Machtkampf bei Sulzer eskaliert
Dies erklärte Renova-Sprecher Daniel Grotzky am Montag. Aus diesem Grund könne Renova eine Wiederwahl Bergs «derzeit nicht unterstützen». Auch Verwaltungsrat Daniel Sauter wird von Renova abgelehnt. Grotzky betonte, dass es sich um eine reine Vertrauensfrage handle. Das Ganze habe «nichts mit der Strategie» des Winterthurer Maschinenbaukonzerns Sulzer zu tun. Das Management von Sulzer habe «die volle Unterstützung von Renova». An der Börse wird seit Längerem spekuliert, Renova wolle nicht zuletzt wegen Finanzierungsproblemen Sulzer mit dem ebenfalls von ihr kontrollierten Industriekonzern OC Oerlikon fusionieren.
Berg enttäuscht
Beim Einstieg von Vekselberg bei Sulzer habe es «viel Distanz» gegeben. Man sei sich zwar nähergekommen, aber nicht nahe genug, sagte Grotzky. Ulf Berg zeigt sich vom Renova-Entscheid überrascht. «Wir haben in den letzten 18 Monaten immer vernünftig zusammengearbeitet. Dissonanzen gab es nicht. Es gab keine Themen, die nicht einvernehmlich im Verwaltungsrat beschlossen wurden. Die Zusammenarbeit mit den beiden Renova-Vertretern im Gremium war immer offen und ehrlich», sagte Berg gegenüber AWP. Auch habe es keine strategischen Differenzen gegeben.
Frist für Generalversammlung
Der Frage, ob Renova einen eigenen Kandidaten für das Präsidium habe, wich ihr Sprecher Grotzky aus: «Wie jeder wichtige Aktionär behalten wir uns vor, Vorschläge zu machen, die im besten Interesse des Unternehmens sind.» Allerdings kann Renova offenbar gar keine eigenen Kandidaten mehr anmelden – die Frist ist laut Ulf Berg am 8. Februar abgelaufen.
«Sulzer soll endlich zur Ruhe kommen»
Der Sulzer-Verwaltungsrat lässt sich vom kurzfristigen und für Berg «persönlich enttäuschenden» Entscheid der Renova denn auch nicht beirren. Er schlägt der Generalversammlung vom 8. April die Wiederwahl von Berg und Sauter sowie der beiden Renova-Vertreter im Verwaltungsrat, Vladimir Kuznetsov und Urs Meyer, für eine weitere dreijährige Amtszeit vor. «Ich werde jedoch jede Lösung, die den langfristigen Erfolg von Sulzer sichert, unterstützen», sagte Berg dazu. «Sulzer soll endlich zur Ruhe kommen».
Spekulationen um OC Oerlikon und Sulzer
Die Entscheidung von Renova könnte mit strategischen Fragen zusammenhängen, mutmasste die ZKB. In letzter Zeit sei oft über ein Zusammengehen von Sulzer und OC Oerlikon spekuliert worden. Dieses hält der Sulzer-Verwaltungsrat indes nicht für sinnvoll und lehnt es ab.
Aktie unter Druck
Eine solche Fusion könnte jedoch die Finanzprobleme von OC Oerlikon lindern und entsprechend im Interesse von Renova liegen, schreibt die ZKB weiter. Zu diesen Gerüchten wollten sich weder Renova-Sprecher Grotzky noch Sulzer Präsident Ulf Berg äussern. Grotzky sagte lediglich, die Renova sei mit ihrem Aktienanteil an Sulzer zufrieden. Der neu entflammte Machtkampf um Sulzer kommt an der Börse nicht gut an: Die Aktien verlieren bis um 15.35 Uhr in einem schwachen Gesamtmarkt 8,0% auf 55,55 CHF. (awp/mc/ps/06)