CH-Eröffnung: Schwächer – Neue Rezessionsängste belasten
Die Worte des US-Notenbankchefs hätten am Markt für weiteren Druck gesorgt, meinen Händler. Es gebe zwar «vorsichtige Anzeichen» für eine Stabilisierung der Finanzmärkte, wie Bernanke vor der texanischen Handelskammer am Vorabend erklärte. Weitere Zinssenkungen seien zwar vorstellbar, doch sei deren Wirksamkeit fraglich, hiess es. Ingesamt bleibe die amerikanische Wirtschaft unter «bedeutsamen Stress». US-Finanzminister Paulson will indes die Kreditvergabe weiter fördern, wie er gestern erklärte. Die Regierung arbeite an weiteren Programmen, so Paulson.
Für den heutigen Tag stehen hierzulande nur wenige Unternehmensnews an. Entsprechend fehle es an möglichen positiven Impulsen, sagen Marktbeobachter. Auch makroseitig ist die Nachrichtenlage eher dünn.
Bis um 9.30 Uhr sinkt der SMI um 1,73% respektive 95,37 Stellen auf 5’432,21 Punkte. Der 30 Titel umfassende SLI gibt 2,08% auf 746,70 Stellen und der breite SPI 1,77% auf 4’473,91 Punkte ab.
Die stärksten Einbussen müssen CS (-6,6% auf 28,58 CHF) hinnehmen. Die Grossbank soll nun – wie schon die UBS – ins Visier der US-Steuerbehörde geraten sein. Das amerikanische Justizministerium hat Medienberichten zufolge bereits im September eine Untersuchung gegen das Institut eingeleitet. Zudem hat die Bank im Investment Banking weitere 650 Stellen abgebaut. Auch UBS (-3,2% auf 12,85 CHF) und Julius Bär (-2,9% auf 36,42 CHF) werden von den Anlegern tiefer gestellt.
Swiss Life tendieren am heutigen Investorentag bei -0,9% auf 71,40 CHF. Die am Morgen getätigten Aussagen hätten zwar keinen grossen Neuigkeitswert gehabt, sagen Marktbeobachter. Doch immerhin sei es nach der Gewinnwarnung von vor zwei Wochen nicht schlimmer gekommen, als insgeheim befürchtet. Die übrigen Assekuranzen schneiden zum Teil deutlich schlechter ab, vor allem Swiss Re (-5,4% auf 42,66 CHF) aber auch ZFS (-3,0% auf 213,40 CHF) und Bâloise (-1,6% auf 63,35 CHF).
Auch bei Syngenta (-3,8% auf 189,10 CHF) gibt es deutliche Einbussen. Marktteilnehmer machen den pessimistischen Ausblick des US-Düngemittelherstellers Mosaic für die Abgaben verantwortlich.
Swatch (-2,7% auf 131,10 CHF) und Richemont (-2,3% auf 19,45 CHF) verlieren nach einer Branchenstudie von Goldman Sachs leicht überdurchschnittlich. Die Analysten glauben, dass der langfristige Gewinnausblick und die Bilanzstärke der Luxusgüterhersteller attraktiv bleibt, doch kurzfristig könnte der Sektor unter negative Nachrichten leiden. Die Experten haben ihre Prognosen für die Unternehmen angepasst und die Kursziele auf 174,10 (225,90) CHF bzw. 26,10 (30) CHF gesenkt. Die Einstufung lautet jeweils «Buy».
Roche geben 1,0% auf 162,20 CHF ab und halten sich damit besser als der Index. Händler verweisen auf die Marktzulassung für das Medikament Boniva gegen Knochenschwund in der Dosis von 150mg-Tabletten durch die FDA. Die Zulassung dürfte vom zwar Markt positiv aufgenommen werden, aufgrund der Konkurrenz in dieser Medikamentenklasse könne jedoch nicht von einem Blockbuster-Status gesprochen werden.
Die ebenfalls defensiven Nestlé (-0,8% auf 42,54 CHF) und Novartis (-0,5% auf 55,05 CHF) verlieren unterdurchschnittlich, noch besser stehen Actelion (+0,8% auf 55,20 CHF) da. Firmenchef Jean-Paul Clozel hatte sich zuletzt mehrfach positiv zum weiteren Geschäftsverlauf des Unternehmens geäussert.
Im breiten Markt geben Acino «nur» 0,9% ab. Das Unternehmen hat in Deutschland einen positiven Entscheid für das Goserelin Implantat erhalten. Analysten hatten diesen Schritt erwartet, sie sehen das Produkt als zweiten Wachstumsimpulsgeber nach dem Buprenorphinpflaster.
Zum positiven Zahlenausweis und dem verhaltenen Ausblick bei Feintool (Aktie -2,1%) verweisen Analysten auf die hohe Abhängigkeit von der Automobilindustrie. Die Abkühlung auf den weltweiten Automobilmärkten dürfte das Unternehmen überproportional stark belasten, heisst es.
Also (-20,0%) und Ascom (-11,7%) sind die grössten Verlierer. Die zuletzt abgestraften Esmertec (+10,5%) und AMS (+2,2%) können dagegen zulegen. (awp/mc/pg/14)