US-Autoindustrie will neue Milliarden vom Staat

General Motors benötigt laut einem Zeitungsbericht mindestens fünf Milliarden Dollar mehr, um das erste Quartal zu überleben. Chrysler will nach bisherigen Informationen um weitere drei Milliarden Dollar bitten. General Motors (GM) und Chrysler hängen bereits am Tropf der Regierung. GM bekam bisher 13,4 Milliarden Dollar und Chrysler vier Milliarden. Am Dienstag müssen beide Hersteller ein ausführliches Sanierungskonzept vorlegen. Die Regierung will dann entscheiden, ob sie weitere Unterstützung gewährt. Von den Plänen werden weitere Werksschliessungen und massiver Stellenabbau erwartet.


Lage bleibt dramatisch
Allerdings sei unsicher, ob GM das Konzept rechtzeitig vorlegen kann, da notwendige Verhandlungen mit Gewerkschaften am Samstag wegen Differenzen über die Gesundheitsversorgung von Betriebsrentnern festgefahren seien, berichtete das «Wall Street Journal». Die Lage sei dramatisch: Fliesse kein Geld vom Staat, drohe dem grössten US-Autobauer trotz der bisher gewährten Kredite die Insolvenz, schrieb die Zeitung unter Berufung auf informierte Personen. Das US-Finanzministerium schätze, dass General Motors (GM) bis Ende März mindestens fünf Milliarden Dollar mehr brauche. Chrysler ging in den vergangenen Wochen eine Allianz mit Fiat ein.


GM zieht Insolvenz stärker in Erwägung 
Der GM-Konzern, der lange Zeit strikt ein Insolvenzverfahren abgelehnt hatte, ziehe diese Option nun immer stärker in Erwägung, hiess es. GM-Chef Rick Wagoner hatte stets gewarnt, Autofahrer würden keine Fahrzeuge eines insolventen Unternehmens kaufen und somit würde ein solcher Schritt das Ende für den Autobauer bedeuten. Die US-Regierung befürchtet, ein Aus eines grossen Autoherstellers könnte mehrere hunderttausend Arbeitsplätze vernichten, weil auch Zulieferer getroffen wären.


Zulieferer fordern 18,5 Milliarden Dollar
Der Zulieferer-Verband wandte sich am Freitag an das Finanzministerium mit der Bitte um Hilfen im Gesamtvolumen von zunächst 18,5 Milliarden Dollar. Den Grossteil entfällt auf Garantien in Höhe von 10,5 Milliarden Dollar auf Zahlungen der grossen Autobauer GM, Ford Motor und Chrysler. Ausserdem wollen die Zulieferer eine Staatsbürgschaft für Kredite und Liquiditäts-Notfonds, aus dem sich Unternehmen schnell Geld bekommen könnten, wenn die Autohersteller mit der Bezahlung ihrer Rechnungen in Verzug sind. Im vergangenen Jahr hätten 40 Zulieferer bereits Insolvenz anmelden müssen, betonte der Verband.


Gremium zur Reorganisation der US-Autoindustrie
US-Präsident Barack Obama will nach einem Bericht der «New York Times» ein Gremium zur Restrukturierung der notleidenden US-amerikanischen Autobauer General Motors und Chrysler einsetzen. Dies berichtete das Blatt in seiner Internetausgabe unter Berufung auf ein hohes Regierungsmitglied. Obama habe damit die ursprüngliche Idee zu den Akten gelegt, einen mächtigen Sonderbeauftragten, einen sogenannten «Autozars» zu ernennen. Das Gremium soll von Finanzminister Timothy Geithner und dem Vorsitzenden des Nationalen Wirtschaftsrates, Lawrence Summers, geleitet werden. Geithner soll auch die Verwendung des 17,4 Milliarden Dollar (13,6 Milliarden Euro) staatlicher Kredite für General Motors und Chrysler überwachen. (awp/mc/ps/01) 

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