Aktienfokus: CS auf Höhenflug – war das die letzte Bereinigung?

Bis um 11 Uhr rücken Credit Suisse Namen um 7,2% auf 29,68 CHF vor. Das Tageshoch lag bei 29,88 CHF (+7,9%). Der Gesamtmarkt (SMI) steht zum Vergleich 1,93% höher.


Quartalsverlust von 3 Milliarden Franken erwartet
Die Finanzkrise belastet auch die zweite Schweizer Grossbank immer stärker, weshalb sie am Morgen eine Gewinnwarnung aussprechen musste. Bis Mitte nächsten Jahres will die CS nun 5’300 Stellen abbauen. Das entspricht 11% des weltweiten Personalbestands. Bei der CS akkumulierte sich im vierten Quartal allein bis Ende November ein Verlust von rund 3 Mrd CHF, dazu kommen Kosten für die angekündigten Restrukturierungen von 900 Mio CHF.


Ausmass des Verlusts überrascht
Für Analysten kommt nicht die Ankündigung, sondern das Ausmass des Quartalsverlustes überraschend. Der Fehlbetrag von 3 Mrd CHF bis Ende November liege deutlich über den bisherigen Verlustschätzungen des Marktes in der Grössenordnung von 1 bis 1,5 Mrd CHF.


Wurzel des Übels im Investment Banking
Da der Bereich Private Banking der Bank zufolge «gute» Fortschritte gemacht hat, ist die Wurzel des Übels einmal mehr im Investment Banking zu suchen. Der Fehlbetrag ist Experten zufolge mit Verlusten auf Deleveraging und hohen Eigenhandelsverlusten zu begründen. Zudem dürften weitere Wertberichtigungen in den Bereichen Geschäftshypotheken und Leveraged Finance angefallen sein, schreibt die ZKB.


Lichtblick
Vor allem der Oktober litt die Grossbank unter den Stürmen an den Finanzmärkten, habe sie doch im November wieder einen kleinen Nettogewinn verbucht. Das Investment Banking habe positive Erträge beigesteuert, aber einen kleinen Vorsteuerverlust erlitten, erklärte die CS-Spitze am Dienstag. Als Lichtblick wird von Marktbeobachtern die geplante Entwicklung im Investment Banking genannt, wo der Stellenabbau vornehmlich geschehen wird. Die künftigen Kerngeschäfte der Credit Suisse im Investment Banking hätten in diesem Jahr mit einem Gewinn von 2 Mrd CHF bis dato sehr gut gearbeitet, hiess es.


Private Banking: Das Geld kehrt zurück
Die Nachrichten zum Neugeschäft und zur Kernkapitalquote von 13% per Ende Jahr klängen ebenfalls gut, sagten Händler. Das Private Banking verzeichnete im vierten Quartal per Ende November «ansprechende» Neugeldzuflüsse. Diese Wortwahl könnte indes darauf hindeuten, dass sich der Nettozufluss verlangsamt habe, mutmasst die ZKB.


Kein weiterer Kapitalbedarf
Insgesamt gesehen sei mit dem deutlichen Verlust der CS-Aktie von 8% am Vortag offenbar der negative Nachrichtenfluss bereits vorweggenommen worden, so der Tenor im Handel zur Stärke des Titels. Experten sehen auf dem aktuellen Kursniveau kaum noch Abwärtsrisiko und bei der CS dürfte zudem kein weiterer Kapitalbedarf bestehen.


Zeit für Positionsaufbau
«Aus meiner Sicht ist es zu spät, die Aktien zu verkaufen», sagte ein Marktteilnehmer. Nun sei die Zeit für einen Positionsaufbau gekommen. Denn es sehe ganz danach aus, als habe die Credit Suisse nun ihre letzte Bereinigung vorgenommen. Mit den eingeleiteten Massnahmen schaffe sich die Bank eine gute Ausgangslage für 2009 bezüglich Risikoprofil, Kostenstruktur, Ertragsaussichten und Kapitalausstattung. (awp/mc/ps/17)

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