien, Kanada und Südkorea konnte zwischen einem Sechstel und einem Drittel mehr abgesetzt werden. Mit Ausnahme von Südkorea basierte das kräftige Plus bei den übrigen Ländern auf hohen Mehrexporten von Pharmazeutika.
Arg gebeutelte Importe von Halbfabrikaten
Bei allen 4 Verwendungszweckgruppen sackten die Importe ins Minus ab. Die Spannweite reichte dabei von – 6 % bis – 32 %. Am deutlichsten war die Schrump-fung bei den Energieträgern; hier war die Reduktion vor allem auf den Preissturz von einem Viertel zurückzuführen. Mit einem Einbruch von einem Viertel wies die Gruppe der Rohstoffe und Halbfabrikate den stärksten Rückgang seit 20 Jahren aus. Gleich um je einen Drittel verringerten sich die Bezüge von Chemikalien (- 363 Mio. Fr.) sowie Metallen (- 310 Mio. Fr.). Die Zufuhren von elektrischen und elektronischen Halbfabrikaten gingen um einen Viertel zurück, jene von Papier sowie Kunststoffen je um einen Fünftel.
Happiger Einbruch bei Investitionsgütern
Der 20-prozentige Einbruch bei den Investitionsgütern war praktisch auf allen Subgruppen zurückzuführen. So stürzten die Einfuhren von Luft- und Raumfahrzeugen (Januar 2008: Import von 4 Flugzeugen) sowie Strassenfahrzeugen um hohe 88 % bzw. 35 % ab. Um einen Fünftel sank die Nachfrage nach Arbeitsmaschinen und -geräten, Baubedarfswaren sowie Fabrikationsmaschinen. Die Lieferungen von Maschinen und -geräten zur Gebäudeausstattung sowie des Dienstleistungsgewerbes reduzierten sich um je 12 %, bei Letzteren vor allem bedingt durch den starken Rückgang bei den Übermittlungsapparaten.
Konsumgüter lediglich leicht unter Druck
Die Konsumgüter gingen vergleichsweise moderat zurück. Allerdings fielen die Importe von Unterhaltungselektronik gleich um einen Drittel. Auch die Zufuhren von Personenautos legten den Rückwärtsgang ein; hier resultierte ein Minus um drei Zehntel (Stück: – 26,6 %). Die Importe von Nahrungs- und Genussmitteln, Drucksachen, Bekleidung und Schuhen sowie Wohnungseinrichtungen reduzierten sich um 12 % bis 17 %. Hingegen nahmen die Bezüge der Bijouterie- und Juwelierwaren um 8 % bzw. 134 Mio. Fr. zu.
Libyen: Ölhahn zu
Während die Importe aus Afrika (Erdöl) gleich um 77 % einbrachen, sanken jene aus dem europäischen (EU: – 17,4 %) und nordamerikanischen Raum um je einen Sechstel. Derweil wiesen die Einfuhren aus Asien insgesamt ein Plus von 2,6 % auf. Auf Stufe Land sackten die Bezüge aus Libyen gleich um 90 % ab. Um drei Zehntel reduzierten sich die Importe aus Österreich und Ungarn, jene aus Tschechien, Schweden sowie den Niederlanden gingen um je einen Viertel zurück. Die Einfuhren aus den grossen Volkwirtschaften Vereinigtes Königreich, USA, Deutschland, Frank-reich und Italien waren zwischen 17 und 21 % niedriger. (evz/mc/ps)