Wiedereinführung Buchpreisbindung: Fronten verhärtet
Seither sind die Buchhändler in der ganzen Schweiz frei, ihre Buchpreise nach eigenem Gutdünken zu bestimmen. Unter Umständen wird dies eine kurze Episode bleiben. Mittels einer parlamentarischen Initiative will die Wirtschaftskommission diesen Schritt wieder rückgängig machen. Die Verlage und Importeure sollen wieder das Recht erhalten, den Buchhändlern die Preise vorzuschreiben.
Rabattbeschränkung
Rabatte dürften dann nur noch maximal 5% betragen. Wird ein Buch viel teurer verkauft als in den Nachbarländern, kann der Preisüberwacher einschreiten und die Preise regulieren. Neu soll die Preisbindung auch für die Romandie gelten, die bisher dieses System nicht kannte.
Vernehmlassung: Meinungen driften auseinander
In der am Dienstag zu Ende gehenden Vernehmlassung driften die Meinungen darüber erwartungsgemäss weit auseinander: Der Schweizer Buchrat, der Buchhändler und Verleger vertritt, ist erfreut über die geplante Wiedereinführung der Buchpreisbindung. Es sei unerlässlich, dass der Bund das Buch als wichtigen Träger der Kultur fördere, argumentiert der Buchrat.
Kein Vertrauen in den Markt
Auch SP, Grüne, EVP und die Stiftung für Konsumentenschutz unterstützen die Wirtschaftskommission. Die Buchpreisbindung führe zu tieferen Buchpreisen – gerade für diejenige Literatur, die nicht in Massen verkauft werde. In den freien Markt haben sie kein Vertrauen. Die Preise für Bestseller würden zwar sinken, doch im Gegenzug sei die Vielfalt der Literatur bedroht.
Ex Libris läuft Sturm gegen Revision
Sturm gegen die Revision läuft dagegen der Buch- und CD-Händler Ex Libris, der mit hohen Rabatten auf den freien Markt reagiert hat. Mit der Wiedereinführung fixer Preise wollten sich die Verlagshäuser lediglich ihre Pfründe sichern. Die Preise würden steigen und die Grossverlage das Geld in ihre eigenen Kassen stecken. Es sei ein Irrglaube, dass die Verlage diese zusätzlichen Einkünfte benutzen würden, um ein vielfältiges Angebot zu schaffen.
Sterben kleiner Buchläden kaum zu stoppen
Als völlig verfehlt bezeichnet Ex Libris die Annahme, dass mit der Buchpreisbindung das Sterben der kleinen Buchläden gestoppt werden könne. Es liege nicht an den freien Preisen, sondern am Buchhandel über Internet, dass das traditionelle Buchgeschäft zurückgehe. Ähnlich äussern sich die FDP und SVP: Die Buchpreisbindung stelle einen schwerwiegenden Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit dar. Es sei nicht ersichtlich, wieso der Wettbewerb beim Buchhandel nicht funktionieren solle.
FDP für Direktzahlungen
Die FDP sieht bessere Möglichkeiten, um die Qualität und Vielfalt der Bücher zu fördern, zum Beispiel die direkte Unterstützung Schweizer Autoren oder öffentliche Gelder für Bibliotheken. Auf breite Kritik stösst die fehlende Regelung für den grenzüberschreitenden elektronischen Buchhandel. Gruppen jeglicher Couleur beklagen eine Diskriminierung des inländischen Buchhandels.
Abwanderung ins Ausland?
Internet-Händler wie Amazon würden so die Preisbindung im Inland unterlaufen. Gerade angesichts der zunehmenden Popularität des Online-Handels sei diese Ausnahmeregelung ein Fehler. Die SP weist in diesem Zusammenhang auf die Gefahr hin, dass Schweizer Buchhändler wie Ex Libris im Ausland eine Online-Tochter gründen könnten und den Schweizer Buchmarkt zu Tiefpreisen versorgen würden. (awp/mc/ps/27)