MLP stellt aktiven Vertrieb von Produkten des Grossaktionärs Swiss Life ein
Der Lebensversicherer Swiss Life wird beim deutschen Finanzdienstleister MLP nicht glücklich. Swiss Life besitzt zwar fast einen Viertel der Aktien von MLP. Dieser macht dem ungeliebten Grossaktionär aber das Leben schwer. Am Freitagmorgen gab Swiss Life den Vollzug des Kaufs von 26,2 Mio Aktien bekannt. Für die 24,3% an MLP zahlen die Schweizer 307 Mio EUR zuzüglich Kosten und Gebühren. MLP, die sich stets gegen ein Engagement von Swiss Life gewehrt hatte, reagierte am Freitag umgehend auf den formellen Vollzug der Transaktion und stoppte die Produktpartnerschaft.
Verkauf von Swiss-Life-Produkten ausgesetzt
MLP verkaufe mit sofortiger Wirkung keine Swiss-Life-Produkte mehr, «um jeglichen Anschein von Interessenkonflikten in unserer Beratung zu vermeiden», teilte der Finanz- und Vermögensberater in Wiesloch bei Heidelberg mit. Die Produkte der Swiss-Life-Gruppe würden den Kunden nicht mehr aktiv empfohlen. Neukunden würden, wie gesetzlich vorgeschrieben, künftig im Rahmen der schriftlichen Kundeninformation auf die Beteiligung der Swiss Life hingewiesen. Die Unabhängigkeit von Anbietern sei ein elementarer Bestandteil des MLP-Geschäftsmodells. Die 1971 gegründete MLP (Marschollek, Lautenschläger und Partner) ist auf die Vorsorge-, Risiko- und Vermögensberatung für Akademiker spezialisiert. Zudem betreut MLP Unternehmen in der betrieblichen Altersvorsorge und der Sachversicherung.
Weiterhin nicht an einem Engagement der Zürcher interessiert
Swiss Life hatte Mitte August die Übernahme von knapp 27% der Aktien des Finanzberaters angekündigt. MLP bezeichnete darauf den Einstieg des Schweizer Lebensversicherers als feindlich und führte umgehend eine Kapitalerhöhung durch. Dadurch drückte MLP den Anteil der Swiss Life unter die Sperrminorität von 25%. Und MLP ist offensichtlich weiterhin nicht an einem Engagement der Zürcher interessiert: «Wir begrüssen, dass die Swiss Life wie angekündigt ihren Anteil nicht weiter ausgebaut hat», wird MLP-Chef Uwe Schroeder-Wildberg in der Mitteilung zitiert.
Börse reagierte enttäuscht
Auch die Börse reagierte enttäuscht: Die Swiss-Life-Aktien setzten ihren Sinkflug am Freitag fort und büssten im frühen Handel bis zu 3,8% auf 64,20 CHF ein. Kurz vor 10.30 Uhr notierte der Titel noch mit einem Minus von 1,0% bei 66,00 CHF. Händler sagten, der Markt sei immer noch nicht von der Beteiligung an MLP überzeugt. «Die Leute sind enttäuscht, dass die Gesellschaft ihren Anteil nicht reduziert hat», sagte ein Händler. Der Markt habe darauf spekuliert, dass Swiss Life den MLP-Anteil wieder verkaufe. Schon seit Bekanntgabe des Swiss-Life-Engagements bei MLP – der im dritten Quartal wegen der Finanzkrise kaum noch Gewinn erzielt hat – halten sich Zweifel am Nutzen der Beteiligung und an der strategischen Logik. Die Zürcher Kantonalbank formulierte ihre Bedenken am Freitag so: «Die taktischen Überlegungen hinter dieser Teilakquisition sind sehr unklar.»
Swiss Life vollzieht Kauf von 24,32% der MLP-Aktien
Die Swiss Life Holding hat den Kauf von 24,32% der Beteiligung am Finanzdienstleister MLP abgeschlossen. So seien, wie im August angekündigt, 26,2 Mio MLP-Aktien zu einem Durchschnittspreis von 11,72 EUR je Aktie erworben worden, was einem Kaufpreis von 307 Mio EUR (rund 470 Mio CHF) zuzüglich Kosten und Gebühren entspreche. (awp/mc/gh/16)