Bernanke sieht kurzfristig keine Inflation
Auf kurze Sicht dürfte die Inflation angesichts der Wirtschaftsschwäche und fallender Vermögenspreise kein Thema sein. Bei einer Erholung der Konjunktur werde die Fed alles tun, um eine Inflation zu vermeiden. Zu einer länger anhaltende Deflation wie in den 90er Jahren in Japan dürfte es nur kommen falls das Bankensystem nicht gerettet werde. Für den Ausbruch der Krise ist laut Bernanke weniger die expansive Geldpolitik der US-Notenbank zu Beginn des Jahrzehnts verantwortlich, sondern vielmehr die hohen Leistungsbilanzdefizite.
Spannungen am Geldmarkt abgebaut
Die aktive Liquiditätspolitik der US-Notenbank hat laut Bernanke während der Finanzkrise zu einem Abbau der Spannungen an den Geldmärkten geführt. «Wir sind durch die Wirkung der durchgeführten Programme ermutigt worden.» Die aggressiven Massnahmen der Fed und anderer Notenbankbanken seit Beginn der Finanzkrise vor 18 Monaten hätten dazu beigetragen, die Geldmarktzinssätze zu reduzieren. Zudem seien die Liquiditätsengpässe zum Jahresende 2008 vermindert worden.
«Ausserordentlich strenge Krise»
Auf die Frage, warum die Massnahmen der Fed noch nicht zu einem funktionieren der Finanzmärkte geführt habe, sagte Bernanke, dass die Finanzmarktkrise «ausserordentlich streng» sei. Die Notenbank habe jedoch durch ihre Massnahmen einen Zusammenbruch des Finanzsystems verhindert.
Normale Kreditvergabe wieder in Gang bringen
Die Liquiditätsmassnahmen der US-Notenbanken hätten nicht das Ziel, die Hauspreise wieder nach oben zu bringen oder den Preis von Hypothekenmarktpapieren zu stützen, sagte Bernanke auf Nachfrage von Abgeordneten. Ziel der expansiven Geldpolitik und anderer Massnahmen sei es, die normale Kreditvergabe wieder in Gang zu bringen. Damit das Vertrauen an den Finanzmärkten zurückkomme und die Kreditvergabe wieder anspringe sei eine Erholung der Konjunktur wichtiger als das Geschehen am Subprime-Hypothekenmarkt.
Weiterhin hohe Nachfrage nach US-Staatsanleihen
Trotz der quasi Nullzinspolitik macht sich Bernanke keine Sorgen um die Nachfrage nach US-Staatsanleihen: «Die ausländische Nachfrage nach Staatsanleihen ist immer noch hoch.» Das Haushaltsdefizit der US-Regierung dürfte im laufenden Jahr «aussergewöhnlich hoch» ausfallen. Auch der Schuldenstand der USA im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt dürfte deutlich ansteigen. Die Schulden müssten allerdings auf lange Sicht zurückgeführt werden.
Informationspolitik auf dem Prüfstand
Der Notenbankchef kündigte zugleich eine umfassende Überprüfung der bisherigen Informationspolitik an, nachdem Kongressmitglieder mangelnde Transparenz der verschiedenen Programme der Fed beklagt hatten. Geplant sei ein neuer Auftritt der Zentralbank im Internet, durch den die Öffentlichkeit besseren Einblick in die Bilanzsumme und Strategien der Federal Reserve erhalten soll.
95 Prozent der Bilanzsumme in sehr sicheren Anlagen
Laut US-Notenbankchef Ben Bernanke bestehen 95 Prozent der Bilanzsumme der Fed aus sehr sicheren Vermögenswerten. Lediglich 5 Prozent seien Vermögenwerte, die zur Rettung von Not leidenden Banken eingesetzt worden seien, sagte Bernanke am Dienstag vor dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhaus. Im Falle einer wirtschaftlichen Erholung müsse die Fed jedoch ihre Bilanzsumme wieder vermindern. Die Bilanzssumme hat sich seit Beginn der Krise mit mittlerweile rund 1,8 Billionen Dollar mehr als verdoppelt. (awp/mc/ps/33)