Eltern investieren viel Arbeit und Geld in ihre Kinder

Grössere Familien und vor allem Alleinerziehende sind deutlich häufiger von Armut betroffen. Dies sind die Hauptergebnisse aus einem neuen Bericht des Bundesamtes für Statistik (BFS) über die Situation der Familien in der Schweiz.

Einpersonenhaushalte mit grösstem Anteil
Ende 2007 lebte etwas mehr als die Hälfte der in Privathaushalten wohnenden Bevölkerung der Schweiz in Familienhaushalten mit Kindern (55% bzw. 4’043’000 Personen). Allerdings machen diese Haushalte nur noch einen Drittel aller Privathaushalte aus. Den grössten Anteil an den Privathaushalten stellen die Einpersonenhaushalte mit knapp 37%. In gut vier von fünf Familien leben verheiratete oder unverheiratete Paare mit ihren Kindern zusammen. Jeder sechste Haushalt mit Kindern ist ein Einelternhaushalt. Jedes zehnte Kind unter 15 Jahren lebt in einem Alleinerziehenden-Haushalt.

Grosser Teil der Mütter reduziert zugunsten der Familie Erwerbstätigkeit
Eine klare Mehrheit der Mütter ist heute erwerbstätig. Die Familiensituation und das Alter des jüngsten Kindes haben hingegen nach wie vor einen starken Einfluss auf die Erwerbssituation und den Erwerbsumfang der Mütter. Mütter mit Partner und jüngstem Kind unter 5 Jahren waren 2007 deutlich häufiger nicht erwerbstätige Haus- und Familienfrauen (34%) als solche mit einem jüngsten Kind zwischen 10 und 14 Jahren (15%). Mütter mit Partner arbeiten zudem mehrheitlich Teilzeit (57%), oft mit tiefem Erwerbspensum. So üben 31% von ihnen eine Teilzeittätigkeit von unter 50% aus. Mit steigender Kinderzahl nimmt der Anteil nicht erwerbstätiger Mütter in Paarhaushalten zu, und der Beschäftigungsgrad unter den Erwerbstätigen geht zurück. Alleinerziehende Mütter andererseits sind nicht nur häufiger erwerbstätig (86%), sondern übernehmen allgemein höhere Erwerbspensen.

Eltern von Kleinkindern arbeiten mehr als 70 Stunden pro Woche
Familien wenden für Erwerbs-, Haus- und Familienarbeit wesentlich mehr Zeit auf als Haushalte ohne Kinder. Für die Haus- und Familienarbeit trugen 2007 in acht von zehn Paarhaushalten die Mütter die Hauptverantwortung, auch wenn sie ebenfalls erwerbstätig sind. Am stärksten belastet sind Mütter und Väter mit Kleinkindern: Ist das jüngste unter 5 Jahre alt, arbeiten beide Eltern rund 74 Stunden pro Woche. Bei den Müttern fallen jedoch vier Fünftel dieser Zeit auf die Haus- und Familienarbeit. Alleinerziehende Mütter mit Kleinkindern setzen mit durchschnittlich 78 Stunden pro Woche die meiste Zeit für familiäre und berufliche Aufgaben ein.

Viele Familien nehmen externe Kinderbetreuung in Anspruch
Zur Entlastung von Familienarbeit greifen Familien teilweise auf die Unterstützung ausserhalb des eigenen Haushalts zurück. Insgesamt nutzten 2007 rund ein Drittel (35%) aller Haushalte mit mindestens einem Kind unter 15 Jahren eine externe Kinderbetreuung. Bei Alleinerziehenden ist dies mit 51% häufiger der Fall als bei Paaren mit 34%. In mehr als 6 von 10 Fällen wird auf private Betreuungsangebote zurückgegriffen, dabei am häufigsten auf Verwandte (52%).

Weniger Geld pro Person in Haushalten mit Kindern
Im Vergleich mit Paaren ohne Kinder verfügen Familien mit Kindern mit monatlich durchschnittlich 7800 Franken über ungefähr gleich viel Einkommen. Da von diesem Betrag aber mehr Personen leben, steht bei Familien mit Kindern effektiv weniger Geld pro Person zur Verfügung. Mit zunehmender Anzahl Kinder steigt das Einkommen kaum. So stehen Familien mit drei und mehr Kindern rund 7950 Franken pro Monat zur Verfügung – also nicht wesentlich mehr als Familien mit einem Kind (rund 7600 Franken pro Monat). Die Familien passen ihre Ausgaben entsprechend an. Während bei Lebensmitteln eine verhältnismässig starke Zunahme mit jedem zusätzlichen Kind zu verzeichnen ist, stellt man bei anderen Ausgaben, wie z.B. für Restaurantbesuche oder Kleider für Erwachsene, eine Abnahme fest.

Direkte und indirekte Kinderkosten neu berechnet
Kinder bringen monetäre und zeitliche Aufwendungen für ihre Eltern mit sich. Höhere Konsumausgaben stellen direkte Kinderkosten dar. Zeit, die in Betreuung und Erziehung investiert wird und nicht mehr für Erwerbsarbeit eingesetzt werden kann, verursacht indirekte Kinderkosten. Die monatlichen direkten Kosten für ein Kind variieren je nach Anzahl der Elternteile und der Kinder im Haushalt. Sie betragen bei Paaren mit einem Kind 819 Franken. Zwei Kinder kosten zusammen 1310 Franken im Monat, d.h. 655 Franken pro Kind. Die Kosten für drei Kinder betragen insgesamt 1583 Franken im Monat bzw. 528 Franken pro Kind. Für Alleinerziehende mit einem Kind fallen höhere Kosten von monatlich 1092 Franken an, die unter anderem auf das durchschnittlich höhere Alter der Kinder zurückzuführen sind.

Die indirekten Kinderkosten in Folge von Einbussen beim Erwerbseinkommen der Mütter nehmen zwar insgesamt mit steigender Kinderzahl zu; in der Pro-Kind-Betrachtung ist es aber ein einzelnes Kind im Haushalt, das die höchste Differenz von rund 1000 Franken pro Monat ausmacht. Bei zwei Kindern führt jedes zu einer Einbusse von 813 Franken, bei drei Kindern von 682 Franken.

Familien sind häufig von Armut betroffen
Kinderreiche Familien und Alleinerziehende sind überdurchschnittlich häufig dem Phänomen der Armut ausgesetzt; letztere beziehen auch überdurchschnittlich häufig Sozialhilfe. 2006 lebten jeweils ein Viertel der Einelternfamilien (27%) und der Paare mit drei und mehr Kindern (24%) unter der Armutsgrenze. Beim Sozialhilfebezug weisen vor allem die Einelternfamilien einen überaus hohen Anteil an Sozialhilfeempfängern aus (18%). Je nach Haushaltsgrösse werden 20 bis 30% aller in einem Einelternhaushalt lebenden Kinder mit Sozialhilfe unterstützt. (Bundesamt für Statistik/mc/pg)

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