Chinesisches Wachstum fällt drastisch

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im Schlussquartal gegenüber dem Vorquartal um 5,6 Prozent – so stark wie seit der Asienkrise vor mehr als zehn Jahren nicht mehr. Auch Singapur fürchtet die schlimmste Rezession seit seiner Unabhängigkeit vor 40 Jahren und legte deswegen ein milliardenschweres Konjunkturpaket auf.


Millionen von Arbeitern haben ihre Jobs verloren
Chinas Wachstum, das 2007 noch 13 Prozent erreicht hatte, war im vergangenen Jahr (9 Prozent) erstmals seit 2003 nicht mehr zweistellig. Experten rechnen in diesem Jahr nur noch mit einem Anstieg von 5 bis 7,5 Prozent. Chinas Industrieproduktion wuchs im ganzen Jahr um 12,9 Prozent. Das sind 5,6 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr, wie das Statistikamt in Peking berichtete. Im letzten Quartal verlangsamte sich der Zuwachs auf nur noch 6,4 Prozent – so wenig wie seit Beginn der Erhebungen 1994 nicht mehr. Millionen von Arbeitern haben ihre Arbeit verloren. Rund ein Fünftel der Wanderarbeiter, die zum chinesischen Neujahrsfest am Wochenende in ihre Heimatdörfer reisten, seien von Fabrikschliessungen oder Produktionsstopps betroffen.


Gedämpfte Hoffnungen
«Die internationale Finanzkrise verschärft sich und breitet sich aus, während die negativen Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft anhalten», sagte Statistikchef Ma Jiantang in Peking. Die deutlich schwächere Konjunktur in der drittgrössten Volkswirtschaft der Erde dämpft die Hoffnungen, dass zumindest China angesichts der Krise in den USA, Europa und Japan der Weltwirtschaft noch auf die Sprünge helfen kann. Der fallende Bedarf der chinesischen Wirtschaft für Teile und Materialien trifft die Exportindustrien in anderen asiatische Volkswirtschaften wie Taiwan, Südkorea und Japan.


Japanischer Aussenhandel eingebrochen
Der Aussenhandel der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft Japan ist zum Jahresende 2008 regelrecht eingebrochen. Die Ausfuhren – der Wachstumsmotor der japanischen Wirtschaft – sanken im Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat um 35 Prozent. Neben den Exporten, gaben auch die Importe kräftig nach, teilte die japanische Regierung am Donnerstag mit.


Südkoreanisches BIP sinkt im 4. Quartal um 3,4 Prozent
In Südkorea schrumpfte das BIP angesichts der sinkenden Exporte und einer rückläufigen Binnennachfrage in den Monaten Oktober bis Dezember im Jahresvergleich um 3,4 Prozent. Im Gesamtjahr 2008 legte die südkoreanische Wirtschaft noch um 2,5 Prozent zu, 2007 waren es noch 5 Prozent. Die Wachstumsprognose von zwei Prozent für dieses Jahr werde sich wahrscheinlich nicht erfüllen, sagte der Leiter des Statistikteams der Bank of Korea, Choi Choo Shin. «Der Rückgang ist schärfer als wir noch Mitte Dezember erwartet hatten.» Volkswirte rechnen mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung von bis zu drei Prozent.


Konjunkturpakete in Südkorea und Singapur
Die südkoreanische Regierung um den konservativen Präsidenten Lee Myung Bak hat ein Paket zur Stimulierung der Wirtschaft im Wert von rund 140 Billionen Won (derzeit etwa 78,4 Mrd Euro) geschnürt. Auch die Regierung in Singapur legte ein Milliardenpaket mit einem Umfang von 20,5 Milliarden Singapur-Dollar (10,5 Mrd Euro) auf, die unter anderem für Steuerhilfen, Gehaltssubventionen, Infrastruktur, Bildung und Gesundheit ausgegeben werden sollen, wie Finanzminister Tharman Shanmugaratnam im Parlament erläuterte. (awp/mc/pg/28)

Schreibe einen Kommentar