Daniel Bloch, CEO Chocolats Camille Bloch SA

von Radovan Milanovic


Herr Bloch, als KMU, welche nicht kotiert ist, publiziert Chocolats Camille Bloch SA weder Umsatz- noch Erfolgszahlen. Einzig für das Jahr 2004, dem 75-Jahr-Jubiläum, ist der Umatz von 53 Mio. CHF bekannt. Können Sie und dazu einige Angaben machen? Wie sehen die Besitzverhältnisse von Chocolats Camille Bloch SA aus?


Wir haben auf Anfrage unsere Umsätze und andere Kennziffern immer kommuniziert: In 2007 haben wir ca. 1100 Tonnen Ragusa, 1000 Tonnen Torino, 440 Tonnen Likörschokolade, 330 Tonnen Mousse Schokolade und 680 Tonnen andere Spezialitäten, also 3350 Tonnen verkauft. Im Vorjahr waren es 3345 Tonnen. Dabei sind 30% der Produktion exportiert worden. Unsere Hauptmärkte sind dabei Deutschland, Frankreich, Italien, Dänemark und die USA. Der Umsatz von Camille Bloch betrug in 2006 51,5 und in 2007 netto 55,5 Mio. CHF. Chocolats Camille Bloch SA ist zu 100% im Familienbesitz.


Sehen Sie Chocolats Camille Bloch SA auch in der Zukunft als unabhängiges Unternehmen? Planen Sie allenfalls die Kotierung Ihres Unternehmens in der Zukunft?


Unabhängigkeit ist ein zentraler Wert unserer Kultur. Weitere Elemente sind: starke Marken, Qualitätsdenken und Innovationen. Eine Kotierung an der Börse steht demzufolge nicht zur Diskussion.


«2007 haben wir ca 1100 Tonnen Ragusa, 1000 Tonnen Torino, 440 Tonnen Likörschokolade, 330 Tonnen Mousse Schokolade und 680 Tonnen andere Spezialitäten, also 3350 Tonnen verkauft.»


Wie teilen sich die Umsätze des Schokoladenmarktes in der Schweiz auf?


Unser Marktanteil am gesamten Schokolademarkt ist 4%, dabei ist zu bedenken, dass wir als Nischenanbieter im grössten Segment gar nicht präsent sind, wie bei Milch- und Nussschokoladen.


Kaufen Sie die Rohstoffe für Ihre Schokoladenprodukte direkt in den Erzeugerländern ein oder beziehen sie diese über Importeure?


Haselnüsse kaufen wir zum Teil am Ursprung ein. Kakao und Kakaobutter beziehen wir über spezialisierte Handelskäufer, welche vor Ort einkaufen.


Stellen Sie Ihre Produkte von A bis Z selbst her oder veredeln Sie Halbfertig-Produkte wie solche von Barry Callebaut?


Die Spezialitäten von Chocolats Camille Bloch SA werden von der Bohne an in Courtelary produziert. Camille Bloch röstet die Kakaobohnen sowie Haselnüsse und bereitet seine eigenen Schokoladenmassen vor.


Chocolats Camille Bloch SA neueste Kreation, Ragusa Noir mit der kräftigen Kakao-Note dürfte dem Geschmack der Zeit nach dunkler Edel-Schokolade entsprechen. Was sind ihre ersten Erfahrungen im In- und Ausland mit diesem neuen Produkt?


Die letzte Kreation von Chocolats Camille Bloch SA – Ragusa NOIR – hat in der Schweiz ein grosses Echo ausgelöst und alle Erwartungen übertroffen. Ragusa NOIR scheint dem Geschmackstrend der Konsumenten nach intensiverer Schokolade genau zu entsprechen.


Die Schweizer verzehren pro Jahr im Durchschnitt rund 10 Kilo Schokolade, die Deutschen über 8 Kilo, die Russen immerhin rund 4 Kilo, während die Chinesen rund 100 Gramm vernaschen. Die Schokolade Industrie ist jedoch überzeugt, dass in China ein riesiges Schokoladen-Potenzial brach liegt. Anlässlich meiner kürzlichen Chinareise konnte ich verfolgen, das Schokolade in China mehr und mehr «in» ist. Wie sehen Ihre Pläne für China aus?


Wir sind ein spezialisiertes Unternehmen. Deswegen können wir in Ländern wo die Standard-Schokolade schon etabliert ist und regelmässig konsumiert wird, mit der nächsten Stufe, nämlich unseren Spezialitäten einsteigen. Die Schokolade wird in China erst jetzt allmählich entdeckt. Da kämen wir mit unseren Spezialitäten zu früh.


Seit dem Jahr 2000 bis 2008 sind die Schokoladenexporte nach China von Platz 100 auf 34 geklettert. Barry Callebaut, der Schweizer Schokoladenkonzern, hat die Zeichen der Zeit erkannt und in Suzhou, rund 100 km westlich von Shanghai, eine Fabrik errichtet und dazu passend gleich eine «Chocolate Academy», eine Ausbildungsstätte. Agiert hier Barry Callebaut im eigenen Interesse oder in Kooperation der Schweizer Schokoladen Industrie?


Auch wenn Barry Callebaut wahrscheinlich eigene Interessen verfolgt, schafft die Einführung der Schokolade in China eine Schokoladekultur und hilft dadurch indirekt der ganzen Schweizer Industrie.


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Chocosuisse, der Verband Schweizerischer Schokoladefabrikanten, zeigt auf, dass der Verkauf in 2006, bzw. 2007 um 5,3% bzw. 6.1% von Schokoladentafeln und -Kleinprodukte zugenommen hat, wobei der Inlandkonsum in der Schweiz im gleichen Zeitraum mit einem Wachstum von nur 0,8%, bzw. 3,1% zunahm. Somit bestätigt sich die Sättigung des Binnenmarktes. Wo sehen Sie Chancen für die Zukunft?nbsp;


Wachstumsperspektiven bestehen für uns hauptsächlich im Ausland. In der Schweiz ist Wachstum mit gezielten Innovationen immer auch möglich, wie die Lancierung der neuen Spezialität Ragusa NOIR.


Seit Januar 2007 bis Juni 2008 haben sich die Kakao-Preise bei einem fallenden Dollar mehr als verdoppelt, sind dann bis heute um rund 30% bei einem steigenden Dollar gefallen. In diesem Jahr haben die Schokoladenproduzenten die Preise für ihre Produkte erhöht. Wie sehen Sie die weitere Preisentwicklung für Schokoladenprodukte?


Die Kakaopreise sind in den letzten Wochen wieder stark gestiegen. Wir warten im Moment ab. Sollte der Trend anhalten, werden auch wir die Preise anpassen müssen.


Der Schokoladenmarkt konzentriert sich immer mehr auf zwei Produktgruppen, nämlich das Billig- und das Premiumsegment, also den qualitativ hochstehenden Produkten. Meine Frage an Sie als Produzent des Premiumsegments: Was sind Ihre früheren Erfahrungen des Konsumverhaltens in Zeiten der Rezession? Gehen Sie von einem Null- oder Minuswachstum aus? 


In den Jahren 2004 bis 2008 war Chocolats Camille Bloch SA sehr expansiv. In dieser Zeit konnten wir unseren Marktanteil auch in der Schweiz um 50% erhöhen. Wir rechnen damit, dass sich diese Dynamik verlangsamen wird und gehen immerhin von einem moderaten Wachstum im Jahre 2009 aus.


Was ist das Geheimnis des Erfolges von Camille Bloch?


– Qualitätsdenken
– Unabhängigkeit
– Kontinuität
– Spezialitäten
– Teamgeist


Herr Bloch, besten Dank für das Interview.





Zur Person
Daniel Bloch studierte an der Uni Bern Rechtwissenschaften und schliesst sein Studium als Bernischer Fürsprecher ab. Nach dem Studium sammelt er erste Industrie Erfahrungen als Assistent der Geschäftsleitung und Leiter Rechtsdienst in der Papierfabrik Utzenstorf (Biber Gruppe). Er betreut wichtige Umweltprojekte mit Schwerpunkt Kommunikation mit Behörden und Anwohnern. Verreist nach Amerika und arbeitet als «associate lawyer» in einer kleineren Anwaltskanzlei an der Park Avenue in New York. In New York führt er York auch die Geschäfte von Camille Bloch Corp der amerikanischen Vertriebsfirma für Chocolats Camille Bloch SA. 1994 steigt Herr Daniel Bloch ins Familienunternehmen Chocolats Camille Bloch SA ein. Er verlässt die Firma nach einer kurzen Einführungszeit, um das international ausgerichtete MBA Programm am INSEAD in Fontainebleau zu absolvieren. Übernimmt 1997 von seinem Vater den Vorsitz der Geschäftsleitung von Chocolats Camille Bloch. Seit 2004 sitzt er auch im Verwaltungsrat. Im April 2005 wird er zum Verwaltungsratspräsidenten von Chocolats Camille Bloch SA gewählt.


Bloch engagiert sich in Branchen und Wirtschaftsverbänden, (Vizepräsident Chocosuisse, Vorstand HIV des Kantons Bern) hält sich mit verschiedenen Sportarten fit (Jogging, Schwimmen, Tennis, Ski, Velo) unternimmt Reisen; mit Vorliebe nach New York, und isst leidenschaftlich gerne Schokolade.


Zum Unternehmen
1929 wurde Chocolats Camille Bloch AG in Bern mit einem Aktienkapital von Fr. 100’000.- gegründet. Das Unternehmen fabrizierte Schokolade und Konfiserieartikel im Hause
von Herrn Camille Bloch in Bern. 1935 verlegte die Gesellschaft die Fabrikation von Bern nach Courtelary in eine stillgelegte Papierfabrik. 1942 fand die Geburt von Ragusa, dem ersten Praliné-Stengel. Da der Kakao während des 2. Weltkrieges knapp ist, wurde der Kakao durch durch Haselnüsse ersetzt. 1948 wurde Torino, die Tafel mit grösstem Praliné-Anteil eingeführt. 1954 trat Herr Dr. Rolf Bloch ins Unternehmen ein, es wurde die Kirsch- und Cognac-Tafeln eingeführt und in Courtelary 1969 die neue Fabrik in Betrieb genommen. 1997 überlässt Herr Dr. Rolf Bloch seinen Söhnen Daniel und Stéphane die operationelle Führung. 2004 feierte Chocolats Camille Bloch SA sein 75jähriges Jubiläum. 2005 wird Herr Daniel Bloch als Verwaltungsratspräsident gewählt und Herr Stéphane Bloch wird Vize-Präsident des Verwaltungsrates, während sich Herr Dr. Rolf Bloch zurück zieht. Ab 2007 Camille Bloch vertreibt seine Spezialitäten auf dem deutschen Markt in eigener Regie und lanciert 2008 die neue Spezialität: Ragusa NOIR.

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