Gemischte Signale auf Dubais Arbeitsmarkt
von Gérard Al-Fil
«Wir suchen über hundet talentierte Mechaniker, Elektriker und Bauingenieure», sagt Zeina Tabri, Chief Coroprate Affair Officer beim Dubaier Bauzulieferer «Drake and Scull». Man wolle die Flaute auf dem Arbeitsmarkt nutzen, um entlassende Spezialisten zu rekrutieren, so Frau Tabri weiter. Bei den meisten Unternehmen im Golf-Emirat bleiben dagegen die Türen vorerst zu. «Ich bräuchte dringend Unterstüztung, es würden auch zwei Lehrlinge genügen», klagt etwa der IT-System Administrator Fadi Z. (Name von der Redaktion geändert), der bei einem staatlichen Konzern die PC und Notebooks der Mitarbeiter wartet. «Aber solange die Finanzkrise Dubai in Schach hält, gilt Einstellungsstopp. Andere private Firmen kämpfen ums nackte Überleben: der Business ? und Lifestyle-TV-Kanal City Seven hat seine 1’600 Angestellten gerade informiert, dass ihre Gehälter bei gleicher Leistung um ein Fünftel gekürzt wüerden, um weiter senden zu können. Und das Hotel Atlantis auf der Palmeninsel Jumeira, im November 2008 noch mit ein bombastischen Feuerwerk eröffnet, trennt sich gerade von 70 Mitarbeitern wegen ausbleibender Gäste.
Über 50’000 Arbeitsbewilligungen gecancelt
Die Finanzkrise setzt Dubai (1,5 Mio Einwohner) deshalb so zu, weil es als Drehkreuz zwischen Europa und Asien die offenste Volkswirtschaft am Golf ist. Boomt die Weltwirtschaft, wächst Dubais Ökonomie überproportional. Fällt der globale Output, geht es Dubai besonders schlecht, schon deshalb, weil am Freihafen und am Flughafen weniger Güter umgeschlagen werden bzw. Passagiere verkehren. Allein im vergangenen Januar wurden 54’684 Resident Visas, die zur Arbeitsaufnahme berechtigen, vorzeitig gestrichen. Das waren 86 Prozent mehr Annulationen als im gleichen Vorjahresmonat. Vor allem westliche Expats, die ihre Freizeit mehr in den Kneipen anstatt in Arabisch-Sprachkursen verbracht und sich kein Netzwerk mit Einheimischen aufgebaut haben, müssen die Koffer packen. Integration ist alles, um am Golf in Phasen des Abschwungs zu überleben. Allerdings wurden auch 93’957 neue Visa ausgestellt. Überprüfen kann die vom Einwanderungsamt herausgegebenen Zahlen niemand.
Licht inmitten des Tunnels
Doch die die ersten Lichtstreifen ziehen bereits am Horizont auf: die Schulden der Borse Dubai, in der die lokale Börse DFM und die internationale Börse Nasdaq Dubai vereint sind, in Höhe von 2,5 Mrd. Dollar wurden jetzt von den Banken gestreckt. Und die Kurse an den Aktienmärkten in Dubai und Abu Dhabi selbst drehen seit einer Woche wieder nach oben, unterstützten von steigenden Handlsvolumina. «Der Markt ist krisenerprobt», sagt der britische Medienunternehmer Peter Cooper, der seit über zehn Jahren am Golf lebt. Cooper: «Schon im Jahre 2000, als das Fass Öl zehn Dollar kostete, hiess es, die Golfstaaten seien wirtschaftlich erledigt. Dabei markierte die Jahrtausendwende erst den Anfang eines acht Jahre währenden Booms.»
Emiratisierung schreitet voran
Bleibt für westliche Gastarbeiter zu hoffen, dass sie bald wieder Firmen wie Drake and Scull finden, die Leute im Dutzend einstellen. Leichter wird die Jobsuche nicht werden. Wer in Dubai seinen Job verliert hat genau 30 Tage Zeit einen neuen zu finden, sonst verfällt die Aufenthaltsbewilligung. Und die Unternehmen sind gehalten, 51 Prozent ihre verfügbaren Arbeitsplätze mit einheimischen Emiratis zu besetzen. Die «Emiratisierung» gilt aber nicht in den 16 Freihandelszonen in Dubai, wo die meisten westlichen und asiatischen Konzerne ihren Hauptsitz unterhalten.