GM will 18 Milliarden Dollar – US-Automarkt am Boden

Der Konkurrent Ford Motor braucht bis zu neun Milliarden. Der US-Automarkt liegt weiter am Boden: Im November brach der Absatz von GM um 41 Prozent ein, die Verkäufe von Ford fielen um gut 30 Prozent.


Spekulationen über drohende Pleite
Die GM-Mitteilung löste sofort neue Spekulationen über eine drohende Pleite aus. Das «Wall Street Journal» berichtete, die ranghohe Funktionäre der Autoarbeiter-Gewerkschaft UAW befürchteten eine Insolvenz von General Motors noch vor Weihnachten, falls die Milliarden vom Staat nicht kämen. Das Unternehmen selbst betonte am Dienstag, es wolle eine Insolvenz unbedingt verhindern und setzte alles daran, die Hilfen aus Washington zu bekommen.


Vorkehrungen in Deutschland
In Deutschland bereitet sich Opel allerdings schon seit Mitte November auf eine Insolvenz der Konzernmutter vor und bat für diesen Fall um staatliche Bürgschaften von mehr als einer Milliarde Euro. Die Bundesregierung will bis Weihnachten darüber entscheiden.


Überzeugende Zukunftspläne als Voraussetzung für Kredite
GM beantragte die Kredite bei Vorlage eines Sanierungsprogramms im US-Kongress. Die Abgeordneten hatten überzeugende Zukunftspläne zur Voraussetzung für die dringend benötigten Kredite gemacht. Es geht um insgesamt 25 Milliarden Dollar für GM, Ford und Chrysler zusammen. Schon der maximale Bedarf von GM und Ford sprengt diesen Rahmen.


Rückzahlung nicht vor 2011
GM will bis Ende kommenden Jahres Kredite von zwölf Milliarden Dollar, um die Liquidität aufrecht zu erhalten. Sollte die Krise am US-Automarkt weiter andauern, würde noch einmal sechs Milliarden Dollar fällig, hiess es. Mit Rückzahlungen der Kredite will GM erst im Jahr 2011 beginnen.


GM und Ford versprechen umweltfreundliche Modelle
Dafür verspricht die Opel-Mutter, verstärkt in umweltfreundliche Modelle wie den Elektrowagen Chevy Volt zu investieren sowie die Kostensenkungen zu beschleunigen. Konzernchef Richard Wagoner will für ein symbolisches Gehalt von einem Dollar arbeiten. GM befürchtet, dass im kommenden Jahr im US-Markt nur noch 10,5 Millionen Autos verkauft werden können. Das wäre ein dramatischer Rückgang von den zuletzt üblichen mehr als 15 Millionen. GM glaubt, schon bei einem Marktvolumen von 12,5 bis 13 Millionen Fahrzeuge profitabel sein zu können.


GM will Saab schnell verkaufen oder schliessen
GM will seine schwedische Tochter Saab verkaufen oder auch schliessen. Das bestätigten Unternehmenssprecher in Detroit am Mittwoch schwedischen Medien. Konzern-Vizechef Frederick Henderson sagte dem Stockholmer Rundfunksender SR: «Wir schauen uns alle Möglichkeiten einschliesslich eines Verkaufs an.» Er meinte weiter, dass sich GM um eine möglichst schnelle Lösung bemühe: «Derartige Dinge werden umso besser, je schneller man sie anpackt.»


«Saab-Schliessung ausdrücklich in Betracht gezogen»
Die Wirtschaftszeitung «Dagens Industri» berichtete unter Berufung auf GM-Unternehmenssprecher, dass ausdrücklich auch eine Schliessung des Traditionsunternehmens in Betracht gezogen werde. General Motors stieg 1990 bei Saab ein und hält seit dem Jahr 2000 alle Anteile. Das Unternehmen produzierte im letzten Jahr mit 4400 Beschäftigten 125.000 Personenwagen. Saab-Chef Jan Åke Jonsson sagte, es gebe «mehrere Interessenten» für eine Übernahme und nannte die schwedische Regierung als «wichtigen Diskussionspartner».


Ford erwägt Verkauf von Volvo
Ford legte am Dienstag dem US-Kongress ein Konzept vor, nachdem das Unternehmen durch ein Staatsdarlehen über neun Milliarden Dollar bis 2011 wieder profitabel werden soll. Über die nächsten sieben Jahre sollen 14 Milliarden Dollar investiert werden, um den Benzinverbrauch der Ford-Flotte zu senken. Ausserdem wolle das Unternehmen seine fünf Firmenjets verkaufen. Bereits zuvor war bekanntgeworden, dass Ford einen Verkauf der verlustbringenden schwedischen Tochter Volvo erwägt.


Absatzeinbruch im November
Ford erlitt im November in den USA im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Absatzeinbruch von 30,6 Prozent auf gut 123.000 Fahrzeuge. Bei GM betrug das Minus 41 Prozent auf knapp 155.000 Fahrzeuge. Auch den erfolgsverwöhnten japanischen Autobauer Toyota traf es in Amerika hart: Der Absatz fiel um 34 Prozent auf gut 130.300 Autos. Deutsche Autobauer erwischte es auch. Daimler verbuchte ein Minus von 30 Prozent, BMW von 26,8 Prozent und VW von 19,2 Prozent. Die Verkäufe der Deutschen in den USA sind allerdings deutlich geringer.


Weitere Anhörungen in Washington
Es wurde erwartet, dass alle drei Chefs der US-Autokonzerne zu weiteren Anhörungen an diesem Donnerstag und Freitag nach Washington kommen werden. Bei einem ersten Auftritt vor zwei Wochen waren ihre Forderungen nach dem Milliardenkredit im Kongress auf deutliche Skepsis gestossen. Nachdem vor zwei Wochen die Anreise der drei Konzernchefs in Firmenjets auf scharfe Kritik gestossen war, plante Ford-Chef Mulally laut US-Medien, diesmal in einem Hybrid-Auto nach Washington zu kommen. Detroit liegt rund zehn Autostunden entfernt.


US-Absatz von deutschen Autobauern bricht erneut ein
Auch die deutschen Autobauer haben in den USA im November erneut deutliche Absatzeinbussen hinnehmen müssen. Dabei litt der Sportwagenbauer Porsche besonders unter der Zurückhaltung der US-Verbraucher. Die Auslieferungen in Nordamerika sanken nach Angaben des Unternehmens im vergangenen Monat um 46 Prozent auf 1.493 Fahrzeugen, davon entfielen 1.378 Fahrzeuge auf den US-Markt.  (awp/mc/ps/01)

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