Hauke Stars, General Manager HP Schweiz
von Jolanda Lucchini
Frau Stars, Hewlett-Packard (HP) hat im vierten Geschäftsquartal per Ende Oktober im weltweiten Geschäft eine Umsatzsteigerung um 13 Prozent (118,4 Milliarden Dollar) ausgewiesen. Und dies trotz Konjunkturabschwächung. Worauf gründet dieses gute Resultat?
Wir haben in den letzten Jahren international sehr intensiv und konsequent an unserer Ausrichtung auf Kunden und Märkte, an unserer Kostenstruktur und unserem Produktportfolio gearbeitet. Wir sind heute als Unternehmen top fit. Die hervorragenden Resultate nicht nur in diesem, sondern in vielen vorhergehenden Quartalen, sind eine logische Folge davon. Ein kleiner Teil der Umsatzsteigerung ist auch anorganisch: Im vierten Geschäftsquartal wurde der Umsatz der von HP übernommenen Firma EDS zumindest teilweise hineinkonsolidiert.
HP hat EDS, in Finanznöte geratene Electronic Data Systems im vergangenen Mai für 13,9 Milliarden Dollar übernommen. Es ist eines der grössten IT-Dienstleistungsunternehmen, das von Ex-US-Präsidentschaftskandidat Ross Perot gegründet worden und später im Besitz von GM war. Was beabsichtigt HP mit der Übernahme?
EDS ist einer der erfolgreichsten IT-Dienstleister seit Jahrzehnten – das Unternehmen ist die Erfinderin des IT-Outsourcings. Zusammen sind wir nun in der Lage, unseren Unternehmenskunden noch bessere und umfassendere Dienstleistungen zu bieten. Gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten ist dies von Bedeutung: Mit Outsourcing beispielsweise können Unternehmen Kosten sparen und gleichzeitig die Dienstleistungsqualität erhöhen. Durch unsere Grösse und die enorme Erfahrung der beiden Unternehmen können wir mit einem einzigartigen Preis-Leistungsverhältnis und höchster Dienstleistungsqualität auftrumpfen.
Die weltweiten Reaktionen auf die EDS-Akquisition waren sehr unterschiedlich. Finanzanalysten waren skeptisch und Technologie-Experten stuften den Kauf als weitsichtig ein. Wie beurteilen Sie den Kauf? Wie wirkt er sich auf das Schweizer HP-Geschäft aus?
Das Dienstleistungsgeschäft ist ein wichtiger Wachstumsmotor für HP – es kurbelt auch das Hardware- und Softwaregeschäft an. Es ist deshalb folgerichtig, dass wir uns im Dienstleistungsgeschäft verstärken: HP war weltweit die Nummer 5 im IT-Dienstleistungsgeschäft, jetzt sind wir die Nummer 2. Klar kostet die Integration von EDS auch Managementkapazität. Aber es macht Sinn, denn die Hebelwirkung wird in den kommenden Monaten und Jahren enorm sein. Profitieren werden wir vor allem auch in der Schweiz: Denn sowohl das Kunden- als auch das Produktportfolio ergänzen sich hervorragend.
«EDS ist einer der erfolgreichsten IT-Dienstleister seit Jahrzehnten – das Unternehmen ist die Erfinderin des IT-Outsourcings. Zusammen sind wir nun in der Lage, unseren Unternehmenskunden noch bessere und umfassendere Dienstleistungen zu bieten.» (Hauke Stars, General Manager HP Schweiz)
Im Zuge der Übername kündigte HP die Entlassung von weltweit 24 600 Mitarbeitenden an. Auch in der Schweiz sind 275 Mitarbeiter davon betroffen. Was heisst dies konkret?&
Es ist richtig, dass ein Stellenabbau beabsichtigt ist. Da wir aber noch in der Konsultationsphase mit der Arbeitnehmervertretung sind, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nichts Genaueres sagen.
HP hat hierzulande bei Desktop-PCs und Notebooks 32 Prozent Marktanteil, weltweit gesehen sind es 18 Prozent. Weshalb schneidet HP Schweiz in diesem Bereich besser ab?
Es gibt mehrere Gründe für den Erfolg im PC-Geschäft. Die Schweiz ist zum einen ein ausgesprochen qualitätsbewusstes Land – und HP erfüllt höchste Qualitätsanforderungen, zu sehr attraktiven Preisen. Das können wir deshalb, weil wir weltweit Marktführer sind – Skaleneffekte und eine optimale Logistik verschaffen uns klare Kostenvorteile bei Herstellung und Vertrieb. Nehmen Sie unser Netbook, das bei uns Mini Notebook HP 2133 heisst: Er ist qualitativ so hochwertig wie die «normalen» Notebooks und trotzdem ausserordentlich preisgünstig. Die Schweizer honorieren auch die permanente Innovation von HP – und können es sich leisten, diese Innovation auch zu bezahlen. Und schliesslich: Wir haben ein ausserordentlich starkes und dichtes Händlernetz – in unserem KMU-Land kann dieser Trumpf nicht hoch genug eingeschätzt werden.nbsp;
Welchen Stellenwert nehmen Serviceleistungen und Produkte für Unternehmenskunden beziehungsweise Behörden bei HP Schweiz ein? Wie viel Prozent des Umsatzes machen sie aus?
Einen sehr hohen Stellenwert – wir erzielen mehr als dreiviertel unseres Umsatzes mit Unternehmenskunden. Wir unterstützen unsere Kunden mit unseren Produkten und Lösungen dabei, noch erfolgreicher zu werden. Durch Standardisierung, Optimierung und Automatisierung senken wir beispielsweise die Kosten für den IT-Betrieb, um Mittel für innovative, die Geschäftsziele unterstützende Projekte frei zu machen.
Trotz düsteren Konjunkturaussichten signalisiert HP, etwa im Gegensatz zum Konkurrenten Dell, weiterhin grossen Optimismus hinsichtlich Wachstumsaussichten. Einen Vorteil hat HP sicherlich durch die breitere Produkte-Palette. Doch reicht dies für eine Schönwetterprognose?
Es war keine Schönwetterprognose. Auch wir haben betont, dass wir uns der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung nicht entziehen können – und die Entwicklung für das nächste Jahr vorherzusagen, ist schwieriger denn je. Wichtig ist für uns: Wir wollen wie bisher schneller wachsen als der Markt – und in konsolidierenden Märkten wollen wir Marktanteile gewinnen. Indes hat HP verschiedene Trümpfe, die gerade auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stechen: Mit Outsourcing können Kosten gesenkt werden. Mit HPs bewährten Lösungen für das Rechenzentrum lässt sich der Stromverbrauch bis zu 40 Prozent senken. Mit Outputmanagement können die Kosten für das Drucken in Unternehmen um 30 bis 40 Prozent gesenkt werden. Solche und andere Lösungen machen unsere Kunden noch wettbewerbsfähiger.
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Welches sind bezüglich der Finanzkrise die grössten Herausforderungen, die Sie für HP zu meistern haben?
Wir müssen noch näher zu unseren Kunden und sie dabei unterstützen, die oben beschriebenen Lösungen erfolgreich einzuführen und die eigene Wettbewerbsposition dadurch zu verstärken. Kunden wollen Kosten senken und flexibler werden, um auf schnell ändernde Marktsituationen reagieren zu können.
Wie sieht Ihre mittelfristige Marktprognose aus?
Vieles hängt davon ab, wie schnell die internationalen konjunkturstützenden Massnahmen wie etwa die entschlossene Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank wirken. Wichtig ist für HP, dass wir uns auf die Dinge konzentrieren, die wir beeinflussen können. Konkret: Wir haben in den letzten Jahren sehr gut für und mit unseren Kunden gearbeitet, unsere Kundenzufriedenheit ist dementsprechend hoch. Zudem haben wir in den letzten Jahren unsere Organisation gestrafft und das Produktportfolio verstärkt und auf Wachstumsmärkte getrimmt. Wir haben unsere Hausaufgaben sehr gut gelöst.&
Der Bereich Software macht bei HP weltweit 3 Prozent des Umsatzes aus, er scheint somit von geringer Bedeutung zu sein. Lägen aber nicht gerade bei der strategisch wichtigen BTO (Business Technology Optimization) Marktchancen drin?
Software ist tatsächlich einer jener Wachstumsmärkte, die ich vorhin angesprochen habe. HP hat in den letzten Jahren mehrere Software-Unternehmen gekauft, heute sind wir weltweit der sechstgrösste Anbieter von Software. Und im Geschäftsjahr 2008, das Ende Oktober abgeschlossen wurde, sind wir im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gewachsen. Der wichtigste Bereich ist dabei, wie Sie richtig sagen, BTO: Wie kann ich IT einsetzen, um optimale Geschäftsresultate zu erzielen – diese zentrale Frage von Chief Information Officers lässt sich mit unserem BTO-Angebot umfassend beantworten. Unser Software-Bereich ist deshalb höchst strategisch für uns.
Im IT-Geschäft wird derzeit stark mit den Slogans «Green IT» und «Fair-Products» geworben. Offenbar lässt sich der ökologische Ansatz sehr gut mit den ökonomischen Interessen der Hersteller vereinen. Aber rechnen sich umweltgerechte und menschenfreundlich hergestellte Produkte tatsächlich?
Sie rechnen sich mit Sicherheit. Nehmen Sie das Herzstück der Unternehmensinformatik, die Rechenzentren. Wir habe eine Lösung, die erlaubt, deren Energieeffizienz um bis zu 40 Prozent zu erhöhen. Ist das ökologisch oder ökonomisch relevant? Ich würde sagen, dass beides zutrifft. Die Rechenzentren sind weltweit für mehr CO2-Ausstoss verantwortlich als der globale Flugverkehr. Das ist der ökologische Aspekt. Der ökonomische ist: 2007 wurde für Energie in Rechenzentren weltweit 5.48 Milliarden Euro ausgegeben. Es besteht ein eminentes Interesse daran, diese Summe zu senken. Zumal in der Schweiz: Glaubt man Medienberichten, werden Unternehmen nächstes Jahr massiv höhere Stromgebühren zu tragen haben.
«Vieles hängt davon ab, wie schnell die internationalen konjunkturstützenden Massnahmen wie etwa die entschlossene Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank wirken. Wichtig ist für HP, dass wir uns auf die Dinge konzentrieren, die wir beeinflussen können.»
Ein wichtiger Bereich von HP sind Drucker. Wie reagiert HP auf die Tatsache, dass hier der Markt bereits stark gesättigt ist?
Sie haben recht: Der Druckermarkt ist in weiten Teilen gesättigt, zudem hat HP in den meisten Marktsegmenten hohe Marktanteile – es ist aufwändig, diese noch weiter zu erhöhen. Aber gerade im Druckerbereich winken in bestimmten Segmenten die grössten Marktchancen. Erstens durch die Digitalisierung der gesamten grafischen Branche: Hier öffnet sich HP weltweit ein Markt im Wert von 663 Milliarden US-Dollar – ein Markt, der bis anhin von traditionellen Drucktechnologien dominiert wurde. Zweites Beispiel: Multifunktionsprinter. Sie können drucken, kopieren, faxen, scannen, und das alles farbig – dieser Markt wächst stark. Drittes Beispiel: Managed Print Service. Vielen Kunden möchten, dass wir den gesamten Druckprozess, von der Beschaffung über Installation, Wartung bis zur Ablösung übernehmen – und die Gesamtkosten mit ausgeklügelten Konzepten um 30 bis 40 Prozent senken.
Da die Hersteller vor allem an den eigenen Druckerpatronen verdienen, diese aber jeweils schnell als preisgünstige Kopien auf den Markt kommen, werden in einem immer schnelleren Rhythmus neue Druckermodelle herausgebracht. Was halten Sie von dieser Entwicklung?
Es stimmt, dass der Innovationszyklus sehr schnell ist. Treiber dieser Entwicklung sind aber nicht Renditeerwägungen mit Druckerpatronen, sondern die Nachfrage der Kunden nach immer besseren, schnelleren, effizienteren und auch ökologischeren Produkten. Ein Beispiel sind Fotodrucker, die erlauben, Fotos mit einer hohen Qualität zu Hause auszudrucken.
Wie sind Ihre Erwartungen hinsichtlich des Weihnachtsgeschäfts?
Wir sind immer noch positiv gestimmt. So wie es momentan aussieht, wird es ein gutes Weihnachtsgeschäft.
Frau Stars, besten Dank für das Interview.
Die Gesprächspartnerin
Hauke Stars, 41, ist seit Ende Januar 2007 General Manager von HP Schweiz und Country Manager der Technology Solutions Group (TSG).
Hauke Stars hat in Magdeburg Angewandte Informatik studiert. Danach erwarb sie an der University of Warwick (GB) den Master of Science in Engineering. Vor ihrer Tätigkeit bei HP hielt Hauke Stars diverse leitende Managementpositionen in der IT Branche inne. Bei Triaton, einem IT Service Anbieter und gleichzeitig einer Niederlassung der ThyssenKrupp AG, führte sie die Geschäftseinheit Applications & Services und war Managing Director der Tochergesellschaft Servicom. Im Jahre 2000 übernahm sie die Verantwortung für Vertrieb und Marketing und wurde Mitglied der Geschäftsleitung.