CH-Verlauf: Ins Minus gedreht – Julius Bär im Sturzflug

Nach den verheerenden Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe vom Donnerstag wird allgemein ein schlechter US-Arbeitsmarktbericht erwartet.


Die heftigen Abschläge von Swiss Re und noch deutlichere bei Julius Bär – zeitweise über 40% – bezeichnete der Händler als «irrational». Selbst die enttäuschenden Zahlen würden solche Abgaben nicht rechtfertigen. Es scheine, als wollten die Marktteilnehmer derzeit gar nichts Gutes finden, so der Händler.


Bis um 12.05 Uhr sinkt der SMI um 0,71% oder 36,35 auf 5’070,50 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI verliert 0,75% auf 728,82 Zähler, der Gesamtmarkt, gemessen am SPI, 0,58% auf 4’217,09.


Julius Bär (-22,9% auf 25,60 CHF) brachen im Laufe des Morgens nach Gerüchten um geschönte Finanzzahlen massiv ein. Im Markt kursiert ein Schreiben, in dem führende Angestellte dem Management vorwerfen, Kennziffern geschönt zu haben. Beobachter sprachen auch von Panikverkaufen nach Vorlage des Jahresergebnisses und den als enttäuschend gewerteten Finanzzielen. «Die Bank wird nun abgestraft», erklärte ein Händler. Auch UBS (-2,2% auf 12,72 CHF) finden sich inzwischen tief im Minus wieder, CS (+0,5% auf 31,86 CHF) gehen auf immer noch leicht im Plus um.


Neben Julius Bär stehen Swiss Re (-9,1% auf 19,73 CHF) unter markantem Abgabedruck – obwohl die Titel bereits am Vortag über einen Viertel an Wert eingebüsst hatten. Im Nachgang an den überraschend publizierten provisorischen Verlust für 2008 von rund 1 Mrd CHF haben diverse Analysten ihre Ratings und Kursziele für Swiss Re gesenkt. Auch die übrigen Assekuranzen, die am Vortag ebenfalls unter deutlichem Abgabedruck standen, gehen erneut im Minus um.


Mit am Tabellenende finden sich auch Petroplus (-2,5% auf 21,60 CHF). Mehrere Analysten haben im Anschluss an das Jahresergebnis das Rating oder Kursziel für die Aktien der Raffineriebetreiberin gesenkt.


Verkauft werden auch die defensiven Schwergewichte Nestlé (-0,6% auf 38,10 CHF), Novartis (-0,3% auf 48,90 CHF) und Roche (-1,7% auf 142,90 CHF). Für Roche hat JPMorgan das Kursziel gesenkt; die Frage sei, wann es Roche gelinge, nach dem Umsatzwachstum auch die Marge zu verbessern, schreibt der zuständige Analyst. Für langfristige Investoren sei der Titel nach wie vor interessant, allerdings werde Roche von der «Analyst Focus List» gestrichen.


Gesucht sind dagegen zyklische und konjunktursensitive Werte wie ABB (+3,0% auf 15,96 CHF), Holcim (+2,9% auf 50,10 CHF), Swatch (+2,7% auf 139,40 CHF), Richemont (+2,5% auf 18,15 CHF) oder Adecco (+2,4% auf 41,44 CHF). Der Markt spekuliere derzeit auf ein rasches Verabschieden des US-Konjunkturpaketes, wovon die Zykliker am meisten profitieren dürften, erklärte ein Händler die Aufschläge. Grösste Gewinner sind derzeit aber Kühne + Nagel (+4,4% auf 70,20 CHF).


Syngenta (+1,5% auf 228,30 CHF) haben sich inzwischen in die Gewinnzone vorgearbeitet. Der Agrochemiekonzern hat mit den vorgelegten Zahlen die Erwartungen des Marktes nur bei Umsatz und Gewinn pro Aktie erfüllt, lag aber beim Reingewinn darunter. Fragen werfen am Markt die Prognosen für 2009 auf. In der langen Frist bleiben die Auguren aber mehrheitlich zuversichtlich für Syngenta.


Am breiten Markt steigen EMS (+3,1%) und GKB (+1,3%) nach Jahreszahlen; Analysten sprechen bei der GKB von einem soliden Resultat. Dagegen verlieren Quadrant (-5,5%), Mobilezone (-1,5%) und Feintool (-0,1%) nach durchzogenen Zahlen. (awp/mc/pg/22)

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