Betrugsfall Madoff: Schweizer Anwälte bündeln Kräfte in internationalem Bündnis
Momentan beschäftigen sich weltweit rund 300 Anwaltskanzleien und 45’000 Anwälte mit dem Fall. Für sie könnte der grösste Finanzskandal aller Zeiten zum wichtigsten Fall überhaupt werden.
Dank Zusammenarbeit besser zum Ziel
Der Schweizer Wirtschaftsanwalt Daniel Fischer glaubt, dass die Anwälte dank der internationalen Zusammenarbeit besser zum Ziel kommen. Das Bündnis mit 24 Kanzleien aus 21 Ländern bilde ein «Gegengewicht» zu den Verantwortlichen des Skandals. «Einen internationalen Fall kann man nur international lösen», sagte Fischer gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.
3 Mio. Personen direkt oder indirekt betroffen
Javier Cremades, Initiant und Präsident des Bündnisses, schätzt, dass weltweit drei Millionen Personen direkt oder indirekt vom Milliardenbetrug betroffen seien. In der Schweiz seien es tausende. Die von der SDA befragten Schweizer Anwälte hingegen sagten, man kenne die Zahl der Opfer und die Schadenssumme nicht genau.
Schadenssumme mindestens 50 Mrd. Dollar
Schätzungen gehen davon aus, dass der 70-jährige US-Amerikaner Bernard Madoff mit seinem Schneeballsystem Investoren um rund 50 Mrd USD geprellt hat. Gemäss Javier Cremades könnte diese Summe aber weit höher sein.
Interessenskonflikte
Die weltweiten Verfahren werden wohl Klarheit schaffen. Doch im juristischen Wirrwarr könnten auch Interessenskonflikte entstehen. «In Spanien beschäftigen sich die vier grössten Anwaltskanzleien bereits mit der Verteidigung der Banken, die in den Skandal involviert sind», sagte eines der Opfer des Fonds «Optimal». Damit werde es aber im Einzelfall schwierig, die Bank zur Rechenschaft zu ziehen.
Santander vorbildlich – keine Vorschläge der UBS
Die Schweizer Anwälte hoffen, dass das Beispiel der spanischen Bank Santander auch bei Schweizer Banken Schule macht. Santander hatte die Opfer des betroffenen Fonds «Optimal» entschädigt. «Die UBS hat bis jetzt keinerlei Vorschläge gemacht», sagte Sophie Scemla vom französischen Anwaltsbüro Orrick.
Die Kanzlei vertritt unter anderem die Interessen von Schweizer Unternehmen, die in den luxemburgischen Fonds Lux Alpha investiert hatten. Dabei habe die UBS von diesen Geschäften zwischen 2004 und 2008 Kommissionen in der Höhe von insgesamt 85 Mio USD bezogen. (awp/mc/pg/23)