US-Schluss: Sehr fest – Fed-Zinsentscheid und »Bad-Bank»

«Bis die Bankenkomponente dieser Krise erledigt ist, wird weiterhin eine Wolke von Unsicherheit und Sorge über dem Markt hängen», sagte Jim King, Chef der National Penn Investors Trust Company in Pennsylvania.


Der Dow Jones schloss 2,46 Prozent fester bei 8.375,45 Zählern und damit den dritten Tag in Folge mit Gewinnen. Der marktbreite S&P-500-Index legte um 3,36 Prozent auf 874,09 Punkte zu. An der NASDAQ arbeitete sich der Composite-Index um 3,55 Prozent auf 1.558,34 Zähler vor. Der NASDAQ 100 kletterte um 3,47 Prozent auf 1.235,91 Zähler.


Die US-Notenbank (Fed) signalisierte einen längerfristig rekordtiefen Leitzins. Die schwachen wirtschaftlichen Bedingungen machten einen extrem niedrigen Leitzins für einige Zeit notwendig, bekräftigte die Notenbank in ihrem Kommentar zur Zinsentscheidung. Die Notenbank werde zudem alle zur Verfügung stehenden Mittel ergreifen, um wieder ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Preisstabilität zu erreichen. Die Notenbank sei auch bereit, langlaufende US-Staatsanleihen aufzukaufen.


Bankaktien waren die grossen Hingucker. Einerseits beflügelte Händlern zufolge ein Bericht des Fernsehsenders «CNBC», wonach in den USA die Gründung einer «Bad Bank» zum Aufkauf problematischer Hypothekenpapiere unmittelbar bevorstehe. Eine Entscheidung könnte bereits nächste Woche fallen, hiess es. Dies ist zwar nicht neu, sagte ein Börsianer, wirke sich aber dennoch positiv auf die Stimmung des Sektors aus.


Der zweite Grund für die gute Stimmung sei der Zwischenbericht der Grossbank Wells Fargo. Die Finanzkrise erwischte das Institut im vierten Quartal zwar voll und Wells Fargo rutschte erstmals seit 2001 in die roten Zahlen. Aber die Bank benötigt kein weiteres Kapital vom Staat. Die Aktien sprangen um 30,88 Prozent auf 21,19 US-Dollar nach oben. Citigroup hoben um 18,59 Prozent auf 4,21 Dollar ab, Bank of America legten um 13,69 Prozent auf 7,39 Dollar zu und JPMorgan verteuerten sich um 10,38 Prozent auf 27,66 Dollar. Wells Fargo «wächst, während andere Konkurrenten nicht in der Lage sind, Geld zu verleihen», sagte Thomas Russo, Partner bei Gardner Russo&Gardner in Pennsylvania. «Ausserdem sind sie nach wie vor auf gutem Wege mit der Wachovia-Integration und sie erwarten deutliche Einsparungen.»


Abwärts ging es dagegen für die Papiere des Vermögensverwalters Legg Mason. Sie gaben 4,76 Prozent auf 20,00 Dollar nach, nachdem das Unternehmen den grössten Verlust seiner 25-jährigen Geschichte veröffentlicht hatte. In der Spitze waren die Titel um mehr als 20 Prozent eingebrochen.


Der Flugzeug- und Rüstungskonzern Boeing  war nach einem wochenlangen Streik zum Jahresende 2008 in die Verlustzone gerutscht. Unter dem Strich stand im Schlussquartal wegen mehrerer Sonderbelastungen ein Minus von 56 Millionen Dollar. Der Umsatz brach bei dem Konkurrenten des europäischen EADS-Konzerns wegen der Lieferausfälle um 27 Prozent ein. Die Aktie konnte sich mit einem knappen Plus von 0,05 Prozent auf 43,24 Dollar noch knapp einem Schluss im roten Terrain entziehen.


An der Technologiebörse Nasdaq gehörten die Titel von Yahoo! und Sun Microsystems zu den Spitzenreitern. Bereits am Vorabend hatten sie nach Börsenschluss Zahlen vorgelegt. Der kriselnde Internet-Konzern Yahoo! war zum Jahresende 2008 durch den Konzernumbau und Abschreibungen auf sein internationales Geschäft in die roten Zahlen gestürzt. Die Aktien kletterten um 7,94 Prozent in die Höhe auf 12,24 Dollar. Auch der Server- und Software-Hersteller Sun hatte 2008 rote Zahlen geschrieben, Experten hatten aber mit einen noch grösseren Verlust befürchtet. Die Titel verteuerten sich bis Handelsschluss um 21,80 Prozent auf 4,86 Dollar.


Der grösste US-Telekommunikationskonzern AT&T hatte Ende 2008 wegen der Kosten für einen massiven Stellenabbau einen Gewinneinbruch erlitten. Der Überschuss war im vierten Quartal im Jahresvergleich um fast ein Viertel auf 2,4 Milliarden Dollar gefallen. Die Aktie gehörte mit einem Abschlag von 0,08 Prozent auf 25,91 Dollar zu einem der drei Verlierer im Dow Jones Index.


Der drittgrösste Ölkonzern ConocoPhillips kletterte nach Zahlen um moderate 1,31 Prozent auf 50,16 Dollar nach oben. Das Unternehmen hatte zwar einen deutlichen Verlust für das vierte Quartal vorgelegt. Da die Zahlen aber nicht noch schlechter als erwartet ausgefallen waren, konnte der Titel hinzugewinnen, sagten Marktteilnehmer. (awp/mc/pg/36)

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