EZB belässt Leitzins bei 2,0 Prozent

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte jedoch schon nach der jüngsten Senkung um 0,5 Punkte im Januar eine Zinspause angedeutet. Die Notenbank habe bereits berücksichtigt, dass sich die Wirtschaft im Euro-Raum weiter verschlechtern werde, sagte Trichet damals. In den Monaten zuvor hatte die Notenbank das Zinsniveau vier Mal in Folge um insgesamt 2,25 Prozentpunkte verringert, zuletzt im Januar um 0,50 Punkte. Derzeit liegt der Leitzins im Euroraum so tief wie zuletzt zwischen Mitte 2003 und Ende 2005. Auf unter zwei Prozent hat die EZB das Zinsniveau noch nie verringert.


Keine konkreten Hinweise zu nächstem Zinsschritt
Für die nächste Sitzung des EZB-Rats im März gab die Europäische Zentralbank (EZB) zunächst keine konkreten Hinweise: «Wir werden tun was nötig ist», sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet mit Blick auf die kommende Zinsentscheidung. Die nächste Zinsentscheidung werde auf der Grundlage von neuen Konjunkturdaten und den dann vorliegenden Projektionen der EZB-Mitarbeiter getroffen. Gleichwohl könne eine weitere Zinssenkung nicht ausgeschlossen werden. Der aktuelle Leitzins von zwei Prozent sei keine feste Untergrenze.


Jüngste Aussagen bestätigt
Mit Blick auf Wachstum und Inflation im Euroraum bekräftigte Trichet im Wesentlichen jüngste Aussagen. Neue Konjunkturdaten bestätigten einen signifikanten Abschwung im Euroraum, die Wachstumsrisiken seien klar abwärts gerichtet. Der Inflationsdruck habe sich unterdessen weiter verringert. Im Jahresverlauf 2009 dürften die Inflationsraten zunächst auf ein «sehr geringes Niveau» sinken, um dann im zweiten Halbjahr 2009 wieder zu steigen. Mittelfristig dürfte die Teuerung im Einklang mit Preisstabilität stehen. Die EZB definiert Preisstabilität bei Inflationsraten von knapp zwei Prozent. Im Januar hatte die Jahresrate im Euroraum bei 1,1 Prozent und damit deutlich unter dem Zielwert der Notenbank gelegen.


Unsicherheit «aussergewöhnlich hoch»
Die Unsicherheit über den Wachstumsausblick ist laut Trichet nach wie vor «aussergewöhnlich hoch». Jüngste Zahlen deuteten auf ein sehr schwaches Wachstum im Schlussquartal 2008 hin. Allerdings verwies der Notenbankchef auch auf jüngste Umfragedaten, die Anzeichen einer Stabilisierung zeigten. Die EZB werde alle Entwicklungen weiter sehr genau beobachten.


Kreditwachstum schwächt sich weiter ab
Das Kreditwachstum im Euroraum habe sich unterdessen weiter abgeschwächt, sagte Trichet. So zeigten jüngste Umfragen der Notenbank eine Einschränkung der Kreditvergabe im vierten Quartal 2008. Für das erste Quartal 2009 zeigten sich die Banken aber wieder etwas zuversichtlicher und erwarteten eine Stabilisierung. Die EZB wird ihre regelmässige Umfrage mit dem Titel «Bank Lending Survey» an diesem Freitag veröffentlichen. Ab April soll diese Umfrage jeweils eine Woche vor der EZB-Ratssitzung und nicht mehr wie bislang nach der Ratssitzung veröffentlicht werden.


Null-Zins-Politik
In den USA und in Japan liegen die Leitzinsen derzeit praktisch bei null. In Grossbritannien senkte die Bank von England den Leitzins am Donnerstag um 0,5 Punkte auf den historischen Tiefststand von 1,0 Prozent. (awp/mc/pg/20)

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