Finanzwesen steht vor Ethik-Revolution

Dies zeigen die Beratergruppe Neuwaldegg und das Meinungsforschungsinstitut OGM in einer gemeinsamen Studie auf. Dabei war es die Finanzbranche selbst, die Führungsethik mit 72 Prozent bereits im Sommer dieses Jahres – also vor der Eskalation an den Finanzmärkten – zu einem wichtigen Besetzungskriterium für Top-Positionen erklärte. Unternehmensethik und Corporate Social Responsibility (CSR) werden mittlerweile nicht mehr nur als Möglichkeit zur Image-Politur betrachtet, sondern strategisch geplant und dem Kerngeschäft zugeordnet. Die Finanzkrise könnte diese Tendenz noch verstärken.


Rückfall in alte Zeiten
«Betrachtet man die globale Entwicklung in Hinblick auf die Krise, wird deutlich, dass ethische Grundregeln in der Finanzbranche an Bedeutung gewinnen», erklärt Torsten Jung, geschäftsführender Gesellschafter der Beratergruppe Neuwaldegg. Je nach Sektor sei die Relevanz der Orientierung an Werten und Grundsätzen jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt und branchenabhängig. Gerade jetzt würden viele Unternehmen dazu neigen, rein wirtschaftliche Interessen in den Mittelpunkt zu stellen. «In manchen Branchen findet geradezu ein Rückfall in alte Zeiten statt», verweist Jung etwa auf den massiven Arbeitsplatzabbau in der Automobilindustrie.


Mitarbeiterkurse in Unternehmensethik
Knapp 80 Prozent der DACH-Führungskräfte sehen im Kontext von Internationalisierung und Globalisierung einen Bedarf an der Orientierung an Werten, um erfolgreich zu sein. Ein Drittel der Betriebe biete sogar Kurse an, um die Mitarbeiter in Unternehmensethik zu unterrichten. Unter Experten besteht jedoch Uneinigkeit darüber, ob die Verantwortung von Unternehmen ähnlich erlernbar ist wie etwa Betriebswirtschaft oder Finanzierung.


Globale Konzerne in der Pflicht
«Die strategische Grundausrichtung, der Sinn, das Zukunftsbild sowie die Werte und Prinzipien eines Unternehmens müssen miteinander im Einklang stehen. So können sie wirksamer und glaubwürdiger kommuniziert und auch gelebt werden. Und das kann eine Organisation auch lernen», meint Jung. Egal ob in guten oder schlechten Zeiten müssten besonders international oder global tätige Konzerne Unternehmenswerte konsequent verfolgen. (pte/mc/ps)

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