CH-Eröffnung: Gewinnmitnahmen – ABB und Swiss Re gesucht
Das durchgewinkte US-Konjunkturpaket sei eingepreist, hiess es. Später stehen diverse Konjunkturdaten im Blick. Aus den USA kommen die wichtigen Einzelhandelsdaten für Januar und die wöchentlichen Arbeitslosenanträge. Die Schweizer Blue Chips sind in erster Linie von Spezialsituationen geprägt. Im Fokus stehen der Industriekonzern ABB nach Jahreszahlen und der Rückversicherer Swiss Re, nachdem der bei Anlegern wenig beliebte CEO Jacques Aigrain seinen Hut genommen hat.
Bis um 9.40 Uhr fällt der SMI 46,68 Punkte bzw. 0,91% auf 5’077,09 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 1,06% auf 732,57 Punkte und der breite SPI um 0,90% auf 4’221,68 Punkte.
Bei den Blue Chips steigen ABB um 0,6% auf 15,70 CHF (Tageshoch 16,10 CHF). Der Industriekonzern hat nach Einschätzung von Händlern ein «durchzogenes» Ergebnis präsentiert. Im EBIT seien Rückstellungen in Höhe von rund 870 Mio USD enthalten, um den Posten bereinigt liege die Kennzahl 10% über der Prognose. Positiv gewertet wird aber vor allem die Bestätigung der mittelfristigen Ziele. Der Rückgang beim Auftragseingang sei bei ABB längst nicht so ausgeprägt ausgefallen wie bei Konkurrenten, hiess es weiter. Allerdings sei aufgrund der fortgeschrittenen Kurserholung der Aktie seit den Novembertiefs (+38%) die Luft für den Titel etwas dünn geworden.
Swiss Re gewinnen 5,1% auf 19,90 CHF. Bei dem zuletzt in Problemen steckenden Rückversicherer kommt es zu einem Wechsel an der Spitze. CEO Jacques Aigrain tritt zurück und wird durch Stefan Lippe ersetzt. Aigrain wird für das teuere Investment Banking-Abenteuer verantwortlich gemacht, das im letzten Jahr zu einem Verlust von 1 Mrd CHF führte. Der scheidende CEO hinterlasse aber ein gutes Mass an toxischen Papiere in den Büchern der Swiss Re und mit einer Stabübergabe seien diese nicht einfach verschwunden, mahnen Kritiker. Doch mit einem neuen Lenker könne vielleicht – in der langen Frist – ein neues Vertrauensfundament gelegt werden.
Die restlichen Versicherer notieren mehrheitlich ebenfalls schwächer: ZFS (-0,9% auf 199,20 CHF), Bâloise (-0,6% auf 78,40 CHF). Swiss Life gehen gehalten bei 56,05 CHF um. Die Grossbankenaktien UBS (-2,5% auf 13,62 CHF) und CS (-1,2% auf 30,84 CHF) legen nach der jüngsten Kurserholung und mit Blick auf die noch ungeklärten Details des Bankenrettungspakets in den USA eine Verschnaufpause ein.
Novartis (-0,9% auf 48,40 CHF) sind wenig gefragt. Die baldige Tochtergesellschaft Alcon hat eine deutliche Wachstumsverlangsamung im vierten Quartal vermeldet und lieferte einen verhaltenen Ausblick ab. Der restliche Newsflow wurde positiv aufgenommen. Die Basler haben die exklusiven Rechte am Anti-Gerinnungsmittel Elinogrel übernommen und zeigten ermutigende Testdaten zu Zometa. Nestlé (Aktie: -1% auf 37,54 CHF) ist zur Zeit noch die Mehrheitseignerin von Alcon.
Im breiten Markt hat Straumann (Aktie: +8,4%) Zahlen gezeigt und lag deutlich über den zuletzt stark gesenkten Analystenschätzungen. Davon profitieren auch die im SMI notierten Titel des Konkurrenten Nobel Biocare (+1,4% auf 17,47 CHF).
Im SLI stehen OC Oerlikon 0,1% höher auf 30,74 CHF, obschon der Titel im Zuge der vierteljährlichen Indexrevision aus dem MSCI Global Standard Index ausgeschlossen wurde. Der Entscheid komme aber wenig überraschend, hiess es im Handel.
Hingegen sei in den letzten Tagen auf eine Aufnahme von der im breiten Markt notierten Titel von Barry Callebaut (-6,3%) in den MSCI spekuliert worden, was zu einem Positionsaufbau vieler Investoren geführt habe. Die Aufnahme fand jedoch nicht statt, womit heute wieder die Korrektur erfolge.
Grösster Verlierer im SLI-Tableau sind SGS (-4,5% auf 1’140 CHF). Die Aktien des Inspektionsunternehmens wurden von Goldman Sachs auf die gefürchtete «Conviction Sell List» gesetzt. Die Analysten begründen die Rückstufung mit der starken Performance in den letzten Monaten und einer nicht gerechtfertigten Prämie gegenüber dem Sektor.
Im SPI springen Meyer Burger um 14,4%. Der Spezialsäge-Hersteller hat beeindruckende Umsatzzahlen abgeliefert und versprach eine hohe Profitabilität. Das Unternehmen ortet positive Signale, dass die Finanzierungsschwierigkeiten der Kunden schon bald gelöst sind.
Ebenfalls mit Zahlen aufgewartet hat das Biopharmaunternehmen Cytos (+4,8%). Vor allem der Netto-Barmittelverbrauch fiel deutlich geringer als prognostiziert aus. Ebenfalls mit Zahlen aufgewartet haben Looser (-1,2%), Bobst (-0,5%) sowie die beiden Kantonalbanken aus Luzern (unv.) und St. Gallen (+1,4%). (awp/mc/ps/15)